Das Lächeln der toten Augen
interessieren Sie sich für Simon Halbermann?« Behrends musterte sie prüfend.
Trevisan ergriff die Initiative. »Sie haben doch bestimmt schon von dem Selbstmord seines Sohnes gehört?«
Behrends nickte. »Ich verstehe nicht, was ich Ihnen dazu sagen könnte. Es war für uns alle ein Schock.«
»Unterhalten Sie einen intensiven Kontakt zu Herrn Halbermann?«, meldete sich Dietmar zu Wort.
»Wie darf ich das verstehen?«
»Ich meine, Sie kennen sich seit der Zeit an der Uni. Kann man davon ausgehen, dass Sie diese Freundschaft weiterhin pflegen?«
Behrends überlegte. »Es stimmt, dass Simon Halbermann und ich zusammen studiert haben. Wir sind auch nach wie vor in Kontakt. Schließlich gehören wir beide einem Verein an, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, unsere Kulturschätze zu bewahren und zu pflegen. Aber intensiv, das ist zu viel gesagt. Ich habe seinen Jungen ein paarmal gesehen. Aber mehr auch nicht.«
Trevisan hatte den Eindruck, dass Behrends wenig begeistert von dem Thema war. Seine Antworten wirkten ausweichend. Er beobachtete den Mann genau, doch weder Gesicht noch Haltung ließen Unsicherheit erkennen. Es mochte wohl auch daran liegen, dass Behrends gelernt hatte, wie man sich in der Öffentlichkeit verhielt. Er saß locker auf seinem Stuhl und hatte die Arme vor seiner Brust verschränkt.
Es hatte keinen Zweck, um den heißen Brei zu reden und ihre wertvolle Zeit zu vergeuden. Trevisan entschloss sich, die Gangart etwas zu verschärfen. »Wussten Sie, dass Simon Halbermann erpresst wurde? Hat er mit Ihnen darüber geredet?«
Behrends schien erstaunt. War es Theater oder wusste er wirklich nichts davon? »Ich, nein, woher auch? So nah stehen wir uns nicht.«
»Aber Sie haben sich während Ihrer Studienzeit doch eine Wohnung geteilt. Schweißt das nicht zusammen?«, setzte Dietmar nach.
»Also hören Sie, meine Herren, das alles ist lange her. Ich kenne ihn, er ist ein Bekannter und ein Vereinskollege. Nicht mehr und nicht weniger. Außerdem, muss ich schon sagen, kommt es mir vor, als wollen Sie mich verhören.«
Trevisan räusperte sich. »Wir benötigen dringend Informationen über Herrn Halbermann …«
»Was liegt denn überhaupt gegen ihn vor?«, fiel ihm der Abgeordnete ins Wort.
»Simon Halbermann wurde – wie gesagt – erpresst«, erklärte Trevisan. »Der Erpresser war ein Freund seines Sohnes. Ein gewisser Mike Landers. Wir fanden Landers’ Leiche vor ein paar Tagen draußen am Banter See.«
»Und Sie glauben, Simon Halbermann könnte damit etwas zu tun haben?«, sagte Behrends lächelnd. »Simon Halbermann ist ein redlicher und achtbarer Mensch. Er gibt große Summen dafür aus, dass uns Kirchen und Denkmäler unserer Väter und Vorväter erhalten bleiben. Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass ein solcher Mann dazu fähig wäre, einen Jungen umzubringen. Das ist doch lächerlich.«
»Wir haben in Simon Halbermanns Villa gestohlene Bilder sichergestellt«, schob Trevisan nach.
»Was haben Sie?«
»Wir haben sein Haus durchsucht und dabei Kunstwerke von hohem Wert sichergestellt. Gestohlene Kunstwerke, nach denen weltweit gefahndet wurde.«
Behrends überlegte einen Augenblick. »Dazu kann ich nichts sagen«, erklärte er schließlich wesentlich leiser als zuvor.
»Wussten Sie, dass er Kunstwerke sammelt?«
»Simon war immer schon an Kunst und der Kultur interessiert. Über gestohlene Kunstwerke weiß ich nichts. Aber warum reden Sie nicht mit ihm selbst?«
»Wir wissen nicht, wo er sich derzeit aufhält«, erklärte Dietmar Petermann. »Er soll in Dänemark sein. Mit seinem Flugzeug. Wissen Sie, wo er dort sein könnte?«
Behrends schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung.«
Es klopfte an der Tür. Behrends rief ein lautes, fast befreites »Herein«. Die Sekretärin schaute in das Zimmer. »Herr Behrends, der Fahrer wartet schon vor dem Haus. Es ist nun wirklich Zeit.«
Behrends richtete sich auf. »Meine Herrn, Sie müssen entschuldigen. Ich habe einen wichtigen Termin.«
Dietmar und Trevisan erhoben sich. »Ach, eine Frage noch«, sagte Trevisan. »Sind Sie mit Halbermann auch schon einmal in Dänemark gewesen?«
Der Abgeordnete stand vor seinem Stuhl und richtete seine Krawatte. »Dazu kann ich nichts sagen«, erwiderte er. »Sie müssen mich jetzt entschuldigen. War nett, Ihre Bekanntschaft zu machen. Meine Sekretärin führt Sie hinaus.«
»Können wir uns später noch einmal unterhalten?«, fragte Trevisan unverblümt.
»Wie war noch einmal Ihr
Weitere Kostenlose Bücher