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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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wartete er auf den Mond.
    *
    Der lange Gang zwischen dem Vernehmungsraum und Dietmars Büro wurde vom grellen Neonlicht erhellt, obwohl es mitten im Tag war. Über der Stadt hatten sich dunkle Wolken zusammengebraut. Trevisan bog um die Ecke und ging eilig zur Tür am Ende des Ganges. Nun wollte er die ganze Wahrheit wissen. Was steckte hinter der Erpressung? Was brachte junge Menschen wie Mike Landers oder auch Luisa dazu, sich auf eine Erpressung einzulassen? Sie erschienen ihm ganz und gar nicht wie Gesetzesbrecher. Er hatte seine Erfahrungen gemacht und meinte zu wissen, welche Faktoren dazu führten, dass sich die kriminelle Energie in einem Menschen ausbreitete wie ein Krebsgeschwür. Mike Landers war ein anderer Typ. Er hatte die Trennung seiner Eltern verkraftet, hatte ein gutes Umfeld, eine gute Erziehung genossen und ein partnerschaftliches Verhältnis zu seiner Mutter, besuchte das Gymnasium und bekam gute Zensuren. Die Zukunft hätte rosig sein können. Doch er hatte all dies über Bord geworfen wie lästigen Ballast, hatte sich der anderen Seite des Lebens zugewandt und an den Vater seines besten Freundes einen Erpresserbrief geschrieben. Allerdings erst, nachdem sein Freund sich selbst getötet hatte. Gab er dem Vater die Schuld? War das ein ausreichender Grund? Was hatte das Mädchen mit dem Brief, dem Amulett und dem Foto gemeint? Ergab das alles einen Sinn? Trevisan wollte endlich Klarheit.
    Er klopfte an Dietmars Tür und öffnete. Dietmar saß mit einem weißen Verband um seinen Kopf hinter seinem Schreibtisch. Ein großgewachsener junger Mann mit dunklen Haaren saß ihm gegenüber auf einem ungepolsterten Stuhl. Trevisan winkte Dietmar heran. Dietmar ächzte, als er sich erhob. Es fiel ihm sichtlich schwer. Er trat nach draußen auf den Gang und schloss die Tür.
    »Was ist denn mit dir passiert?«, flüsterte Trevisan entgeistert und befürchtete schon, dass es zwischen Dietmar und dem jungen Mann zu einer Auseinandersetzung gekommen war.
    »Ich bin gestolpert«, antwortete Dietmar und verzog das Gesicht.
    »Was … wie … gestolpert?«
    »Auf der Treppe in der Rechtsmedizin. Ich habe nicht aufgepasst.«
    »Warst du schon beim Arzt?«, fragte Trevisan.
    Dietmar wies auf den Verband. »Glaubst du, den hab ich selbst gemacht? Ich bin dem Arzt quasi in die Hände gefallen.« Seine Stimme klang gereizt. »Der da drin ist eine harte Nuss«, wechselte er das Thema. »Dem traue ich alles zu. Er hat bislang keinen Ton gesagt. Ich werde das Gefühl nicht los, dass er sogar etwas mit dem Tod von Landers zu tun hat.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Na ja. Möglicherweise steckten sie gemeinsam hinter der Erpressung und sind in Streit geraten. Könnte ja immerhin sein, es ging schließlich um sehr viel Geld.
    »Ich werde ihn mir mal vornehmen«, beschloss Trevisan. »Von dem Mädchen haben wir mittlerweile ein paar vage Andeutungen erfahren. Aber mehr ist zurzeit nicht herauszubekommen. Sie weint nur noch.«
    »Und der andere?«
    »Ich weiß nicht, wie weit Till mittlerweile ist. Vielleicht gehst du mal rüber. Ich kann doch dein Büro benutzen?«
    Dietmar Petermann nickte und wandte sich ab.
    Leise betrat Trevisan Dietmars Büro. Tommy Wolff hockte noch immer teilnahmslos auf dem Stuhl. Er blickte nicht einmal auf, als sich Trevisan hinter den Schreibtisch setzte.
    Trevisan hob den Ausweis auf, der auf dem Schreibtisch lag, und las laut vor. »Thomas Wolff, geboren am 17. April 1983 in Wilhelmshaven. Du bist schon achtzehn, dann hast du bestimmt schon einen Führerschein?«
    Tommy Wolff nickte.
    »Einen eigenen Wagen?«
    Wiederum nickte der Junge wortlos.
    »Was hast du gestern Nacht im Hafen gemacht?«
    Der junge Mann lächelte. »Nicht mit mir, der andere hat auch schon die ganze Zeit versucht, mir etwas anzuhängen«, antwortete er lässig.
    »Du weißt, was mit Mike Landers passiert ist?« Trevisan ließ nicht locker.
    Wiederum nickte Tommy Wolff.
    »Was kannst du darüber sagen?«
    Tommy Landers zuckte die Schulter. »Ich war zu Hause. Ich habe keine Ahnung.«
    Trevisan ließ den Ausweis auf den Schreibtisch fallen und erhob sich. »Wie war das mit dem Bild und dem Amulett?« Er beobachtete die Reaktion des jungen Mannes und meinte für einen Moment ein leichtes Zittern in den Augenwinkeln wahrgenommen zu haben. Doch der Junge zuckte wiederum nur mit den Schultern und schwieg.
    »Sven Halbermann, Mike Landers, wer ist der Nächste?«, fragte Trevisan und ging im Zimmer auf und ab.
    »Was soll das? Ich

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