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Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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dann gab es die Auseinandersetzung zwischen Ihnen und Halbermann«, führte Trevisan Dahmanns Gedanken fort.
    Der Professor nickte.
    »Soviel ich weiß, hat Halbermann aber dennoch den Abschluss an der Uni gemacht«, sagte Trevisan. »Hatte der Vorfall keine Konsequenzen?«
    »Es waren viele Schüler um uns herum. Alle hatten gesehen, dass ich zuerst geschlagen hatte. Außerdem hat Halbermanns Vater kräftig mitgemischt und einen Verweis verhindert. Er hat uns sogar einen Anwalt auf den Hals gehetzt. Der Anwalt sprach von Meinungsfreiheit, von Grundrechten und von Reflexhandlungen. Mir war das Ganze zu dumm. Wir einigten uns schließlich auf einen zeitlich begrenzten Ausschluss aus den Lesungen als Konsequenz und als Zeichen für die anderen Studenten.«
    Dietmar Petermann hatte seinen Block gezückt. »Sagen Ihnen die Namen Behrends, Kranewitt und Elbers etwas?«
    Der Professor überlegte. »Also der Behrends, wenn Sie unseren Landtagsabgeordneten meinen, der war sowieso überall zu finden, wo auch Halbermann war. Wir nannten die beiden schon die siamesischen Zwillinge. Sie wohnten sogar zusammen. Und Kranewitt kommt mir auch bekannt vor, aber daran erinnere ich nicht mehr so genau.«
    Trevisan beobachtete den alten Mann. »Wissen Sie noch, um welche Art der Vereinigung es bei den Studenten ging?«
    »Ich sagte doch, es waren teilweise rechtsradikale Gedanken. Rassenreinheit, reine nordische Kultur. Aber Moment, ich habe den Handzettel von damals sogar aufgehoben.« Professor Dahmann ging murmelnd zur Tür.
    ›Das klingt ja höchst interessant«, sagte Dietmar. »Eine Studentenverbindung also. Und Halbermann mittendrin.«
    »Und Behrends war auch dabei«, erwiderte Trevisan. »Das wirft ein ganz neues Licht auf die Sache.«
    Der Professor kehrte zurück und reichte Trevisan einen gelben Handzettel. »Ich habe ihn aufgehoben. Ich weiß nicht, warum.«
    Trevisan musterte das Blatt. »Uthers Söhne treffen sich am Montag, dem 17. Mai, in der Zwiebel. 20.00 Uhr. Komm, wenn dir das Leben wichtig erscheint«, las er laut vor. In die Ecken des Blattes waren zwei Symbole gemalt, ein Drachenkopf und eine wirre Anhäufung von Punkten. Trevisan stutzte. Irgendwie kamen ihm diese scheinbar wahllos aneinandergefügten und mit einer Linie verbundenen Punkte bekannt vor. Er reichte Dietmar den Zettel.
    »Haben Sie eine Ahnung, was das bedeuten soll?«, fragte Trevisan.
    Der Professor schüttelte den Kopf. »Nicht genau, wenn ich ehrlich bin. Nur mit Uther kann ich natürlich etwas anfangen. Er war ein großer Keltenkrieger, der etwa 400 Jahre nach Christus gelebt haben soll. Er wurde als Held bei den alten Kelten verehrt. Die Überlieferung sagt, dass er sein Volk aus der großen Dunkelheit ins Licht führte. Das war zu der Zeit, als die Kelten in Italien einfielen und die dortigen Völker, die Etrusker und die Ligurer, in blutigen Kämpfen aus ihren Ländern vertrieben. Die Kelten jagten den anderen Völkern Angst und Schrecken ein. Sie kamen aus dem hohen Norden und waren grausame Kämpfer. Sie schlugen ihren Feinden die Köpfe ab und konservierten sie in Zedernöl. Sie glaubten, dass die Kraft des Feindes durch diesen Akt auf sie selbst überging. Aber genau das passte zu Gehlers, diesem sonderbaren Kauz.«
    Trevisan war sprachlos.
    »Der entlassene Professor, wissen Sie noch seinen vollständigen Namen?«, ergriff Dietmar das Wort.
    »Natürlich«, entgegnete Dahmann. »Er hieß Lars Uwe Gehlers.«
    »Wissen Sie, wo er abgeblieben ist?«, fragte Trevisan.
    »Ich habe nie mehr etwas von ihm gehört. Er wohnte damals in Neuengroden. Aber ich weiß nicht einmal, ob er noch lebt. Ich hörte mal davon, dass er in die Psychiatrie eingeliefert worden sein soll. Da gehörte er meiner Meinung nach auch hin.«
    »Wegen seiner Ideen?«, fragte Trevisan.
    »Nicht nur das, er war überhaupt ein ganz sonderbarer Mensch«, erklärte Dahmann. »Es gab Zeiten, da blieb er einfach den Vorlesungen fern und ließ sich mit fadenscheinigen Begründungen entschuldigen. Einmal fehlte er sogar ein halbes Jahr. Er hat sich einfach krank gemeldet. Hinterher erfuhren wir, dass er eine Art Expedition in den hohen Norden unternommen hatte. An der Grönländischen Ostküste soll er sich herumgetrieben haben. Aber es war nur ein Gerücht, deswegen konnten wir keine Disziplinarmaßnahmen einleiten.«
    »Wissen Sie, was er dort getan hat?«
    Der Professor lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ich habe ihn einmal auf einer privaten Veranstaltung eines

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