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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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vorsichtig in die Dunkelheit ein.
    Till kam nicht weit, da stieß er gegen einen metallischen Gegenstand. Beinahe wäre er gestolpert. Im Halbdunkel erkannte er ein Fahrrad.
    »Gibt es hier Licht?«, flüsterte Tina. Till wusste es nicht. Doch solange nicht klar war, dass sie sich alleine in der Lagerhalle befanden, durften sie die beiden Jugendlichen nicht in Gefahr bringen. Langsam schlichen sie sich den Gang entlang. Der Boden war staubig. Dann kamen sie an eine Tür. Vorsichtig drückte Till die Klinke herab. Die Tür war unverschlossen. Mit Wucht drückte er sie auf. Grelles Sonnenlicht durchflutete den Gang, als das Türblatt gegen die Wand schlug. Winzige Staubkörner tanzten in den gleißenden Sonnenstrahlen.
    Wachsam betraten Till und Tina den Raum. Ohne Zweifel handelte es sich um den Clubraum der Jugendlichen. Eine grüne Couch stand unter dem Fenster und ein alter Teppich bedeckte den Boden. Doch die Schränke in der anderen Ecke standen offen. Die Schubladen waren herausgezogen und der Inhalt auf dem Boden verstreut. Die Trümmer einer Stereoanlage lagen neben der Couch. Der dazugehörige Phonoschrank war umgeworfen worden. Zweifellos hatte jemand das Zimmer gründlich durchsucht. Sogar die Couch war aufgeschlitzt worden, bemerkte Tina, als sie näher kam.
    Eines der beiden großen Fenster, die nach Süden zeigten, war geöffnet. Till warf einen Blick hinaus. Hier war wohl niemand eingestiegen, denn bis zum Boden, der zum Wasser hin absank, waren es fast vier Meter. Aber vielleicht war hier jemand geflüchtet. Das hohe Gras unterhalb des Fensters hätte einen Sprung wohl ausreichend abgefedert. War Mike Landers geflohen, als er das Unheil kommen sah, als er seine mysteriösen Verfolger bemerkte? Hatten sie ihn durch den Hafen gejagt, bis er schließlich entkräftet und voller Angst vom Mast des alten Feuerschiffs gestürzt war?
    »Wir brauchen die Spurensicherung«, sagte Tina und steckte ihre Waffe zurück in das Holster.
    Till nickte grimmig. »Aber zuerst zeige ich den beiden da draußen, wie es hier aussieht. Es wird Zeit, dass wir unsere Freunde aus der Reserve locken.«
    »Ich glaube auch, dass sie mehr wissen, als sie uns sagen«, bestätigte Tina. »Ich habe auf der Dienststelle angerufen.
    Dietmar ist auf dem Weg zu diesem Tommy Wolff. Ich glaube, wir nehmen alle erst einmal mit.«
    *
    Tommy Wolff saß auf einem unbequemen Holzstuhl und blickte gelassen drein. Dietmar hatte ihn aus der Firma seines Vaters geholt. Er war davon offensichtlich nicht begeistert gewesen. Auch die beiden anderen Jugendlichen waren von Tina und Till mittlerweile zur Dienststelle gebracht worden. Nun saßen sie in getrennten Zimmern. Jochen und Luisa waren nervös, knabberten an ihren Fingernägel, rutschten unruhig auf ihren Stühlen herum oder blickten schuldbewusst zu Boden.
    Mittlerweile waren sich Till und Tina sicher, dass die Jungs und das Mädchen von Mike Landers’ Erpressungsversuch gewusst hatten. Vielleicht waren sie sogar daran beteiligt und befürchteten nun, dass Justitia die Finger nach ihnen ausstreckte.
    Mittlerweile durchsuchte ein Team der Spurensicherung den Schuppen am Banter See. Das aufgefundene Fahrrad hatte Mike Landers gehört. Dort hatte offenbar Mikes glücklose Flucht ihren Ursprung genommen. Nicht durch das Fenster, wie Tina zunächst angenommen hatte, sondern durch ein Abflussrohr. Es reichte fast bis zum Hafenwasser und war mit grünlichem Algenschleim überzogen. Deshalb waren die Schuhe und die Hosenbeine des Toten von dieser Schlammschicht durchtränkt gewesen.
    Luisa Schöneberg hatte Tina den Fluchttunnel offenbart. Anscheinend wurde sie langsam gesprächiger. Das Chaos in ihrem Clubhaus hatte sie so bestürzt, dass sie laut geweint hatte. Nun saß sie im Vernehmungszimmer der Wilhelmshavener Mordkommission und starrte wortlos auf die weiß getünchte Wand. Nur ein Tisch, drei Stühle und der Computer für die Sekretärin füllten den Raum, ansonsten wirkte das Zimmer kalt und abstoßend. Dies war gewollt, denn niemand sollte sich hier wohlfühlen.
    Ein venezianischer Spiegel hing gegenüber ihrem Sitzplatz. Für ihre Blicke undurchdringlich, eröffnete er Trevisan die Möglichkeit, sich unbemerkt von dem Mädchen einen ersten Eindruck zu verschaffen. Tina Harloff hatte Trevisan berichtet, was sie in der Kürze der Zeit in Erfahrung gebracht hatten. Nun stand er vor dem Spiegel und lauschte gespannt der Vernehmung, die Tina mit Luisa führte. Nur noch die Sekretärin des K 1 befand

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