Das Laecheln der Menschen
dass er sterben muss."
Eine Weile antwortete Maria nicht, dann jedoch schaute sie den Arzt an.
"Also gut," sagte sie, "Sie haben mein Einverständnis. Retten Sie sein Leben. Ich hoffe nur, dass ich jetzt keinen Fehler mache."
"Ein Leben zu retten, kann niemals ein Fehler sein," meinte der Chefarzt, "Wir werden sofort mit der Operation beginnen."
Er glaubte zu fühlen, wie irgendetwas in ihn eindrang, aber er wusste nicht, was das sein konnte. Dann glaubte er zu spüren, wie er in eine tiefe Grube gelegt wurde, in eine Art Grab, das sich über ihm für immer schloss ...
"Emulsion in den Gehirnbehälter einfließen lassen!"
"Elektronisches und cybernetisches System koppeln und auf Funktion überprüfen!"
"Hirnfrequenz normal. Nervenimpulse werden ohne Verzögerung übertragen und korrekt umgesetzt. Keine Codierungsprobleme."
"Messungen zeigen keine Abweichung an. Alles in Ordnung. Funktionen sind einwandfrei!"
"Selbsterhaltungsprogramm ist in Funktion."
"Audiovisuelle Übertragung ist korrekt. Nervenimpulse weichen nicht vom Normalwert eines biologischen Systems ab. Auch sonst keine Unregelmäßigkeiten festzustellen."
"Alles klar. Das gesamte Körpersystem funktioniert."
Die Verbindung zwischen einem menschlichen Gehirn und einem Robotkörper war hergestellt. Bernd Rolter hatte jetzt einen neuen Körper aus Kunststoff und Stahl. Er war zum " Cyborg " geworden, denn so pflegte man einen cybernetischen Organismus im Fachjargon zu nennen.
Bernd kam nur langsam wieder zu Bewusstsein. Als er seine elektronischen "Augen" aufschlug, sah er als Erstes das Gesicht von Maria, die beruhigend auf ihn einredete, wie es ihr die Ärzte geraten hatten.
Noch während der Operation war sein Gehirn durch elektronische Hypnose-Impulse auf seinen neuen Zustand vorbereitet worden, um zu verhindern, dass diese Erkenntnis zu einem Schock führte.
Vier Wochen lang blieb er noch unter Beobachtung und wurde von Ärzten, Psychologen und Elektronikern rundum getestet. Sein Verhalten und seine Reaktionen wurden als völlig normal eingestuft und galten als zufriedenstellend.
Schließlich wurde er als geheilt entlassen.
Äußerlich unterschied sich Bernd nur wenig von seinem ehemaligen menschlichen Körper, dafür sorgten verblüffend echt aussehende Verkleidungen aus Kunststoff und Gummi. Aber sein Leib war eben nur eine Maschine, in der nur sein Gehirn noch menschlich war. Bernd konnte sich nur schwer an diesen Gedanken gewöhnen.
Doch Maria gab sich die allergrößte Mühe, ihn vergessen zu lassen, dass er jetzt kein normaler Mensch mehr war, und das bewahrte ihn davor, den Verstand zu verlieren.
Das Mondshuttle TF-2-321 landete auf dem internationalen Raumflughafen von Frankfurt.
Major Heinz Rolter erledigte die üblichen Formalitäten und bestellte dann ein Flugtaxi, um seinen Bruder Bernd zu besuchen. Doch bevor das Taxi eintraf, erreichte ihn die Nachricht, dass er sich dringend im Zentralkrankenhaus melden sollte.
Etwas verwundert kam er dieser Aufforderung nach und erfuhr dort, was seinem Bruder zugestoßen war.
Bernd Rolter konnte seinen Arbeitsplatz als Journalist bei der Zeitung NEW WORLD TIMES behalten. Da er sich aber genierte, sich mehr als unbedingt nötig unter anderen Menschen aufzuhalten, wurde Maria auch seine berufliche Partnerin.
Sie machte die Bild- und Tonaufnahmen an den Brennpunkten des Geschehens, während Bernd die dazugehörigen Reportagen schrieb.
Sie waren ein gutes Team, und ihre Arbeit wurde von der Chefredaktion der Zeitung sehr geschätzt.
Für Bernd hatte das Leben praktisch neu begonnen. Und er wusste, dass er das allein Maria zu verdanken hatte, denn sie gab ihm den Halt, den er jetzt dringender brauchte als jemals zuvor.
Er konnte sich ein Leben ohne sie überhaupt nicht mehr vorstellen.
Heinz Rolter machte dem Chefarzt die größten Vorwürfe.
"Wie konnten Sie meinem Bruder so etwas antun?" schimpfte er, "Sie wissen doch genau, wie groß die psychische Belastung eines solchen Zustandes ist. Ein Leben in einem Roboter kann die Hölle sein, in der ein Mensch ständig unter schwersten Depressionen leidet. Man fühlt sich doch nicht mehr wie ein richtiger Mensch. Ist ein solches Leben nicht vielleicht schlimmer als der Tod?"
"Wir haben Ihrem Bruder das Leben gerettet, und nur das zählt," erwiderte der Chefarzt ungehalten, "Schließlich konnten wir ihn nicht einfach sterben lassen."
"So? Ist das Ihre Meinung?" fragte Heinz
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