Das Lächeln der toten Augen
seinen Männern, das Feuer einzustellen.
»Trevisan! Trevisan, wo bist du?«, rief eine heisere Stimme. »Komm her, ich weiß, dass du hier bist!« Die Stimme überschlug sich. Trevisan hatte die Stimme nur ein paarmal gehört, doch er erkannte sie sofort.
»Komm heraus aus deinem Versteck!«, rief Halbermann. »Der Stein hat seine Macht verloren. Du bist alleine. Komm und versuche zu retten, was dir nah steht!«
Trevisan atmete tief ein.
»Martin, um Gottes willen, bleiben Sie, wo Sie sind!«, hörte er die Kommissarin rufen.
»Hier ist die Polizei!«, rief Lund durch ein Megaphon. »Lassen Sie das Mädchen frei und nehmen Sie die Hände hoch. Sie sind umstellt. Sie haben keine Chance!«
»Papa!«, schrie Paula. Sie schluchzte.
»Komm, Trevisan, komm und hol sie! Oder liegt dir nichts an deinem Kind?«
»Trevisan, bleiben Sie, wo Sie sind!«, rief die Kommissarin erneut. »Er wird Sie beide umbringen, wenn Sie sich zeigen.«
Vielleicht hatte Kareen Holt recht. Doch er hatte keine Wahl.
»Halbermann!«, rief Trevisan. Er zitterte am ganzen Körper, aber seine Stimme klang fest. »Halbermann, ich bin hier! Ich komme.«
»Nein, Martin!«, rief die Kommissarin. »Er wartet nur darauf!«
»Komm in mein Haus, Trevisan!«, brüllte Halbermann. »Ich lade dich ein. Komm zum letzten großen Gefecht. Befreie dich von dieser unwürdigen Welt. Komm, dann wird deiner Tochter nichts geschehen.«
Trevisan erhob sich. Bedächtig betrat er das Gebäude.
Simon Halbermann stand im Flur. Er hielt Paula wie einen Schutzschild umklammert. Einen Arm hatte er um ihren Hals geschlungen. Mit der anderen Hand presste er ihr ein Messer an den Hals. Als er Trevisan erkannte, huschte ein irres Lächeln über sein Gesicht.
»Ich bin hier«, sagte Trevisan. »Und ich bin alleine. Lassen Sie meine Tochter gehen!«
»Ich habe auf dich gewartet«, antwortete Halbermann.
»Lassen Sie meine Tochter los!«, zischte Trevisan. Langsam ging er auf Halbermann zu, der sich immer weiter in den Flur zurückzog.
»Warum mussten Maria und die anderen Mädchen sterben?«, fragte Trevisan.
Halbermann grinste. Stück um Stück wich er tiefer in den dunklen Flur zurück und zerrte Paula mit sich. »Was ist das Leben wert?«, sagte er kalt. »Was ist dir deine Tochter wert? Maria war unwürdig, ihr Tod war umsonst.«
»Trevisan, bleiben Sie stehen, er wird Sie beide umbringen!« Kommissarin Holt stand mit der Waffe im Anschlag in der Eingangstür.
Trevisan ignorierte sie. »Gib meine Tochter frei!« Paula blickte ihn aus ängstlichen Augen an.
»Sie soll verschwinden, sonst töte ich deine Tochter«, sagte Halbermann und wies mit einer Kopfbewegung auf die Kommissarin. »Und wirf deine Pistole weg, sonst steche ich zu.«
Trevisan war nun ganz im Haus verschwunden. Der fahle Schein des Feuers erhellte den Flur nur schwach. Halbermann hielt Paula noch immer in seinem eisernen Griff. Langsam kam Trevisan näher. Paula weinte. Nur noch fünf Schritte trennten ihn von seiner Tochter, und doch lag eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen, die es ihm unmöglich machte, nach ihr zu greifen. Immer tiefer tauchten sie in den Hausflur ein.
»Deine Waffe!« Halbermann unterstrich seine Forderung, indem er das Messer noch fester an Paulas Hals drückte.
Trevisan griff in seinen Hosenbund und zog langsam die Pistole hervor. Er umfasste sie mit der Hand, zeigte sie Halbermann und warf sie dann hinter sich in den Flur. Draußen wuchs das Dröhnen der Hubschrauber zu einem infernalischen Lärm.
Plötzlich gab Halbermann Paula einen heftigen Stoß. Sie stürzte zu Boden. Trevisan war vollkommen überrascht.
»Stirb, du Hund …«, brüllte Halbermann wie von Sinnen und stürzte auf ihn zu, das erhobene Messer in der Hand. Trevisan duckte sich.
»Auf den Boden!« Die Worte drangen nur schwach durch das Getöse des Hubschraubers. Instinktiv ließ Trevisan sich fallen. Schüsse peitschten auf. Trevisan riss schützend die Arme nach oben. Er schloss die Augen und fühlte bereits, wie ihn das kalte Metall durchbohrte, doch der Stich blieb aus.
Stattdessen stürzte ein Körper auf ihn herab und begrub ihn.
Eine Weile blieb er still liegen. Schließlich schlug er die Augen auf und befreite sich von dem leblosen Körper. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er begriff, was geschehen war.
Kareen Holt beugte sich über ihn. »Sind Sie verletzt?«, fragte sie und befühlte Halbermanns Halsschlagader. Eine dunkle Flüssigkeit lief über ihre Hände.
»Ist … ist er
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