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Das Laecheln der Menschen

Das Laecheln der Menschen

Titel: Das Laecheln der Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz R. Friedhoff
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und zog seinen langen Knochendolch aus dem Gürtel.
    Die Waffe, aus dem Unterarmknochen eines Toten geschnitzt, gab ihm das Gefühl, nicht völlig wehrlos zu sein gegenüber den unbekannten Gefahren, die hier vielleicht auf ihn lauerten. Vorsichtig machte Temaju ein paar Schritte in das Dunkle hinein. Da trat sein Fuß auf eine Bodenplatte, die unter seinem Gewicht ein winziges Stück nachgab. Irgendetwas unter der Platte klickte leise, und im gleichen Augenblick flammten ringsherum grelle Lichter so hell wie die Sonne auf. Schlagartig wurde es um ihn herum taghell.
    Zu Tode erschrocken wirbelte Temaju laut aufschreiend um die eigene Achse, den Dolch stoßbereit erhoben und bereit, um sein Leben zu kämpfen. Doch es passierte überhaupt nichts, was für ihn eine Bedrohung darstellen mochte.
    Sein Herz schlug ihm rasend bis zum Halse; er zitterte am ganzen Leibe und hatte Mühe, sich von seinem enormen Schrecken zu erholen. Aber dann, als er erkannte, dass ihm keine Gefahr drohte, siegte seine Neugier über seine kreatürliche Angst, und staunend sah er sich um.
    Ihm war, als befände er sich in einer anderen Welt.
    Noch nie hatte er Derartiges gesehen, und er wunderte sich, dass noch niemand etwas von diesem Wunder in der Wüste erzählt hatte.
    Er befand sich in einem großen, runden Saal voller rätselhafter Dinge und Geräte, von denen einige wie eiserne Kisten aussahen, an denen bunte Lichter glühten oder blinkten. An der Wand sah er weiße Bilder wie von innen heraus aufleuchten, die einen Menschen in komischer Bekleidung zeigten, der mit der Hand irgendwelche Stellen an den Metallkisten berührte.
    Verständnislos starrte Temaju diese leuchtenden Bilder an, die einmal hell und dann wieder dunkel wurden, immer wieder. Es dauerte eine ganze Weile, bis er endlich begriff, dass er das Gleiche tun sollte, was der Mensch auf den Bildern machte. Unter einem Bild erschien ein leuchtender roter Pfeil, der auf eine der Eisenkisten zeigte. Als Temaju vorsichtig an das betreffende Gerät herantrat, brannte daran nur noch ein einziges Licht: ein leuchtender Knopf.
    Wie der Mensch auf den Leuchtbildern drückte Temaju auf diesen Knopf -- und sprang wie von einer Tarantel gebissen zurück, als der Kasten ein deutlich vernehmbares Summen von sich gab.
    Über einem anderen Kasten leuchtete jetzt ein weiteres Bild auf, und Temaju, der nun Gefallen an diesem seltsamen Spiel fand, drückte abermals auf einen leuchtenden Knopf. Wieder erklang das Summen, aber diesmal jagte es ihm keinen Schrecken mehr ein.
    Er wandte sich nun dem letzten Bild zu, welches ihm zeigte, dass er sich auf einem Sitz niederlassen sollte, der vor einer mannshohen, mehrere Schritte breiten, rechteckigen, grauen Scheibe stand.
    Temaju zögerte, denn er wusste noch immer nicht, ob er es hier mit guten oder bösen Geistern zu tun hatte, und sitzend war er weniger reaktionsschnell und damit auch wehrloser.
    Aber dann sagte er sich, dass ihm ja bislang nichts passiert war, was bestimmt nicht der Fall gewesen wäre, wenn hier böse Dämonen am Werke wären. Solche bösen Geister hätten ihm schon längst den Garaus gemacht.
    So überwand Temaju sein Misstrauen und ließ sich in dem Sitz nieder, der erstaunlich bequem war. Unter der mattgrauen, leicht nach außen gewölbten Scheibe leuchtete wieder ein roter Knopf auf, und ohne langes Zögern drückte er darauf.
    Einige Atemzüge lang geschah überhaupt nichts. Temaju wollte schon enttäuscht den Sitz wieder verlassen.
    Aber dann sah er voller Staunen, wie sich das graue Rechteck erhellte und in weißlichem Licht flimmerte.
    Sein Staunen wurde schier grenzenlos, als in der Scheibe farbige Bilder erschienen:
    Bilder, die sich bewegten!
     
Und dann erblickte Temaju das Paradies, von dem die alten Sagen der Stämme zu erzählen wussten:
    Er sah dunkle Wälder mit hochgewachsenen Bäumen, saftig-grüne Wiesen, goldene Kornfelder und mächtige Flüsse, in denen unvorstellbar viel Wasser floss, viel mehr, als jemals aus allen ihm bekannten Brunnen in den Oasen der Steppe fließen konnte.
     
Ungläubig beugte er sich mit weit aufgerissenen Augen vor, als er in der Scheibe Tiere sah, die er selbst aus den ältesten Sagen und Mythen nicht kannte. Temaju war jetzt absolut sicher, dort das Paradies zu sehen, aus dem die Menschen vor unzähligen Sonnenaufgängen von mächtigen Göttern wegen eines lange vergessenen Frevels vertrieben worden waren, wie es die alten Sagen erzählten.
    Temaju hatte den alten

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