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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Trevisan.
    »Sie hat mitgemacht, es hat ihr sogar gefallen«, antwortete Vesna Glasic trotzig.
    »Aber in den Kofferraum ging sie nicht freiwillig.«
    »Davon weiß ich nichts«, sagte die Frau. »Elbers kam Mats auf die Schliche. Das Geschäft war geplatzt. Die Polizei hatte den Club geschlossen und die Betreiber verhaftet. Deshalb wurde nichts daraus. Also musste Nadja bei uns bleiben. Elbers bekam etwas davon mit und hat Mats unter Druck gesetzt. Das ist alles, was ich weiß.«
    Trevisan kratzte sich am Kinn. Er stellte fest, dass er sich noch nicht einmal rasiert hatte. Dann bot er der Glasic erneut eine Zigarette an. Es war die letzte aus ihrer Schachtel.
    »Ich werde neue besorgen lassen«, sagte Trevisan. »Aber zuerst möchte ich noch wissen, was das Ganze mit den Computerdateien auf sich hat?«
    »Davon weiß ich ebenfalls nichts. Der Computer gehört Dieter. Er kümmert sich ganz alleine darum. Er steht in meinem Büro, damit er nicht gleich mit Dieter in Verbindung gebracht wird. Aber von den Geschäften, die er machte, davon verstehe ich nichts. Das ist mir viel zu hoch.«
    »Gut, dann wenden wir uns einmal Ihren weiteren Geschäften zu«, sagte Trevisan, »Der Vermittlung von Aupair-Mädchen, die plötzlich spurlos verschwinden.«
    »Das ist nicht meine Sache. Es lief über mein Institut. Ich kannte jemanden aus meiner Zeit in Hamburg, der Kontakte unterhielt. Ich habe es Elbers gesagt und Vorgespräche geführt. Nicht mehr. Elbers hat das ganz alleine organisiert. Er, Kranewitt und Halbermann. Drei Mädchen aus Südamerika. Eine davon Asiatin. Alle um die sechzehn. Es war ihm wichtig, dass es junge Mädchen waren. Sie verstehen?«
    Trevisan hasste ihre zweideutigen Anspielungen. »Nein, sprechen Sie aus, was Sie sagen wollen«, antwortete er barsch.
    »Es war wichtig, dass es noch Jungfrauen waren«, antwortete sie.
    Trevisan sog Luft in seine Lungen. »Wo sind die Mädchen jetzt?«
    »Ich weiß nicht. Alle wieder ausgereist«, entgegnete die Glasic.
    »Sicher?«
    »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Trevisan unterhielt sich noch über eine Stunde mit ihr. Behrends kannte sie nur von wenigen Besuchen, bei denen er meist mir Elbers zusammentraf. Sie selbst hatte immer nur die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Nachdem sie eine Beschreibung von Persson und dem Russen abgegeben hatte, schaltete Trevisan das Tonband wieder aus. Er versprach ihr, dafür zu sorgen, dass sie schnellst möglichst in ein normale Frauenhaftanstalt überführt wurde. Als sie von den uniformierten Polizisten abgeführt wurde, warf sie Trevisan einen ängstlichen Blick zu. Er zuckte mit der Schulter. Mitleid für sie empfand er immer noch nicht. Im Gegenteil.
    *
    … Sie kamen von allen Seiten. Unheimliche Gestalten in dicken Pelzen und mit Masken vor dem Gesicht. Grausame, unheilvolle Masken. Sie schwangen Schwerter und Äxte und erschlugen einen jeden, der sich ihnen in den Weg stellte. Getroffen von Pfeilen, Äxten und Schwerthieben stürzten ihre Brüder in den weißen Schnee und ihr Blut färbte das Weiß der Umgebung in ein bleiches Rot. Die ersten Hütten gingen in Feuer auf und der schwarze Qualm erfüllte die Luft und nahm ihr fast den Atem. Sie hastete aus ihrer Hütte, das Kind in ein weißes Bärenfell gewickelt. Sie sah, dass die Flucht aussichtslos war. Die Feinde waren übermächtig. Sie hatten das Dorf von vier Seiten aus angegriffen. Sie wusste, dass dies das Ende der Nachkommen Uthers bedeutete. Niemand sollte am Leben bleiben. So lange ihre Flucht auch gewährt hatte, das Ende war nun nah. Nun würde sich Igantors Fluch doch noch erfüllen. Ihr Blick fiel auf ihren Sohn, den Nachkommen Midirs, dessen Makel, das sternförmige Feuermal auf der Stirn, unter dem Fell verborgen war. Ein Pfeil schlug neben ihr im Türpfosten ein und blieb mahnend darin stecken. Die Schreie der Kinder, Frauen und Sterbenden vermischten sich zu einer Symphonie des Todes. Doch sie würde den Untergang ihres Volkes verhindern. Es war die Kraft der Götter, die in ihr steckte. Halmir, der weiße Wolf, heulte und spie den Feinden seinen Hass entgegen. Eilends schlang sie das kleine Bündel auf ihrem Arm auf den Rücken des Wolfes und schnürte es mit ledernen Bändern um seinen Leib. Plötzlich erwuchs wie aus dem Nichts ein Angreifer direkt vor ihr aus dem Boden. Mit einer Axt schlug er nach ihr. Behände sprang sie zur Seite und sein Schlag ging fehl. Sie zog ihren Dolch aus ihrem Gewand und wirbelte herum. Die Klinge zerschnitt den Hals

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