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Das Laecheln der Menschen

Das Laecheln der Menschen

Titel: Das Laecheln der Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz R. Friedhoff
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kam und nun über die Küste hinwegfegte, brachte keine Linderung; er bewirkte eher das Gegenteil.
    Mit stumpfen Blicken musterte der Alte die heranrollenden Wogen des Meeres und lauschte dem Rauschen der schäumenden Brandung. Dann hob er den Blick und schaute hinüber zum fernen Horizont, wo das Blau des Wassers mit dem strahlenden Azur des Himmels verschmolz. Eine Weile sah er zur Sonne empor, der einstigen Lebensspenderin, die unverändert ihre Bahn am Firmament zog. Aber die Sonne spendete kein Leben mehr, denn ihre Infrarotstrahlen brachten nur noch den Tod auf die Erde, seitdem es keine schützende Ozonschicht mehr gab. Doch selbst wenn es noch eine ausreichende Ozonschicht gegeben hätte, das Ende wäre dennoch unausweichlich gewesen. Seit der gigantischen Nuklearkatastrophe in Südchina war die gesamte Atmosphäre so stark radioaktiv verseucht, dass ein Überleben der Menschheit unmöglich geworden war.
    Der Alte fragte sich unwillkürlich, wie oft er die Sonne wohl noch sehen durfte.
    Ein wenig geblendet wandte er sich ab und ging langsam zu der weiß schimmernden Plastikwohnkuppel, die einige hundert Meter entfernt neben einem spärlich bewachsenen Hügel stand.
    Nachdem er den engen, gewundenen Pfad zur Kuppel hinaufgegangen war, drehte er sich noch einmal um. Sein Blick schweifte über das Meer, und er atmete die heiße, schwüle Luft tief ein. Schließlich trat er in das Halbdunkel der Wohnkuppel, wo er sich an einen Tisch setzte und seine Gedanken niederschrieb, obwohl er kaum hoffen konnte, dass jemals ein Wesen seine geschriebenen Worte lesen würde ...
     
"... Leben heißt Werden und Vergehen. Zwischen dem Anfang und dem Ende, zwischen diesen beiden dunklen Polen, deren Geheimnisse dem Menschen immer verborgen blieben, liegt eine kurze Strecke des Lichts, ein Abschnitt des Schaffens und des Erfahrens. Nur diese kurze Zeit zwischen Geburt und Tod nimmt der Mensch bewusst wahr. Alles, was jenseits der finsteren Grenzen existiert, ist für ihn nicht fassbar, nicht real vorhanden und damit unbegreiflich. Vergeblich versuchte der Homo-sapiens diese geistigen Ketten zu sprengen, die ihn und seinen Intellekt zwischen Geburt und Tod gefangen hielten. Er versuchte hinter die Grenzen des Jenseits zu schauen, um den Sinn allen Seins zu erkennen, doch die Grenzen erwiesen sich für ihn und seinen Verstand als unüberwindlich.
    Eingeschlossen wie in einem Käfig versuchte der Mensch dem Leben einen Sinn aufzuzwingen, ohne jemals den Sinn oder Nichtsinn des Lebens herauszufinden. Es blieb nur bei kläglichen, der Vernunft und der Logik widersprechenden Versuchen. Aber der Mensch klammerte sich an die dünnen Strohhalme, welche die Großen der Philosophie und Theologie ihm anboten. Er glaubte das, was er glauben wollte. Diese Irrwege aber wurden dem Homo-sapiens zum Verhängnis. Bald zerfraßen Angst und Zweifel seine geistigen und kulturellen Wurzeln. Religionen entstanden und vergingen wieder, denn Wissenschaft und Forschung erbrachten immer neue Ergebnisse, die den Religionen und Heilslehren widersprachen und den Glauben an sie zunichte machten. Ohne inneren Halt taumelte die Menschheit durch die Jahrhunderte, bis der große Umbruch kam.
    Der in der Phantasie und der Glaubensvorstellung existente Weltenschöpfer wurde entthront, die Geschichte der Welt wurde radikal entmythologisiert. Religionen wurden verdrängt, und der Mensch begann selbst die Stelle Gottes einzunehmen. Aus dem von Mythologie und Religion beherrschten Menschen wurde ein Herrscher über die Natur und ein Raubtier ohne Fesseln. Der Mensch schleuderte seine Ethik und seine Moral von sich; er verlor das, was man Gewissen nannte. Für ihn gab es keine Grenze mehr, und alles, was machbar war, wurde auch getan, ohne Rücksicht auf die Folgen. Musste der Homo-sapiens deshalb untergehen."
     
Der Alte bewegte sich gemächlichen Schrittes durch das milchige Dämmerlicht des gewölbten Raumes im Innern der Kuppel. Von irgendwoher drangen die Klänge von Musikaufnahmen und schoben die düsteren Gedanken des Mannes ein wenig beiseite. Er war froh, dass sein Vater die Aufnahmen und die Anlage gerettet hatte, denn die Musik ließ sein Dasein ein wenig erträglicher erscheinen.
    Ein wenig behäbig ließ er sich in einem der Schaumstoffsessel nieder. Die Musik, ein Relikt aus der Zeit menschlicher Kreativität, umwob ihn mit den dünnen Fäden der Illusion, versenkte seinen angegriffenen Geist in den sanften Wogen angenehmer Träumereien. Für einige

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