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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Schlafraum. Rechts neben dem Weg, ebenfalls aus dicken Holzbohlen gebaut, befand sich eine Art Stallung, die – so hatten die Aufklärungskräfte gemeldet – teilweise auch als Garage genutzt wurde. Im hinteren Teil des Gebäudes war die Scheune, in der Futter für die etwa zwanzig Schafe gelagert wurde. Sie waren direkt vor der Scheune in einem Gatter untergebracht.
    Überall gab es meist nur sandigen Untergrund. Das Gelände war umrahmt von hohen Dünen, die zum Teil mit Schilfgras bewachsen waren. Trotzdem bedurfte es, so dachte Trevisan, enormer Anstrengung, das ganze Territorium vor der Versandung zu schützen.
    »Wir gehen davon aus, dass Ihre Tochter in der Scheune gefangen gehalten wird.« Lund zeigte mit einem Laserpointer auf das rechts stehende Gebäude. »Zumindest ist der Neuankömmling mit seinem Wagen darin verschwunden und alleine wieder aufgetaucht.«
    Trevisan suchte aus den unzähligen Bildern das Foto der Scheune heraus. »Es steht nahe am Zaun.«
    »Deswegen wird die Spezialeinheit auch genau dort durch den Zaun auf das Gelände vordringen«, erklärte Lund. »Sie hat die Aufgabe, Ihre Tochter aus der Scheune zu befreien.«
    »Aber sie werden uns bemerken, wenn wir auf die Insel gehen«, warf Kommissarin Holt ein.
    Lund blickte auf seine Uhr. »In genau einer Stunde haben wir Flut, das kommt uns zugute. Wir werden mit zwei Schiffen der Küstenwache auf der Nordostseite der Insel landen. Die dritte und vierte Gruppe überquert den Damm. Ich habe zwei Landrover und einen Lastwagen von der Vogelwarte besorgt. Das dürfte keine Aufmerksamkeit erregen, schließlich haben wir dort ein großes Vogelschutzgebiet und es sind ständig irgendwelche Ornithologen auf der Insel unterwegs. Diese Gruppe wird sich zur Westseite begeben, während die Spezialgruppe vom Osten aus vorgeht. Die dritte Gruppe wird aus dem Süden zuschlagen und Gruppe vier kommt über den Zufahrtsweg. Dazu werden wir gehören.« Er warf Trevisan und Kommissarin Holt einen Blick zu.
    »Ihre Kollegin wird unsere Einsatzgruppe Forschungsstation begleiten und Ihr Kollege gehört zur Gruppe zwei auf Mandø«, fuhr Lund fort. »Sie werden sich ebenfalls bewaffnen. Sie gehören schließlich auch zur Polizei. Das ist jetzt ein offizieller Einsatz. Wir wissen nicht, auf welche Gegenwehr wir treffen.«
    »Ich dachte, wir hätten Beobachterstatus«, warf Alex Uhlenbruch ein.
    »Das bezieht sich auf Ihre Befehlsgewalt«, antwortete der Commissioner, »aber nicht auf Ihre Teilnahme an diesem Einsatz. Ich erwarte nur, dass Sie sich meinen Anordnungen fügen.«
    »Wie gehen wir genau vor?«, fragte Trevisan.
    Lund räusperte sich. »Gut, zurück zum Thema. Um Punkt dreiundzwanzig Uhr schlagen alle Gruppen zu. Etwa eine Minute zuvor wird auf der gesamten Insel der Strom für etwa zehn Minuten abgeschaltet. Diese Zeit müsste ausreichen, damit wir den Zaun durchtrennen und auf das Grundstück gelangen. Wir haben Nachtsichtgeräte im Einsatz. Das Militär war so freundlich, sie uns zur Verfügung zu stellen. Nach zehn Minuten flammt das Licht wieder auf. Ich denke, das reicht aus, um uns in eine günstige Position zu bringen. Dann werden wir ein paar Blendgranaten verschießen und gleichzeitig vorrücken. Wir nehmen uns alle Gebäude zugleich vor. Gruppe eins und zwei das Hauptgebäude, Gruppe drei die Schlafräume und die Spezialeinheiten die Garage und die Scheune. Die Gruppe vier wird darauf achten, dass niemand aus dem Areal entwischt.«
    Trevisan warf noch einmal einen Blick auf das Foto der Scheune. Er war hellwach und sein Herz pochte ihm bis zum Hals. Im Saal breitete sich eine unruhige Aufbruchstimmung aus. Zweifellos war Lunds Plan überlegt, doch Trevisan hatte oft genug schon die Erfahrung gemacht, dass alle Pläne nur dann taugten, wenn keine weiteren Unwägbarkeiten hinzukamen. Deshalb war er froh gewesen, als er gehört hatte, dass auch ihm eine Waffe zugeteilt wurde. Denn wenn seine Einschätzung richtig war, dann wartete Halbermann dort auf ihn. Und auf dieses Treffen musste er gut vorbereitet sein.
    Ein uniformierter Polizist betrat den Saal und eilte auf Commissioner Lund zu. Er redete mit ihm. Schließlich klopfte Lund mit der Faust auf den Tisch, bis wieder Ruhe einkehrte.
    »Ich bitte um Aufmerksamkeit«, rief Lund in die Menge. »Eine Änderung des Plans, meine Herrn. Offenbar wurde die Geisel zwischenzeitlich ins Haupthaus gebracht, berichtet unsere Aufklärung. Eine weitere Person wurde inzwischen in der Scheune eingesperrt.

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