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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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vermeiden. Herr Behrends wird schon ein paar Minuten für mich Zeit haben.«
    Die Gesichtszüge der Frau entspannten sich. Das Lächeln kehrte zurück.
    »Wenn das so ist, soll ich …«
    »Keine Umstände«, fiel ihr Trevisan ins Wort. »Ich werde ihn schon finden.«
    Er wandte sich um. Der Tagungsraum war nicht zu verfehlen. Eine Hinweistafel stand direkt vor der Tür. Die Aufschrift Nur für geladene Gäste, hinderte Trevisan nicht, vorsichtig die goldene Klinke der Zugangstür herunterzudrücken. Leise betrat er den Raum.
    An U-förmig angeordneten Tischen saßen gediegen gekleidete Damen und Herren vor einer aufwändig gedeckten Tafel. Kein einziger Platz war leer geblieben. Die weißen Tischdecken strahlten vor Reinheit. Neben der Tür war ein Buffet aufgebaut. Zwei Hotelangestellte in blauer Dienstkleidung standen daneben und beobachteten aufmerksam die Szenerie, allzeit bereit, geleerte Gläser sofort wieder aufzufüllen.
    Gunther Behrends stand hinter einem Pult inmitten der unteren Tischreihe und hielt mit Feuereifer eine Rede über die wirtschaftlichen Möglichkeiten und Perspektiven, die den anwesenden Industriellen durch die Politik seiner Partei in der Region geboten wurden.
    Behrends wirkte in seinem dunklen Anzug mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte wie aus dem Ei gepellt. Seine Haare wurden perfekt von dem Seitenscheitel in zwei Lager getrennt und sein Gesicht wirkte so frisch wie nach der Morgentoilette.
    Trevisan blieb neben der Tür stehen. Ein Hotelangestellter in Uniform blickte ihn argwöhnisch an. Trevisan nickte ihm freundlich zu und der Angestellte widmete sich wieder seiner Arbeit.
    Behrends sprach von ehrlicher Politik, von den zahlreichen Förderungsmöglichkeiten, welche die Unternehmen in der Region um Wilhelmshaven in Anspruch nehmen konnten, und von den Errungenschaften der letzten Monate, die sich seine Partei auf die Fahnen schreiben durfte. Hier und da erntete er zarten Applaus, obwohl die anwesenden Herrschaften ansonsten eher ruhig und distinguiert wirkten.
    Als Behrends über die derzeitige wirtschaftliche Situation innerhalb Europas sprach, streifte sein Blick durch den Raum, bis er auf Trevisan haften blieb. Ein kleiner Moment der Verunsicherung war zu erkennen, ein kurzes Stocken seiner Rede, bis er sich wieder routiniert seinem Vortrag widmete.
    Trevisan musste noch zwanzig Minuten warten, bis Behrends zum Schluss kam. Zwischendurch suchten die Augen des Abgeordneten immer wieder nach ihm. Nachdem der spärliche Schlussapplaus verklungen war, erhob sich Behrends’ Tischnachbar, bedankte sich bei dem Politiker für seine Ansprache und wies das Auditorium darauf hin, dass nach einer viertelstündigen Pause das Programm fortgesetzt werde. Stimmengemurmel erhob sich. Einige der Anwesenden traten ans Fenster oder bildeten kleine Gruppen abseits der Tische. Behrends unterhielt sich noch kurz mit seinem Tischnachbarn, bevor er wieder aufstand. Sein Blick hatte sich an Trevisan gehaftet und ließ ihn nicht mehr los. Zielstrebig ging er auf den Kriminalbeamten zu, der noch immer neben der Tür an der hölzernen Wandverkleidung lehnte.
    »Verfolgen Sie mich?«, zischte der Politiker leise.
    »Ich glaube, wir sollten noch einmal miteinander sprechen«, entgegnete Trevisan.
    Behrends öffnete die Tür. »Nicht hier, kommen Sie mit!« Es klang wie ein Befehl.
    Trevisan folgte ihm. Behrends bog im Flur nach links ab und steuerte eine Sitzecke am Ende des Ganges an. Er setzte sich auf einen Sessel und bedeutete Trevisan mit einer Geste, ebenfalls Platz zu nehmen. »Was wollen Sie noch von mir?« Sein Ärger über Trevisans Anwesenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Was haben Sie mit Halbermann in Dänemark gemacht?«, erwiderte Trevisan.
    Die Augen des Abgeordneten flogen nervös hin und her. »Ich weiß nicht, was Sie meinen?«
    »Sie sind am 14. Januar dieses Jahres mit Halbermann in dessen Maschine nach Dänemark geflogen«, sagte Trevisan. »Wohin genau?«
    Der braune Teint verschob sich eine Nuance ins Rötliche. »Ich wüsste nicht, was Sie das angeht!«, antwortete Behrends bissig.
    »Ich sagte bereits, wir ermitteln gegen Simon Halbermann«, setzte Trevisan nach, während er dem Abgeordneten genau beobachtete.
    »Simon Halbermann ist tot. Endet damit nicht die Ermittlungsarbeit, wenn der Verdächtige stirbt?«
    Trevisan lächelte. »Sie kennen sich gut in der Gesetzeslage aus. Aber das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Übrigens, kennen Sie Frau Vesna

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