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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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kein Medium?»
    «Na ja, sind wir nicht alle irgendwie ein bisschen so veranlagt? Ich mein, das ist doch leicht – in Häusern, in denen es spukt, gibt es immer einen Mann in Uniform, eine Frau am Fenster, ein weinendes Baby. Kalte Stellen. So machen Medien das. Man erwähnt irgendwas – so was wie: Ich sehe einen alten Herrn mit einem Schal –, und schon sagt irgendjemand: ‹Ja! Das ist mein Opa!› Und in einem Haus sagt man: ‹In der Speisekammer, da hab ich was gespürt.› Ist doch alles Beschiss, Mary.»
    «Hm, Entschuldigung, aber –»
    «Ich garantier Ihnen, wenn Sie da hingehen und sagen, Sie hören ein Baby schreien oder so, kriegen Sie auf jeden Fall irgendein Ergebnis.»
    «Jon, haben Sie vergessen, was ich eigentlich mache?»
    «Dann wird Gott Sie dabei schützen. Sie kennen sich doch damit aus, oder? Was Sie mir über die Phantasmen der Lebenden erzählt haben, das ist doch ernstzunehmendes Wissen. Sie könnten das. Ich sag Ihnen, sie hat das Gefühl, bei Ihnen ist was zu holen.»
    «Und was gibt es für Sie dabei zu holen, Jon?»
    Es war ein ruhiger Tag, man konnte das Wasser am Wehr rauschen hören. Über Wales war die Sonne zu sehen – wie eine Münze in Alufolie.
    «Was glauben Sie denn?» Jon Scole beugte sich vor. «Was schätzen Sie, was es heutzutage kostet, einen Laden in Ludlow zu führen? Genug Waren vorrätig zu haben, damit die Leute auch reinkommen?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Meine Eltern haben mir genug hinterlassen, um einen Laden zu eröffnen, aber die Kosten sind immer höher, als man vorher denkt, gerade hier. In der Saison läuft das mit den Geistertouren ganz gut, aber viel bringt es nicht. Und wenn der Bürgermeister und seine Familie mich hier nicht mehr haben wollen, können sie mich jederzeit rausdrängen.»
    «Das würde er nicht machen.»
    «Würde er, Mary, garantiert. Und könnte ich es mir dann leisten, mir was Ordentliches zu kaufen? Nein, nicht bei den Immobilienpreisen in dieser Stadt.»
    «Ich dachte, Sie haben das Café an eine Kette verkauft?»
    Jon seufzte. «Ich hab ein bisschen Land verkauft mit einem Fertigbau-Fernfahrerimbiss drauf. Das lässt sich nicht mit schicken Geschäftsräumen in so einer vornehmen Gegend wie dieser hier vergleichen.»
    «Mit anderen Worten: Sie suchen einen Sponsor.»
    «Überlegen Sie mal, was sie für das Haus ausgegeben hat. Und Land zu kaufen, nur damit nichts drauf gebaut wird? Haben Sie davon gehört? Stellen Sie sich mal vor, was das kostet. Sie hat es einfach gekauft, da war keine Finanzierung vonnöten. Muss man sich mal vorstellen.»
    «Und wenn Bell Sie als jemanden betrachtet, der ihr den einen oder anderen Gefallen getan hat …?»
    «Wer weiß? Ist aber ein Drahtseilakt, das kann ich Ihnen sagen.» Er rieb sich die Augen. «Tut mir leid, dass ich Sie so überrumpelt hab, ich dachte einfach … Nein, offensichtlich hab ich überhaupt nicht nachgedacht. Ich hab es einfach so vorgeschlagen.»
    Er wirkte ein bisschen verloren. Er war jünger, als er aussah, vielleicht dreißig. Sein Bart täuschte, und das sollte er wahrscheinlich auch.
    «Machen wir es doch so», sagte er. «Sie fahren zurück in Ihr Pfarrhaus und denken mal drüber nach, und wenn ich nichts mehr von Ihnen höre … na, dann war es jedenfalls eine interessante Idee, oder?»
    «Es gibt da nur ein Problem, Jon. Angenommen, wir finden heraus, dass sie etwas getan hat, weswegen sie hier wegmuss. Wie wäre Ihnen dann geholfen?»
    «Wieso? Ins Gefängnis?»
    «
Ich
werde sie nicht verhaften, ich bin nur eine Pfarrerin, aber …»
    «Ich mach mir keine Illusionen», sagte Jon. «Der Tag, an dem sie beschließt, dass sie in Ludlow nicht mehr leben kann, wird für den Bürgermeister ein Feiertag. Und Ihnen würden auch nicht die Tränen kommen, wenn Sie rausfinden, dass Robbies Tod irgendwas mit Bell zu tun hat. Aber ich schätze, was immer Sie auch herausfinden, Sie werden’s akzeptieren, oder? Sie würden nicht versuchen, die Tatsachen zu verdrehen oder so. Wenn sich also rausstellt, dass Bell, na gut, ein bisschen verrückt ist, aber ansonsten eigentlich harmlos, dann ist doch alles in Ordnung, oder?»
    «Das … müssen wir abwarten.»
    «Ich glaub ja an Schicksal», sagte Jon Scole. «Was auch immer passieren soll, wird passieren.»
     
    Merrily stieg wieder ins Auto und zündete sich eine Zigarette an.
    Schlimmer konnte es kaum sein. Entweder machte sie mit und täuschte lächerliche übersinnliche Fähigkeiten vor, nur um Kontakt zu Bell

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