Das Lächeln der toten Augen
sich einig, dass der Zoll angesichts des Kunstwerks wohl eine Menge Fragen an den Piloten gestellt hätte. War das der Grund dafür, dass die Maschine im Tiefflug in das deutsche Hoheitsgebiet eingedrungen war?
Die Ermittlung des Heimatflughafens der Cessna war Routine. Die Kennung der Maschine war bekannt, deswegen würde er sich darum als Erstes kümmern.
Als Alex seinen Wagen auf dem Parkplatz vor dem Dienstgebäude abstellte, war es fünf nach zehn. Tinas kleiner Sportflitzer stand bereits in der eingezeichneten Parkbucht. Die Sonnenstrahlen brachen sich in den Fensterscheiben der Büros. Auch heute sollte es wieder einen heißen und ungetrübten Tag geben. Für das Wochenende hatten die Meteorologen schlechtes Wetter gemeldet. Ein Tiefdruckausläufer würde für mächtigen Wind, Regen und Abkühlung sorgen. Alex war es egal, er hatte sich sowieso für das Wochenende nichts vorgenommen.
Als er durch die verwaisten und dunklen Gänge des zweiten Stockwerkes ging, lauschte er verwundert in die Stille. Anscheinend waren alle anderen bereits ausgeflogen, ihre Privatwagen hatten jedenfalls ausnahmslos auf dem Parkplatz gestanden. Trotzdem blieb er vor Trevisans Büro stehen und klopfte vergebens, die Tür war verschlossen. Wo mochten sie bloß alle stecken? Im Groben wusste er, dass Trevisan sich noch immer mit dem Fall des Jungen beschäftigte, der am Banter See von Mast eines Schiffes gestürzt war, doch den genauen Hintergrund kannte er nicht. Auch Tina hatte ihm nicht viel darüber erzählen können, außer, dass vermutlich ein reicher Industrieller aus Wilhelmshaven mit dem Tod in Verbindung stand.
Alex verzog die Mundwinkel und ging weiter. Sein Büro, das er sich mit Tina teilte, lag gegenüber.
Tina saß bereits hinter ihrem Schreibtisch und telefonierte. Sie nickte kurz, als Alex eintrat und sich mit einem Seufzer auf seinen Stuhl fallen ließ. Schweigend wartete Alex, bis sie das Gespräch beendet hatte.
»Weißt du, wo sich Trevisan schon wieder herumtreibt?«, fragte er mit einem tadelnden Unterton.
Sie zuckte die Schulter. »Waren alle schon weg«, erwiderte sie. »Ich war bereits bei Doktor Mühlbauer von der Rechtsmedizin. Brauchst dich gar nicht groß zu setzen, wir müssen gleich los. Du hast hoffentlich schon gefrühstückt?«
»Warum?«, fragte Alex misstrauisch.
»Der Staatsanwalt hat die Obduktion für heute Morgen angeordnet«, erklärte Tina. »Wir müssen uns beeilen.«
Alex erhob sich. »Also dann, auf geht’s!«
Tina und griff nach ihrer Handtasche. Sie überzeugte sich davon, dass sie das Diktiergerät eingesteckt hatte, und ging zur Tür.
Alex zögerte kurz und schaute zur Uhr, die über der Tür hing. »Ich wollte doch noch draußen in Sande den Flughafen anrufen«, sagte er.
»Keine Zeit. Wir fahren auf dem Rückweg dort vorbei«, entschied Tina und verließ das Büro.
Alex folgte ihr. Vor Trevisans Büro stand Kriminaloberrat Beck und schaute sich ratlos um.
»Ah, sind doch nicht alle auf Betriebsausflug«, sagte er knurrig, als er Tina und Alex erblickte. »Wo treibt sich Trevisan herum?«
»Keine Ahnung«, antwortete Tina und lief einfach an ihm vorüber.
Alex wollte ihr folgen, doch da legte ihm der Kriminaloberrat die Hand auf die Schulter. »Nicht so eilig, nicht so eilig. An welchen Fall arbeitet ihr gerade?«
»Dem Absturz«, antwortete Alex knapp.
»Was hat sich ergeben? Ich habe noch keinen Bericht erhalten.«
»Wir stecken noch mitten in den Ermittlungen«, erwiderte Alex und wandte sich zum Gehen.
»Davon gehe ich aus, aber Sie können mir doch sicher bereits etwas darüber erzählen«, drängte Beck.
Alex schilderte kurz, was sie draußen in der Nordsee vorgefunden hatten.
»Alex, kommst du endlich, wir haben einen Termin«, rief Tina ungeduldig. Sie stand im Treppenhaus und warf ihm einen gereizten Blick zu.
»Sie müssen entschuldigen, aber Doktor Mühlbauer erwartet uns«, sagte Alex.
»Dann gehen Sie, aber bis heute Nachmittag erwarte ich eine schriftliche Zusammenfassung. Ich muss doch etwas in der Hand haben, das ich der Presse erzählen kann«, erwiderte Beck, ehe er Alex von dannen ziehen ließ.
*
Dietmar Petermann steuerte den Wagen mit sicherer Hand in die enge Parklücke in der Werftstraße. Gegenüber im unteren Stockwerk eines Wohn- und Geschäftshauses lag das Büro des Landtagsabgeordneten Gunther Behrends. Es war kurz vor Mittag und der Verkehr in der Stadt nahm deutlich zu.
Behrends’ Sekretärin hatte zunächst sehr abweisend
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