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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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bergen. Sie war in dem verbeulten Blech und Kunststoff eingeklemmt. Den Piloten hatte offenbar die Strömung mitgerissen. Der vordere Teil des Cockpits fehlte und eine Tragfläche war nur noch als Stummel zu erkennen.
    »Die Maschine muss in einem flachen Winkel mit sehr hoher Geschwindigkeit auf dem Wasser aufgeschlagen sein«, erklärte der Kapitänleutnant der Marine. »Der Vorderbau wurde komplett zerfetzt.«
    Alex Uhlenbruch hatte seinen Block gezückt und machte sich Notizen. Alles erschien ihm wichtig. Es war, abgesehen vom Absturz eines Gleitschirmfliegers vor einem Jahr in Moorsum, der erste Flugunfall, den er zu bearbeiten hatte.
    Tina unterstützte ihn, so gut es ging. Mittlerweile hatte der Wind etwas nachgelassen. Dennoch hing ihre Strickjacke noch immer um ihre Schultern. »Kann es nicht sein, dass sich der Pilot mit einem Fallschirm retten konnte?«
    Das breite Lächeln des Marineoffiziers verriet ihr, dass ihre Frage wohl weit an der Realität vorbeigegangen war. Der Offizier zog die Nase hoch und wischte sich mit der flachen Hand über den Schnurrbart. »Die Maschine flog in geringer Höhe und wie es aussieht mit hoher Geschwindigkeit. Erstens ist es ein großes Risiko, aus einem Flugzeug bei geringer Höhe auszusteigen. Ein kleiner Fehler und Sie stoßen gegen den Rumpf der Maschine oder das Heckleitwerk rasiert Ihren Schädel ab. Öffnen Sie den Schirm zu spät, dann schlagen Sie ungebremst auf dem Boden auf. Wasser, Beton oder Wiese, das ist bei dieser Geschwindigkeit nahezu egal. Zweitens müssen Sie die Kabinentür gegen den Fahrtwind öffnen. Haben Sie schon einmal im Auto bei zweihundert Stundenkilometern versucht, die Wagentür zu öffnen? Es wird Ihnen nur schwerlich gelingen!«
    Tina lächelte den Offizier entwaffnend an. Das Funkgerät beendete die Unterhaltung. Der Einsatzleiter meldete sich. Das Gespräch war kurz. Tina und Alex verstanden kein Wort.
    »Wir werden jetzt einen zweiten Versuch unternehmen«, erklärte der Marineoffizier. »Wir heben den Rumpf etwas an und schieben dann ein Luftkissen darunter. Ich kann nur hoffen, dass der Vogel nicht ganz auseinanderbricht.«
    »Ein Luftkissen?«, fragte Alex verwundert.
    »Wie ein riesiger Plastiksack«, erklärte der Kapitänleutnant. »Leer natürlich. Sobald er richtig fixiert ist, pumpen wir ihn auf. Dann schwebt der Vogel wie auf einem sanften Ruhekissen nach oben.«
    »Und das funktioniert?«
    »Ich kenne keine bessere Methode.«
    Alex blickte ungeduldig in das schäumende Wasser. »Ich dachte, wir ziehen es einfach an den Tauen nach oben. Geht das nicht schneller?«
    Ein verächtliches Lächeln umspielte die Mundwinkel des Offiziers. »Laienhaft gesehen wohl schon, aber ich gehe davon aus, dass Sie die Maschine gerne als ganzes Stück vor sich liegen haben. Bei Ihrer Methode, dem Sog und der starken Strömung, die in einer Untiefe wie dieser herrschen, geht das nur häppchenweise. Wir müssten damit rechnen, dass die Maschine in ihre Einzelteile zerfällt.«
    Alex nickte und war froh, als sich der Steuermann des Seenotrettungskreuzers näherte und ihn aus der Fachdiskussion erlöste. »Gibt es schon etwas Neues?«, fragte Alex.
    Der Seemann schüttelte den Kopf. »Bislang nicht, der Beamte vom Luftfahrtbundesamt ist auf dem Weg.«
    Tina zog die verrutschte Jacke ein Stück höher. Alex legte freundschaftlich den Arm um ihre Schultern. »Noch immer kalt?«
    »Es geht«, antwortete Tina Harloff.
    *
    »Die Sache wird immer verwirrender«, sagte Trevisan und malte mit einem Stift große Kreise auf ein Blatt. »Zuerst der Selbstmord, dann der Tod von Mike Landers. Das verschwundene Mädchen und jetzt auch noch der Kopf eines Toten. Dazu die gestohlenen Bilder und Halbermanns Geheimniskrämerei. Was steckt dahinter und wer ist Halbermann wirklich?«
    Monika Sander trank einen Schluck Mineralwasser aus ihrem Glas. »Ein Kerl, der über Leichen geht?«
    Till Schreier schüttelte den Kopf. »Wenn ihr mich fragt, der verzogene Abkömmling einer reichen Familie, der niemals um etwas kämpfen musste. Er hat in seiner Jugend alles bekommen, was es für Geld zu kaufen gab und so ist er heute noch. Wenn er etwas will, dann nimmt er es sich einfach. Koste es, was es wolle.«
    »Aber Mord«, wandte Monika ein. »Das ist doch etwas ganz anderes als Bilderdiebstahl und Hehlerei.«
    Trevisans Kreise wurden kleiner. »Manchmal ist es wie ein Strudel. Man wird einfach hineingezogen.«
    Till schenkte sich ebenfalls Mineralwasser ein. »Du meinst, mit

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