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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Graveur gebracht hatte. Paula … was mochte dieser Teufel mit ihr anstellen? Warum hatte er sie ins große Haus geholt?
    Trevisan fühlte, dass Paula noch am Leben war. Hoffentlich würde Lunds Einsatzplanung aufgehen.
    Trevisan schaute sich um. Lund lag nicht weit von ihm entfernt und beobachtete das Gelände mit einem Fernglas. Ein Funkgerät mit Kopfhörer und Sprechgeschirr lag neben ihm. Lund griff danach. Es war so weit.
    Pünktlich gingen überall auf Mandø die Lichter aus. Auch die Scheinwerfer um das Areal der Söhne Uthers erloschen.
    Auf diesen Augenblick hatten sie gewartet. Im Schutze der Dunkelheit arbeiteten sie sich voran, krochen auf allen vieren die steile Düne hinab. Sie robbten, stürzten, überschlugen sich, rafften sich sofort wieder auf und hetzten weiter. Trevisan zerbiss den Sand in seinem Mund. Die Umrisse der Gebäude kamen immer näher. Ein paar Schritte noch, dann waren sie am Zaun.
    Trevisan hörte die lauten Rufe und die gebrüllten Befehle der Männer in dem Areal. Kommissarin Holt schlich direkt hinter ihm auf das Tor zu. Noch bevor sie es erreichten, stach Helligkeit wie mit Nadelspitzen in Trevisans Auge. Er versuchten einen Aufschrei zu unterdrücken, riss sich das Nachtsichtgerät vom Kopf und duckte sich tief auf den Boden. Er war nicht der Einzige, dem es so erging. Die Scheinwerfer flammten wieder auf, man hörte das tiefe Brummen von Generatoren. Daran hatte Lund nicht gedacht.
    Die ersten Schüsse peitschten durch die Nacht und Trevisan duckte sich noch tiefer in den Sand. Blendgranaten explodierten über dem Gelände. Die Explosionen ließen die Luft vibrieren. Eine verirrte Blendgranate durchschlug die Fensterscheibe der Scheune und zerknallte. Sofort breitete sich ein Feuer in dem hölzernen Gebäude aus.
    Trevisan blickte auf. Ein Mann mit einem Gewehr in Anschlag kam auf ihn zu. Eine kleine Sandfontäne stob vor ihm auf. Noch bevor Trevisan seine Waffe ziehen konnte, sank der Mann getroffen zu Boden. Trevisan schaute sich um. Kareen Holt lag neben ihm auf dem Bauch, ihre Waffe im Anschlag. Trevisan nickte ihr dankbar zu.
    »Wir rücken vor!«, durchdrang Lunds lautes Rufen das Gewirr der Stimmen und Geräusche.
    Trevisan richtete sich auf. Er hetzte auf das Tor zu, das mittlerweile von Einsatzkräften weit aufgestoßen worden war. Er blickte sich um, versuchte das Chaos zu durchdringen, doch überall um ihn herum waren die vorrückenden Polizisten in Bewegung. Das Prasseln des Feuers und das Brummen der Generatoren schwängerten die Luft und die ersten hohen Flammen schlugen aus dem Dach der Scheune.
    Trevisan stürmte weiter. Zwei Polizisten umringten einen blonden jungen Mann, der die Hände zum Himmel streckte. Plötzlich erschütterte eine weitere Explosion das Durcheinander. Eine hohe Stichflamme schoss in den Himmel. Das Brummen der Generatoren verstummte und langsam verglühte ein Scheinwerfer nach dem anderen. Trevisan warf sich erneut auf den Boden und robbte auf allen vieren in Richtung des Hauptgebäudes. Dorthin, wo sie Paula gebracht hatten.
    Ein fürchterlicher Schrei ließ ihn verharren. Aus der brennenden Scheune stolperte eine schemenhafte Gestalt, ein Feuerball umhüllte den großen Mann. Die Haare, die Kleider, die Arme, alles loderte in hellen Flammen. Sein Kreischen klang unmenschlich.
    »Eine Decke!«, schrie Trevisan. »Wir brauchen eine Decke!«
    Der Mann sank auf die Knie. Trevisan hetzte auf ihn zu, doch noch bevor er ihn erreichte, stürzte die brennende Gestalt zu Boden. Ein Polizist kam mit einer Decke herbeigeeilt und warf sie über den brennenden Körper. Der Mann lag vor ihm auf dem Rücken. Rauch stieg auf und wurde vom aufkommenden „Wind hinfort geweht.
    Trevisan blickte in das Gesicht des Verletzten. Es war ein faltiges, ein gezeichnetes Gesicht. Obwohl die linke Hälfte geschwärzt von Ruß und übersät von Brandwunden war, wusste Trevisan sofort, wen er vor sich hatte. Das Feuermal in Form eines Sternes auf der Stirn war unversehrt geblieben. Es war das Gesicht von Professor Lars Uwe Gehlers oder auch Adrian Lug, wie er sich jetzt nannte. Doch noch etwas war Trevisan sofort klar: Es war das Gesicht eines Toten.
    Trevisan schluckte. Erneut brandeten Schüsse auf. Der flackernde Schein des brennenden Schuppens erleuchtete das Gelände. Mittlerweile hatten die Polizisten die Oberhand gewonnen. Nur im Bereich des Haupthauses wurde noch gekämpft. Trevisan wandte sich um und hastete weiter. Paula musste dort irgendwo sein.
    *
    Simon

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