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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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und an Bord zerren konnten. Mittlerweile hatte der Kapitän die trockene Brücke verlassen und stand neben seinen beiden Männern. Polternd fiel das helle Metallstück zu Boden. Es maß knapp einen halben Meter, lief nach oben dreieckig zu und war an der Unterseite knapp zehn Zentimeter breit. Am Rand war es mit weiß gestrichenen Nieten besetzt. An der Unterseite standen scharfe Kanten hervor.
    »Ich glaube es nicht«, sagte der Kapitän. »Der Fischer hat sich offenbar nicht getäuscht. Das ist ein Bruchstück von einem Heckleitwerk. Wir bringen eine Tonne aus«, beschloss er, ehe er zurück auf die Brücke ging.
    *
    Regentropfen rannen langsam an der Glasscheibe herab. Der Wind beugte die beiden Birken draußen vor dem Dienstgebäude. Es war dunkel geworden, kaltes Neonlicht erfüllte den Raum.
    »Bäuerliches Interieur von Augustinus Stom«, las Trevisan laut. »Gemälde aus dem 17. Jahrhundert. Gestohlen am 21. März 1999 in München. Befand sich im Privatbesitz und wurde bei einem Einbruch in einer Villa in Garching gestohlen. Professionelle Arbeit. Alarmanlage ausgeschaltet, Glasschneider eingesetzt, die Täter haben keine Spuren hinterlassen.«
    Trevisan warf einen kurzen Blick aus dem Fenster, dann legte er das Fahndungsplakat zurück auf den Tisch.
    »Das ist nicht alles«, sagte Monika Sander. »Zwei Damen im Boot von Eduard Cucuel, gestohlen im Mai 1998 in Nordrhein-Westfalen, das Blumengebinde mit Korn von August Mahler, gestohlen im August 2000 in Berlin und die Madonna aus Rheinland-Pfalz, ebenfalls 1999 gestohlen, alles Kunstwerke, nach denen weltweit gefahndet wird.«
    Dietmar Petermann lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Er hat sich extra seinen Keller ausgebaut, um sich an den Bildern zu ergötzen. Wenn ihr mich fragt, dann hat Halbermann eine ganz gewaltige Klatsche.«
    Trevisan zog einen Stuhl zu sich heran und setzte sich rittlings darauf. »Also verfügt er mit Sicherheit auch über gute Kontakte zur Unterwelt. Es dürfte für ihn kein Problem gewesen sein, ein paar Kerle anzuheuern, die dem Jungen eine gehörige Portion Angst einjagen, damit er seine Erpressung aufgibt.«
    »Vielleicht sogar mehr«, murmelte Monika nachdenklich.
    Dietmar kratzte sich am Kinn. »Es wird nicht leicht werden, ihm einen Mordauftrag nachzuweisen. Solange wir die Kerle nicht haben, sehe ich schwarz. Er wird alles abstreiten.«
    Trevisan nickte. »Wir müssen unsere Vorgehensweise abstimmen. Zumindest hatte ich gehofft, einen Hinweis auf die verschwundene Maria zu finden. Es gilt herausfinden, wie sie nach Deutschland kam, welches Institut sie an Halbermann vermittelt hat. Es muss doch Aufzeichnungen geben.«
    »Er hat wahrscheinlich schon längst alles verschwinden lassen«, warf Dietmar ein.
    »Maria muss beim Ausländeramt angemeldet worden sein«, erklärte Monika. »Die Einreise wurde vielleicht dokumentiert.«
    »Du hast recht, das ist eine Chance«, antwortete Trevisan. »Die Anmeldung bei der Stadt, das Ausländeramt, die Versicherungsanstalt. Wir müssen nur die richtigen Leute fragen.«
    »Ich übernehme das.« Monika Sander warf einen Blick auf die Uhr über der Tür. »Gleich morgen früh. Jetzt ist es schon zu spät.«
    Trevisan erhob sich. »Vielleicht findet Till etwas über diesen sonderbaren Verein heraus.«
    »Der Schädel geht mir einfach nicht aus dem Kopf«, sagte Dietmar und zupfte seine Krawatte zurecht.
    Der angekündigte Sturm wurde stärker und der Wind heulte um das Gebäude in der Peterstraße. Mittlerweile leuchteten sogar die Straßenlaternen in der Stadt. Trevisan stand wieder vor dem Fenster und schaute den Blättern zu, die der Wind von den Bäumen riss und durch die Luft wirbelte. »Es sieht fast so aus, als ob die Welt untergeht.«
    »Bestimmt irgendein Heiliger«, sagte Dietmar. »Ein Relikt. Ist Halbermann eigentlich katholisch oder evangelisch?«
    »Weder noch. Er gehört irgendeiner Freikirche an«, erklärte Trevisan. »Deshalb hat er seinen Sohn auch in Dänemark beerdigt.«
    »Er wird sich schwer wundern, wenn er aus Dänemark zurückkommt«, entgegnete Dietmar. »Wie lange willst du seine Villa überwachen?«
    Trevisan wandte sich um. »Wenn er bis Ende der Woche nicht zurück ist, dann müssen wir intensiv nach ihm fahnden. Die Geschichte mit den Gemälden reicht zumindest für einen Haftbefehl.«
    Dietmar lächelte bitter. »Wenn er überhaupt noch einmal zurückkommt.«
    »Wieso denn nicht?«, fragte Monika.
    »Na, diese Putzfrau wird

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