Das Lächeln der toten Augen
bewahren.«
Voller Wut wandte der Hagere sich ab und stürmte aus dem Zimmer.
»Er ist voller Hass und Ungeduld«, sagte der Alte. »Was glaubst du, sollten wir nun tun?«
Behrends zuckte mit der Schulter. »Wir sollten verschwinden. Dorthin, wo sie uns nicht suchen werden.«
Der Alte überlegte einen Augenblick. »Gut, ich werde darüber nachdenken. Du wirst meine Entscheidung erfahren.«
»Es eilt«, entgegnete Behrends eindringlich.
»Ich weiß«, antwortete der Alte.
*
Trevisan hatte Paula angerufen und ihr erzählt, was geschehen war. Er würde erst spät nach Hause zurückkommen. Doch als es auf Mitternacht zuging und noch immer keine neuen Nachrichten vom BKA oder aus dem Krankenhaus eingetroffen waren, verließ er das Dienstgebäude.
Es war ein Impuls, dem Trevisan folgte, als er am Schaardeich nach rechts in die Straße nach Accum einbog. Während er durch Schortens fuhr, suchten seine Augen in der Dunkelheit nach den Straßenschildern. Selbst im spärlichen Licht der Straßenlaternen erkannte Trevisan das Schild sofort. Akazienweg, jetzt musste er nur noch das Haus mit der Nummer 12 finden.
Eigentlich wusste er selbst nicht genau, was ihn trieb, dennoch fuhr er unbeirrt weiter. Es war unschwer zu erkennen, dass hier die Betuchten und Oberen der Gesellschaft ihre Villen im Grünen erbaut hatten. Das Haus mit der Nummer 12 setzte sich trotzdem deutlich ab. Es war nicht nur größer als die anderen, es lag auch daran, dass es weiß getüncht war, während die anderen Häuser aus rotem Backstein gemauert waren, und das Dach war mit Schindeln gedeckt im Gegensatz zu den hier üblichen Ziegeln.
Doch noch etwas war anders: Im Haus Nummer 12 brannte noch Licht. Trevisan parkte seinen Wagen direkt vor der Einfahrt.
Eine hüfthohe Hecke aus Thujapflanzen umsäumte das große Grundstück. Er drückte die Klinke des Gartentors und war überrascht, als es sich ohne weiteres öffnen ließ. Langsam ging er auf die weiße und hell erleuchtete Haustür zu. Trevisans Herz klopfte. Jeden Moment rechnete er damit, dass ein großer Hund hinter irgendeinem Gebüsch her auf ihn zugestürzt kam, doch nichts geschah. Nichts, außer dass die Außenbeleuchtung aktiviert wurde, als Trevisan die kleine Treppe vor der Tür betrat. Er blieb erschrocken stehen, fasste sich aber schnell wieder.
Er hatte kaum die letzte Stufe erklommen, da wurde die Tür aufgerissen. Trevisan fuhr zusammen.
Gunther Behrends stand vor ihm. In seiner Hand lag ein Messer. Sein Körper war angespannt und sein Gesicht wirkte entschlossen. Er trug einen dunklen Anzug und Straßenschuhe. Lediglich der Kragen seines weißen Hemdes war aufgeknöpft und die Krawatte fehlte. Ansonsten sah er aus, als wäre er gerade erst nach Hause gekommen.
»Was zum Teufel machen Sie hier!«, schrie er Trevisan an.
Trevisan war ein paar Schritte zurückgegangen und stand unterhalb der Treppe. Das Licht des Außenscheinwerfers stach ihm in die Augen.
Der Abgeordnete trat einen Schritt nach vorne, dann fiel alle Anspannung von ihm ab. »Ach, Sie sind’s«, sagte Behrends überrascht und versuchte, das Messer hinter seinem Rücken zu verbergen. »Was machen Sie hier, es ist schon nach Mitternacht.«
Trevisans Mund war ausgetrocknet. Er schluckte. »Meine Kollegin wurde heute angeschossen«, sagte er, weil ihm gerade nichts Besseres einfiel.
»Und was habe ich damit zu tun?«, antwortete Behrends gleichgültig.
Trevisan überlegte fieberhaft. Was sollte er sagen? Haben Sie den Mordauftrag gegeben? Sind Sie Mitglied in einer kriminellen Sekte? »Warum behindern Sie unsere Ermittlungen?«, fragte er schließlich mit gedämpfter Stimme.
»Ich?!«
»Warum erzählen Sie mir nicht, was Sie über Halbermann wissen?«
»Da sind Sie bei mir aber an der falschen Adresse«, entgegnete Behrends. »Ich sagte Ihnen bereits, dass wir nur oberflächlich miteinander bekannt waren.«
Trevisan wurde langsam klar, welch blödsinnige Idee dieser Besuch bei Behrends gewesen war. Was hatte er sich dabei nur gedacht? Bestimmt würde die Steuerfahndung davon erfahren oder noch schlimmer, sein nächtlicher Besuch würde Behrends zur Flucht veranlassen. Er überlegte, wie er die Situation retten konnte, ohne dass Behrends Verdacht schöpfte.
»Herr Behrends, wir stehen auf der Stelle und kommen nicht voran. Worüber haben Sie gesprochen, wenn Sie ihn trafen? Hat er irgendetwas erwähnt, auch wenn es noch so nebensächlich erscheint? Sie müssen uns helfen, vielleicht fällt Ihnen noch
Weitere Kostenlose Bücher