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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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und sprang ins Freie.
    »Ich kann nichts dafür«, schrie er Alex zu. Fast so, als müsse er sich bei ihm und der ganzen Welt für den Unfall entschuldigen. Alex hetzte, die Waffe im Anschlag, auf den Straßengraben zu. Doch als er den BMW sah, ließ er seine Hände sinken.
    Der dunkle Wagen lag auf dem eingedrückten Dach. Er war nur noch eine schwarz lackierte, unförmige Masse aus Metall. Alex kletterte die steile und beinahe vier Meter tiefe Böschung hinab. Ein Mann im roten T-Shirt überholte ihn.
    »Ich bin Rettungssanitäter«, rief er Alex zu. Alex wollte ihn noch zurückhalten, da kniete der Mann schon vor dem verbeulten Wagen nieder. »Der eine ist bestimmt tot«, empfing er Alex. »Der hat die Augen offen. Aber der andere könnte noch leben. Wir brauchen die Feuerwehr und den Notarzt, die sind eingeklemmt.«
     
    Kaum zehn Minuten später wimmelte es an der Unfallstelle von Blaulichtern. Der Rettungswagen, der Notarzt, die Feuerwehr und die Polizei.
    Alex hatte weiche Knie. Er saß unweit des verunglückten BMW im Gras und beobachtete das hektische Treiben der Rettungskräfte. Ein Polizist kam auf ihn zu. »Geht es Ihnen gut?«
    Alex nickte und zeigte dem Kollegen seine Kripomarke.
    »Die Kerle haben auf meine Kollegin geschossen.«
    *
    Monika Sander hatte in Trevisans Armen gelegen. Der Pilot hatte einen Erste-Hilfe-Kasten besorgt. Tina hatte Monikas Bluse geöffnet und versucht, die Blutung zu stillen. Dann war der Rettungswagen mit den beiden orangerot gekleideten Männern vom Roten Kreuz vorgefahren, der Notarzt war nur wenig später eingetroffen. Sie hatten ihr einen Druckverband angelegt und sie auf die Trage gehoben.
    »Ich spüre nichts mehr«, hatte Monika noch gestammelt, ehe sie im Rettungswagen verschwand und sich die Türen schlossen.
    Trevisan und Tina warteten schweigend, bis endlich einer der Sanitäter wieder erschien.
    »Wie geht es ihr?« Trevisan zeigte dem jungen Mann seine Dienstmarke.
    »Ihr Zustand ist stabil«, entgegnete der Sanitäter. »Wir bringen sie ins Krankenhaus nach Sande.«

35
    Tina und Trevisan saßen auf der gepolsterten Bank im nüchternen Gang. Es roch nach Desinfektionsmittel. An der weiß getünchten Wand hingen großflächige Luftaufnahmen des Krankenhauses. Trevisan starrte auf die graue Metallschiebetür mit dem trüben Bullauge. OP 1 stand in schwarzer Schrift oberhalb der Glasscheibe.
    Die Neonröhren an der Decke tauchten den Gang in ein helles, unnatürliches Licht, doch die Blässe in Trevisans Gesicht kam von innen. Seit drei Stunden arbeiteten die Ärzte daran, Monikas Leben zu retten.
    »Dieses Warten, es gibt nichts Schlimmeres«, sagte Tina Harloff.
    Trevisan schaute gebannt auf die Tür. Er schwieg.
    Schritte hallten durch den Flur. Kriminaloberrat Beck und die Polizeidirektorin kamen den Gang entlang.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Antje Schulte-Westerbeck.
    Trevisan blickte sie aus müden Augen an. »Ich habe keine Ahnung.«
    »Wie ist das passiert?«
    »Sie haben auf uns geschossen«, antwortete Trevisan. »Einfach aus dem Wagen heraus.«
    »Mensch, Martin!«, mischte sich Beck ein. »Dir ist doch klar, dass die Kerle es auf dich abgesehen haben?«
    Trevisan zuckte mit der Schulter.
    »Alex hat dich erreicht?«
    »Ja, ich weiß Bescheid«, antwortete Trevisan.
    »Kleinschmidt hat die Fingerabdrücke verglichen«, erklärte der Kriminalrat. »Der Tote ist noch nicht identifiziert, aber der andere ist der gesuchte Persson.«
    »Wird er durchkommen?«, fragte Tina.
    »Persson liegt im Koma und wird die Nacht wahrscheinlich nicht überleben«, antwortete Beck. »Kleinschmidt untersucht gerade die sichergestellten Pistolen. Es ist fast sicher, dass Persson geschossen hat. Er hatte als Einziger Schmauchspuren an den Händen.«
    Wiederum waren Schritte zu hören. Ein Mann in grauem Anzug eilte den Gang entlang. Trevisan erkannte Richard Sander, Monikas Ehemann, und erhob sich.
    »Das habe ich kommen sehen«, polterte Richard Sander sofort los. »Jeden Tag, wenn sie ihre Tasche umhängt und ins Büro fährt, habe ich Angst, dass es passieren könnte.« Trevisan legte ihm die Hand auf die Schulter, doch Richard Sander schob sie weg. »Daran sind Sie schuld!«, schrie er. »Ich sagte ihr, sie solle zu Hause bleiben. Die paar Kröten, die sie verdient, sind es nicht wert, das Leben aufs Spiel zu setzen. Sie hat immer gesagt, ich bin Polizistin. Sie hat Kinder, sie ist meine Frau. Sie sollte nicht in diesem Dreck wühlen. Es hat alles keinen Sinn, Sie

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