Das Lächeln der toten Augen
uniformierte Polizist nickte Trevisan kurz zu, dann verließ er das Zimmer.
»Ich hoffe, es ist nicht ganz vergebens, dass ich meinen Sonntag opfere«, sagte Trevisan und setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber. »Ist Ihnen kalt?«
Die Frau schüttelte den Kopf und nahm einen kräftigen Zug an der Zigarette. Blauer Rauch verschwand in ihrem Mund, um kurze Zeit später als dünne, hellgraue Schwaden wieder aufzutauchen.
»Also, hier bin ich«, sagte Trevisan fordernd.
»Ich gehe nicht mehr zurück in dieses Loch«, spie sie Trevisan ins Gesicht.
»Sie werden müssen.«
»Und wenn ich auspacke?«
»Das kommt darauf an, was Sie mir zu bieten haben«, entgegnete Trevisan.
Vesna Glasic drückte mit zitternden Fingern ihre Zigarette aus. »Alles, was ich weiß.«
Trevisan lächelte. Er schaltete das kleine Tonband ein, das neben dem Aschenbecher auf dem kleinen Holztisch stand. Sie schien nun weich genug, um alles zu erzählen, doch er musste vorsichtig sein. Sie war verschlagen, konnte er ihr überhaupt trauen? Er war gespannt, wie viel Wahrheit zwischen Unwissenheit und Lüge übrig bleiben würde. »Also erzählen Sie!«, sagte er. »Woher kennen Sie Halbermann und die anderen?«
»Ich kannte Dieter Elbers, er hat mir die anderen Spinner vorgestellt.«
»Woher kannten Sie ihn?«
»Mein Gott, ich lernte ihn irgendwo kennen. Das ist nun schon fast zwanzig Jahre her. Er sah gut aus und hatte Geld. Und er stand auf Dinge, nun ja, er war ein bisschen anders, verstehen Sie?«
Trevisan schüttelte den Kopf.
»Na ja, er stand auf diese kleinen Spielchen, Peitsche und so.« Sie griff nach einer neuen Zigarette.
Trevisan gab ihr Feuer. »Was arbeiteten Sie zu dieser Zeit?«
Sie zögerte einen Augenblick. »Na ja, Sie werden es ja sowieso schon wissen. Ich hieß damals noch Petrovic, nach meinem Ex-Mann. Ich hatte Probleme mit der Polizei in Hamburg. Auf der Reeperbahn, Sie verstehen?«
»Heißt das, dass Sie anschaffen gingen?«
»So kann man es sagen. Mein Mann hatte Kontakte und beschaffte Mädchen für die Clubs. Dann musste er untertauchen. Aber er versteckte sich nicht gut genug. Sie haben ihn erwischt.«
»Die Polizei?«
»Nein, die Albaner. Er wurde umgebracht. Ich saß zu der Zeit im Knast. Wegen Prostitution. Sechs Monate hatte der Richter mir aufgebrummt. Als ich wieder aus dem Gefängnis kam, musste ich verschwinden, bevor mir die Albaner ebenfalls ein Messer in den Rücken rammten. Ich nahm meinen Mädchennamen wieder an und verschwand. Zuerst einmal nach Frankfurt. Dort hatte ich eine Freundin. Irgendwie landete ich dann in Oldenburg. Dort lernte ich Elbers kennen.«
»In einem Club?«
»Nein, meine Freundin und ich inserierten. Es gibt da spezielle Magazine. Er hat angerufen und ich bin zu ihm gegangen. Zuerst einmal im Monat, dann jede Woche und schließlich kamen wir zusammen. Er war Anwalt und er schätzte unsere Diskretion.«
»Wie lernten Sie Halbermann kennen?«, fragte Trevisan.
»Über Elbers. Die hatten da so einen komischen Club. Ich weiß nicht. Lauter Psychopathen. Vor allem der Alte. Wenn ich in seine Augen sah, dann lief es mir eiskalt den Rücken runter. Der Mann war gefährlich.«
»Um was ging es bei diesen Treffen?«
»Es war irgend so ein eigenartiges Ritual. Es begann mit einem komischen Gebet. Ich dachte noch, die spinnen alle. Am Ende war es eine einzige Bumserei. Sogar der Alte hat da mitgemischt. Sie wurden plötzlich gewalttätig und schlugen meine Freundin fast bewusstlos. Ich wollte da nicht mehr hin. Nie mehr. Ich habe es Dieter gesagt.«
»Haben Sie sich noch öfters mit denen getroffen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nie mehr. Der Alte war irgendwann verschwunden. Nur Halbermann und Kranewitt. Sie waren sehr oft mit Dieter zusammen.«
»Und das Heiratsinstitut?«
»Dieter hat mir dabei geholfen. Ich hatte noch immer Kontakte nach Russland und nach Südamerika. Er half mir dabei, indem er Geld zahlte. Er richtete mir eine Wohnung ein und ließ mir freie Hand. Die Kontakte wurden weniger. Ab und zu kam er, um seine Gegenleistung abzuholen.«
»Wie ging es weiter?«
»Nachdem ich das Institut aufgebaut hatte, kam Elbers mit einer speziellen Kartei für seine Freunde. Angesehene Männer, die Frauen suchten, die ihrem gesellschaftlichen Stand gerecht wurden. Meist Frauen aus dem Norden, aus Deutschland, Dänemark und Schweden. Ich habe ihnen entsprechende Frauen vermittelt.«
»Was wurde aus dem Alten, er hieß Gehlers, oder?«
Sie schaute Trevisan fragend
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