Das Laecheln der Menschen
konnte. Aber vielleicht gab es dort doch irgendwelche Tiere, die im Sand lebte, dachte sich Temaju.
Ihm war bewusst, dass er umkommen konnte, wenn er in die Sandhölle ging, denn nicht umsonst traute sich niemand dorthin.
Fand er dort jedoch irgendwelche Tiere, die man essen konnte, dann hatte sich das Wagnis für ihn gelohnt, und er konnte mit Nahrung zur Stammesoase zurückkehren. Kehrte er dagegen ohne Nahrung zurück, dann würde man ihn verstoßen, wenn es die Stammesmutter verlangte. Die Stammesgesetze kannten da keine Ausnahme. Was hatte er also zu verlieren?
Nach einer kritischen Überprüfung seines restlichen Wasservorrats entschloss sich der Jäger, bis zu den hohen Dünen zu wandern, die er in einiger Entfernung scheinbar mitten in der Wüste sehen konnte. Jedes Jahr kamen sie ein Stück näher, und eines Tages würden sie auch die karge Steppe erreicht haben.
Wenn er bis dorthin ging und bis dahin nichts gefunden hatte, würde er wieder umkehren.
Also machte sich Temaju auf den Weg in die Sandhölle.
Und er hatte tatsächlich Glück. Am Fuße der Wanderdünen entdeckte er ein Klapperschlangenpärchen, das sich träge in der flirrenden Hitze sonnte.
Mit geübten Griffen hatte er sie schnell gepackt und in seinen Jagdbeutel gesteckt, den er sorgfältig verschnürte. Eigentlich hätte er jetzt umkehren können, aber Temaju war jetzt neugierig, was hinter den Dünen sein mochte. Noch nie war einer von den Stämmen über diese Dünen hinweggestiegen, zumindest hatte er nie etwas davon erfahren. Niemand wusste, was hinter diesen wandernden Sandbergen verborgen lag. Wenn es dort etwas Besonderes gab, musste man es von oben auf dem Hügelkamm sehen können.
Obwohl die Sonne mittlerweile schon ziemlich tief stand und die Nacht nicht mehr fern war, entschloss sich Temaju, die nächstgelegene Düne zu ersteigen, um einen Blick auf die dahinter liegende Landschaft zu riskieren.
Es kostete ihn nicht unbeträchtlich Mühe, bis er den Kamm der langen Wanderdüne erreicht hatte, denn der feine, lockere Sand erschwerte ihm den Aufstieg ganz erheblich. Ein paar Mal rutschte er ein ganzes Stück zurück und musste von Neuem hochklettern. Immerhin war der Sandberg nahezu hundert Armlängen hoch, und das bedeutete für ihn eine ganze Menge anstrengender Kletterarbeit in der flirrenden Hitze.
Als die Sonne schon fast den Horizont berührte, gelangte er endlich oben an und starrte hinab auf die endlose Weite der Sandwüste, die im Schein der untergehenden Sonne blutigrot schimmerte.
Fast schon wollte sich Temaju voller Enttäuschung wieder abwenden, da erblickten seine Augen ein helles, rundes Gebäude, das nur einige Dutzend Schritte vom Fuß der Sandberge entfernt war. Vermutlich hatten die wandernden Dünen den Bau bis vor Kurzem noch bedeckt.
Der seltsame Bau sah aus wie ein halb im Boden versunkenes Ei und weckte Temajus Neugier. Obwohl es bald dunkel werden würde, machte er sich auf den Weg zu dem seltsamen Ding ...
Die Dämmerung hatte bereits begonnen, als er das "Ding" erreichte und zunächst misstrauisch umkreiste. Dabei entdeckte er eine kleine Tür, die sich jedoch nicht öffnen ließ, weil Sand sie blockierte. Sosehr Temaju auch an dem kugelförmigen Griff zerrte, sie ließ sich nicht weiter als eine Daumenbreite aufziehen.
Also machte er sich daran, den Sand vor der Tür mit den Händen wegzuschaufeln. Dabei musste er feststellen, dass sie viel größer als angenommen war, weil der Sand ihre untere Hälfte verborgen hatte. Als er dann endlich genug Sand weggeräumt hatte, war es schon Nacht geworden, und nur die Sterne spendeten ihm noch ihr spärliches Licht.
Temaju spürte bereits die Nachtkälte und war sich im Klaren darüber, dass ihm nun gar nichts anderes mehr übrig blieb, als in das "Ei" hineinzugelangen, um darin Schutz vor der bitteren Kälte der Wüstennacht zu finden. Sonst würde er hier draußen unweigerlich erfrieren.
Wieder zerrte er mit aller Kraft an der Tür und schaffte es schließlich, sie soweit aufzuziehen, dass er in das Innere des geheimnisvollen Gebäudes gelangen konnte.
Drinnen herrschte wahrhaft stygische Finsternis, und Temaju hatte das unbestimmbare Gefühl, von unsichtbaren Augen beobachtet zu werden.
War dies eine von Dämonen geschaffene Menschenfalle?
Oder war es ein Heiligtum der untergegangenen Großen Alten, die einstmals die ganze Welt beherrscht hatten?
Behutsam legte er den gut verschnürten Beutel mit den gefangenen Schlangen am Eingang ab
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