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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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haben, wenn er unter falschen Personalien lebt. Und ich glaube nicht, dass es ehrbare Gründe sind. Simon Halbermanns einzige nachweisbare Aktivitäten in Deutschland erstrecken sich auf diesen Kulturverein, der, wie ich glaube, nicht zufällig im gleichen Haus untergebracht ist, in dem auch die Glasic und Persson wohnen. Und ganz zufällig ist auch noch der verrückte Professor in der Nachbarschaft gemeldet. Auf Norderney laufen alle Fäden zusammen. Deswegen werden wir genau dort den Hebel ansetzen.«
    »Zuerst müssen wir herausfinden, wo der alte Professor jetzt lebt«, sagte Dietmar Petermann. Monika Sander hatte erzählt, was sie über die merkwürdigen Bewohner des Nachbarhauses der Glasic erfahren hatte. Ein kurzer Anruf bei der blonden Angestellten der Stadtverwaltung auf Norderney hatte bestätigt, dass in der Kaiserstraße 22 niemand mehr wohnte, obwohl der alte Professor und seine grönländische Lebensgefährtin dort noch immer mit Hauptwohnsitz gemeldet waren.
    Trevisan lächelte. »Ich wette, wir finden ihn in Dänemark. Die dänischen Kollegen sind unterrichtet.«
    Draußen hatte der Wind zugenommen. Trevisan schloss das Fenster. »Also gut, dann brauche ich zwei Freiwillige für die erste Schicht. Sofern man heute überhaupt noch auf die Insel kommt.«
    Die Anwesenden blickten sich fragend an.
    »Also ich kann heute nicht«, meldete sich Dietmar zu Wort. »Ich habe heute Abend Probe für den Kirchenchor. Das ist wichtig. Ich habe am Sonntag einen Soloeinsatz.«
    Trevisan nickte.
    »Ich mache es«, sagte Tina Harloff.
    Trevisan lächelte.
    »Dann gehe ich mit«, meldete sich Till. »Vorausgesetzt, ich werde morgen abgelöst und habe den Rest des Tages frei.«
    »Gut, morgen seid ihr beide dann dran«, beschloss Trevisan und deutete auf Dietmar und Alex. »Und abends trifft uns beide dann das Los«, sagte er zu Monika. »Aber ich hoffe, dass ich für das weitere Wochenende die Bereitschaft mobilisieren kann. Wenn nicht, dann bleibt es an uns hängen.«
    Monika nickte. »Und was machen wir jetzt?«
    Trevisan warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach vier. »Viel bleibt uns nicht mehr übrig. Ich hätte mir gerne noch einmal Behrends vorgeknöpft.«
    »Da wirst du Pech haben«, schaltete sich Dietmar ein. »Soviel ich weiß, hält er in gut einer Stunde eine Rede vor den hiesigen Wirtschaftsvertretern. Anschließend gibt es natürlich ein Bankett.«
    »Weißt du, wo?«, fragte Trevisan.
    »Im City-Hotel am Valoisplatz«, antwortete Dietmar.

28
    Die Hitze der vergangenen Tage war durch die frische Brise hinweggefegt worden. Dunkle Wolken türmten sich bedrohlich am Himmel. Die hellen und leuchtenden Farben waren einem düsteren Licht gewichen.
    In dem großen, weißen Haus gegenüber dem Parkplatz am Valoisplatz erleuchtete ein heimeliger gelber Lichtglanz die zahllosen Fenster. An den vielen weißen Fahnenstangen vor dem Eingangsportal flatterten die Banner verschiedener Nationen im langsam stärker werdenden Wind. Noble Wagen parkten auf dem weitläufigen Platz vor dem Gebäude.
    Zwei Männer in grauen Anzügen standen vor der gläsernen Drehtür, rauchten und unterhielten sich. Grußlos ging Trevisan an ihnen vorüber und betrat das Foyer. Ein schwerer grüner Teppich dämpfte seine Schritte. Gold schimmernde Kronleuchter hingen an langen Ketten von den Decken und verbreiteten ein angenehmes Licht. In den Sitzecken neben dem Empfang saßen Menschen auf bequemen Sesseln und führten angeregte Gespräche. Trevisan ging zum Empfangspult, dessen dunkles Holz ins gelbe Licht der Kronleuchter getaucht war. Zwei junge Frauen standen dahinter, in weißen Blusen mit kleiner, roter Fliege um ihre Kragen. Sie musterten Trevisan mit aufmerksamem Lächeln.
    »Guten Tag, mein Herr«, sagte die Blonde mit rauchiger Stimme. »Willkommen im City-Hotel. Wie können wir Ihnen helfen?« Die Worte klangen einstudiert.
    »Hier findet eine Tagung der Wirtschaftsgemeinschaft Wilhelmshaven statt«, sagte Trevisan. »Der Abgeordnete Behrends soll dort sprechen.«
    Die Frau nickte. »Oh, die Tagung ist bereits seit einer Stunde im Gange. Mittlerer Durchgang, Tagungsraum 2. Sind Sie gemeldet?«
    Trevisan schüttelte den Kopf. »Ich muss mit dem Abgeordneten sprechen.«
    Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht der jungen Hotelangestellten. »Das ist aber nicht möglich«, erwiderte sie streng. »Die Veranstaltung ist nur für geladene Gäste.«
    Trevisan zückte seinen Dienstausweis. »Es lässt sich trotzdem nicht

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