Das Lächeln der toten Augen
Gang in einen rötlichen Schimmer. Die Decke und die Wand waren mit Terrakotta-Fliesen verkleidet. Dunkler Marmor bedeckte die Treppe.
Trevisan stieg langsam hinab. Die Kälte nahm zu. Es roch nach frischem Wasser. Nach sieben Stufen beschrieb die Treppe einen Rechtsbogen.
»Ich habe schon Gänsehaut«, sagte Dietmar und griff an sein Schulterhalfter.
»Psst«, antwortete Trevisan und verharrte. Ein leises Rauschen drang an sein Ohr. Nach weiteren vier Stufen endete die Treppe in einem kleinen Treppenhaus. Auch hier beherrschten die düsteren Farben das Licht. Eine schwere Holztür versperrte den Blick in den dahinter liegenden Raum. Trevisan fluchte, aber entgegen seiner Erwartung war diese Tür nicht verschlossen. Er drückte die Klinke herab und öffnete einen Spalt. Das Rauschen und Plätschern wurde lauter.
»Meinst du, hier ist jemand?«, fragte Dietmar und hielt seine Waffe im Anschlag. Trevisan zuckte mit den Schultern und stieß die Tür vollends auf. Ein blendender Lichtstrahl erfasste seine Augen. Trevisan blinzelte, dann wanderte das gleißende Licht weiter. Ein kleiner Saal lag vor ihm, jetzt im glanzlosen Schein eines schwachen Lichtes. Inmitten des Raumes stand ein hoher, grob behauener Stein, aus dem Wasser in ein darunterliegendes Becken floss. Decken, Wand und Boden waren in ein zartes Rot getaucht. Eine lang gestreckte Holzbank bildete das einzige Mobiliar und stand gegenüber an der Wand. Die frische Kühle des Raumes war nicht unangenehm. Trevisan schaute an die Decke. Eine große Glaskugel drehte sich und zerstäubte das Licht eines Strahlers in tausend bunte Funken. Goldene Sterne glitzerten von der Decke. Unregelmäßig angeordnet, willkürlich für den Betrachter.
»Das ist aber ein seltsamer Partykeller«, unkte Dietmar. »Was soll der Hinkelstein dort in der Mitte?«
»Das ist ein Menhir«, erklärte Horst Kleinschmidt, der mittlerweile den beiden gefolgt war.
»Für was hältst du das, Horst?«, fragte Trevisan, ohne den Blick von dem faszinierenden Farbenspiel abzuwenden.
Horst Kleinschmidt trat näher. »Es wirkt auf mich wie eine Kultstätte.«
Trevisan betrat den Raum und schaute zur Decke. Er zählte vierzehn Sterne, die in die geflieste Decke eingelassen waren.
»Schon wieder so eine Tür«, hörte er Dietmar Petermann sagen, der nun ebenfalls im Saal stand. Eine weitere schwere Eisentür war in die Wand eingelassen.
»Diese Räume müssen Halbermann sehr viel bedeuten, wenn er sie so gut absichert.« Horst Kleinschmidt und klopfte mit den Fingern gegen die Sicherheitstür.
»Das alles hier scheint ihm irgendwie heilig«, folgerte Trevisan. Seine Finger tasteten die feuchte Wand ab.
»Was für ein Spinner ist dieser Kerl«, sagte Dietmar. »Das ist wohl der teuerste Relaxraum, den ich bisher gesehen habe. Edle Fliesen, und die Sternchen da oben scheinen mir irgendwelche Edelsteine zu sein.«
»Dieser Raum hat eine besondere Bedeutung«, sagte Trevisan und suchte mit seinen Fingern weiter nach einem versteckten Hohlraum oder einer eingelassenen Tür. Das Einzige, was er fand, war ein massiver Haken, der an der Stirnseite des Raumes etwa zwei Meter über dem Boden aus der Wand ragte. Trevisan schaute sich suchend um. An der Decke entdeckte er zwei weitere Strahler, die genau auf die Stelle an der Wand gerichtet waren. Er suchte nach dem Schalter für das Licht, doch er konnte ihn nicht finden.
»Jetzt bin ich aber erst richtig gespannt, was uns dahinter erwartet«, murmelte Kleinschmidt und deutete auf die zweite Stahltür.
»Ich auch«, bestätigte Dietmar. »Das ist ja wie eine Schatzsuche und wir sind die Grabräuber.«
Trevisan wandte sich um. »Es hilft nichts. Der Schlosser muss noch einmal ran.«
Eine weitere Stunde zog ins Land. Die Luft im Saal war inzwischen geschwängert von dem Geruch des Schweißgases und schmelzenden Metalls. In der Zwischenzeit hatte Trevisan zusammen mit Kleinschmidt den Raum gründlich nach versteckten Türen oder Hohlräumen durchsucht. Das Einzige, was sie gefunden hatten, war der Lichtschalter für die beiden Strahler.
Frau Jonas, Halbermanns Haushälterin, hatte auf den Raum mit deutlicher Überraschung reagiert. Trevisan glaubte ihr, dass sie nicht gewusst hatte, was sich hier im Keller verbarg. Auch Tina und Monika hatten nicht schlecht gestaunt, nachdem sie Halbermanns Heiligtum besichtigt hatten.
Nun standen sie vor dem Gebäude und warteten ungeduldig darauf, dass der Schlosser endlich das hoffentlich letzte Geheimnis
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