Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Lächeln der toten Augen

Titel: Das Lächeln der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
Name?«
    »Trevisan, Hauptkommissar Trevisan von der Mordkommission in Wilhelmshaven.«
    »Also, Herr Trevisan«, antwortete Behrends. »Ich bin sehr viel unterwegs und ich fürchte, dass ich Ihnen nur wenig weiterhelfen kann. Simon Halbermann und ich waren gut miteinander bekannt, aber Freunde … nur weil wir einmal vor über zwanzig Jahren zusammen wohnten? Das wäre zu viel gesagt. Ich schlage vor, wenn Sie noch fundierte Fragen haben, wenden Sie sich am besten schriftlich an meine Sekretärin. Ich werde sie dann, so ich kann, gerne beantworten. Mehr kann ich nicht für Sie tun.«
     
    »Was hältst du davon?«, fragte Dietmar, als sie wieder im Wagen saßen.
    Trevisan rüttelte am Gurt. »Ich werde nicht schlau aus ihm.
    Natürlich hat er gelogen. Ich glaube, er weiß ganz genau, wo Simon Halbermann steckt. Aber sagt er es uns nicht, weil er ihn schützen will. Oder er hat selbst keine weiße Weste.«
    Dietmar nickte. »Wenn ich überlege, dass ich den gewählt habe …« Er öffnete die Scheibe des Wagens und warf den Hochglanzprospekt hinaus, den er zuvor im Büro eingesteckt hatte.
    *
    Monika Sander stand vor dem Haus in der Kaiserstraße auf Norderney und betrachtete das goldfarbene Messingschild. Institut Birgit, Eheanbahnung, Au-pair-Service, Vermittlung, Inhaberin: Vesna Glasic stand in schwarzen Lettern darauf geschrieben. Darunter befand sich ein weiteres, in dunklem Silber gehaltenes Türschild, das auf die Gesellschaft zur Förderung und zum Erhalt nordischer Kultur und Brauchtum e.V. hinwies.
    »Das ist aber nicht sehr geräumig für zwei solche Institutionen«, sagte Till Schreier und beugte sich hinunter, um den widerspenstigen Schnürsenkel seines Turnschuhes zu binden.
    »Da hast du recht«, bestätigte Monika Sander. »Dafür, dass der Verein Millionenbeträge in den Erhalt von Kirchendenkmälern steckt, ist ihre Residenz eher bescheiden. Vielleicht teilen sie sich die Räume.«
    Till richtete sich wieder auf. »Es hilft nichts, niemand zu Hause. Wir werden ein anderes Mal kommen müssen.« Er wandte sich zum Gehen.
    Monika Sander wollte ihm schon folgen, da sah sie eine alte Frau, die auf dem Nachbargrundstück ihre Blumen goss. »Warte mal!«, sagte Monika. »Vielleicht war unser Weg doch nicht ganz umsonst.«
    Sie blieb am Zaun stehen rief er Frau ein freundliches »Hallo« zu. Die alte Dame richtet sich auf und musterte Monika mit einem misstrauischen Blick.
    »Ist wohl niemand zu Hause bei den Nachbarn?«, fragte Monika.
    »Sind schon ’ne ganze Weile weg«, erhielt sie zur Antwort.
    »Wissen Sie, wann die wiederkommen?«
    Die Frau schüttelte den Kopf und stellte ihre Gießkanne auf den Boden. Dann kam sie näher. »Sind oft wochenlang weg. Geschäftsreisen, wissen Sie. Sie wollen wohl zu der Glasic?«
    Monika Sander nickte.
    Verschwörerisch beugte sich die Frau vor. »So ’n schönes Mädchen findet doch selbst einen guten Mann«, flüsterte sie.
    Monika lächelte. »Sie sagen, sie sind schon lange fort, meinen sie damit Frau Glasic und ihren Mann?«
    »Er ist nicht ihr Mann. Er lebt nur bei ihr. Er ist Däne, wissen Sie.«
    »Ist denn auch niemand von dem Kulturverein hier?«, fragte Monika.
    »Nee, da hab ich schon lange niemanden mehr gesehen«, erwiderte die Frau. »Ab und zu kommt da einer in einem feinen Anzug und mit einem großen Wagen. Aber der war auch schon Monate nicht mehr da. Mein Mann sagt, das sind Reiche, die sich ihre Steuern sparen wollen. Soll sogar ein Politiker darunter sein. Aber ich will nichts gesagt haben.« Die Frau zwinkerte.
    Monika lächelte. »Waren denn überhaupt Leute in der letzten Zeit hier?«
    Die Frau blickte sich konspirativ um, ehe sie antwortete. »Manchmal sieht man wochenlang niemanden, dann wimmelt es auf einmal wieder da drüben. Dann und wann wohnen allerlei Menschen hier. Vor allem junge Mädchen in unterschiedlichen Hautfarben. Ist so ’ne Vermittlung für Haushaltshilfen oder so ähnlich. Die kommen aus Afrika und Amerika und von überall auf der Welt, aber genau weiß ich das nicht.«
    »Kennen Sie Frau Glasic gut?«
    Die Frau schüttelte vehement den Kopf. »Nee, da will ich nichts mit zu tun haben. Albert, das ist mein Mann, sagt, dass das Ganze dort nicht mit rechten Dingen zugeht. Aber ich will nichts gesagt haben.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Man liest doch so viel in den Zeitungen. Albert meint, dass die auch den Schweinkram da mitmachen. Die jungen Mädchen werden meist von älteren Männern abgeholt. Noble Männer, keine

Weitere Kostenlose Bücher