Das Lächeln der toten Augen
ausgehen.«
»Also von Mord?«, kam erneut Becks Frage.
Trevisan schaute genervt auf das Telefon. »Ich sagte Totschlag.«
Trevisan beendete das Gespräch und rief zu Hause an. Es dauerte eine Weile, bis Paula sich mit mürrischer Stimme meldete.
»Paula, ich werde wahrscheinlich erst spät kommen«, sagte er mit weicher Stimme.
»Und?«, klang es schneidend aus dem kleinen Lautsprecher.
»Ich will nur, dass du Bescheid weißt«, erklärte Trevisan.
»Gut, jetzt weiß ich Bescheid, tschüss.«
Fassungslos starrte Trevisan auf den Telefonhörer. Paula hatte einfach aufgelegt. Seufzend schob er den Hörer zurück auf die Gabel. Dann erhob er sich. Sein Magen knurrte. Er brauchte dringend etwas zu essen.
*
Tina hatte die beiden Jugendlichen auf dem Weg zum Hafen mit weiteren Fragen konfrontiert. Doch die Antworten waren nur oberflächlich geblieben. Keine Details, die die Ermittlungen weitergebracht hätten. Trotzdem erschien es Tina, als ob der Junge und das Mädchen nicht alles erzählten, was sie wussten. Vielleicht wäre es sinnvoll, sie mit dem Erpresserbrief zu konfrontieren. Jetzt, unter dem Eindruck des Todes ihres Freundes, wäre es leichter, ihr Schweigen mit den richtigen Argumenten zu brechen. Schließlich bestand immerhin die Möglichkeit, dass die Erpressung eine gemeinsame Idee aller gewesen war. Mike Landers hatte bereits mit seinem Leben dafür bezahlt.
Doch alles zu seiner Zeit. Zumindest hatten sich die beiden offenbar noch nicht mit Tommy Wolff unterhalten. Tina hatte die Adresse des Jungen notiert. Vielleicht war er gesprächiger.
Till lenkte den Wagen über den Jadesteg und bog in die Emsstraße ein. Jochen Eickelmann dirigierte ihn zu einem großen Lagerschuppen am Banter See.
Das Bild hatte sich seit dem Morgen gewandelt. Die Nebelschwaden hatten sich verzogen und mittlerweile blinzelte die Sonne durch die aufgerissene Wolkendecke. Die Kühle der Nacht war einer angenehmen Wärme gewichen und das Innere des Wagens heizte sich auf. Tina kam die Wärme nicht ungelegen. Sie fror leicht und hatte ständig kalte Hände.
Till stoppte den Wagen direkt gegenüber dem weiß angestrichenen Holzgebäude. Ein altes, vergilbtes Firmenschild hing neben der Tür. DePA, stand in großen, roten Buchstaben darauf. Der darunter stehende Text war nicht mehr richtig zu entziffern. Es hatte sich wohl lange niemand mehr um diese Lagerhalle gekümmert. Direkt neben der kleinen Zugangstür war ein großes Rolltor, durch das selbst große Lastwagen problemlos ein- und ausfahren konnten.
»Was war das früher einmal?«, fragte Till, als er ausgestiegen war.
»Eine Lagerhalle«, antwortete Jochen Eickelmann.
»Das sehe ich, aber was für eine Firma war darin einquartiert?«
»Sven hat erzählt, dass hier früher ein Frachtdienst untergebracht war«, sagte Jochen. »Der ging pleite, dann hat Svens Vater die Halle als Lager gekauft. Irgendwann hat Halbermann eine größere Halle gebaut, seitdem stand sie leer. Svens Vater hatte nichts dagegen, dass wir unser Clubhaus darin eingerichtet haben.«
Till Schreier nickte und wandte sich um. Tina saß noch immer im Wagen. Sie telefonierte. Die Jugendlichen gingen zum Eingang. Till folgte. Plötzlich blieben sie stehen. Ihre Gesichter zeigten Verwunderung.
»Was ist los?«, fragte Till.
»Es … es ist nicht abgeschlossen«, antwortete Jochen Eickelmann entgeistert.
Der Riegel war zwar vorgeschoben, aber das Bügelschloss hing offen in der Öse. Jochen wollte die Tür öffnen, doch Till Schreier hielt ihn zurück. Inzwischen war auch Tina Harloff aus dem Wagen gestiegen.
»Was ist?«, fragte sie, als sie bemerkte, dass ihr Kollege und die Jugendlichen stehen geblieben waren.
»Die Tür ist nicht zugesperrt«, erklärte Till.
»Ist das ungewöhnlich?«, wandte sich Tina an die Jugendlichen.
Luisa nickte. »Es war ausgemacht, dass wir immer abschließen. Wir haben eine Stereoanlage da drinnen.«
Till betrachtete sich das Bügelschloss. »Es sieht nicht aus, als ob es aufgebrochen wurde.« Vorsichtig schob er mit spitzen Fingern den Riegel zurück. Dann öffnete er die Tür. Drinnen war es dunkel. Es roch modrig.
»Ihr wartet hier!«, befahl Tina Harloff und griff unter ihre Jacke. Sie holte ihre Pistole hervor und trat an die Seite ihres Kollegen. »Glaubst du, da ist noch jemand drinnen?«
»Eigentlich nicht, aber es schadet nicht, wenn wir vorsichtig sind«, antwortete Till. Auch er hielt mittlerweile seine Dienstwaffe in der Hand. Dann drangen sie
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