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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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zugegebenermaßen beinahe hypnotisieren kann mit ihrer Schönheit. Aber für jemanden, der fast ein großer Star ist, ist sie eigentlich relativ okay. Sie versteht die Dinge. Man kann echt was von Moira lernen. Zum Beispiel, wie man auf Distanz zu den Problemen anderer Leute geht und anfängt, selber zu leben. Denn wenn du mal drüber nachdenkst: Weder du noch Lol habt jemals ein normales Leben gehabt. Schwanger mit neunzehn. Zur Witwe geworden, als du noch nicht mal dreißig warst und ein entzückend kompliziertes kleines Kind hattest …»
    «Entschuldige, aber wann habe ich jemals behauptet, dass du entzückend warst?»
    «Und das Einzige, was du vom Studentenleben mitbekommen hast …» – Jane rümpfte verächtlich die Nase –, «… hat sich auf dem verdammten Theologie-College abgespielt … als Spätstudierende, die ein Kind mit sich rumgeschleppt hat. Wann bist du denn durch die Clubs gezogen und hast dich betrunken und bist in fremden Betten aufgewacht?»
    «So hat das eigentlich alles –»
    «Was?»
    «Vergiss es.»
    «Hm-hm.» Jane lächelte. «Mom, wir haben Lol jetzt zwar endlich bei uns im Dorf, aber du hast das irgendwie noch nicht ganz kapiert. Du nimmst eine Woche frei, um für den Bischof in Ludlow Detektivin zu spielen; aber um mal einen netten Ausflug mit Lol zu machen, nimmst du dir nie frei.»
    «Weißt du … ich glaube, mir hat es besser gefallen, als du mich einfach dafür ausgelacht hast, dass ich so tue, als wäre ich ein Medium.»
    «Ja, okay, das war falsch. Jetzt hab ich beschlossen, das ernst zu nehmen.» Jane legte das Kissen neben sich auf das Sofa und setzte sich aufrecht hin. «Du brauchst Rat von einem Spezialisten, sonst nimmt diese Frau dich auseinander.»
    «Und, ähm, du könntest mich da beraten?»
    Jane zuckte mit den Schultern. «Ich hab die entsprechenden Bücher gelesen. Und als ich jung war, hab ich mal ein paar Monate versucht, den Mond anzubeten, falls du dich erinnerst.»
    «Das ist noch nicht mal zwei Jahre her.» Merrily sah Jane in die Augen, die irgendwie grauer wirkten als sonst.
    «Ich meine, ich behaupte ja gar nicht, mehr als eine Anfängerin zu sein, Mom, aber ich könnte dich wahrscheinlich schon davor bewahren, dass du dich total blamierst.»
    Merrily dachte darüber nach.
    Seit wann war Janes Heidentum für sie eigentlich kein Problem mehr?
    Am Anfang schien es einfach die typische Rebellionsphase eines Teenagers gewesen zu sein. Jane hatte die Kirche abgelehnt und die arme Lucy Devenish mit ihrem Gerede über Naturgeister als eine Art Guru betrachtet … und nachdem Lucy gestorben war, hatte Jane in Bezug auf ihr Alter gelogen, um in eine Gruppe aufgenommen zu werden, die die Göttin verehrte. Jane war innerhalb weniger Jahre Heiden und Medien begegnet, guten und schlechten, und war mit siebzehn Jahren mit … erstaunlich klarem Kopf daraus hervorgegangen.
    Ja, irgendwie war Janes Heidentum noch da, und nein, es war kein Problem mehr.
    «In Ordnung», sagte Merrily. «Können wir es mal zusammen durchgehen?»
     
    Eiben. Jane schien ganze Bücher über Eiben gelesen zu haben.
    «Sind die für Menschen giftig? Ich war mir nicht sicher.»
    «Ich würde nicht unbedingt meine Lebenssäfte mit einer Eibe tauschen, um es herauszufinden. Sie umarmt die Unsterblichkeit. Manche Eiben gehören vielleicht zu den ältesten Lebewesen auf diesem Planeten – das ist schon heftig. Die Vorstellung, dass ein Baum uralte Weisheit birgt, ist gar nicht so verrückt. Wenn sie also eine alte Eibe in der Nähe ihres Hauses hat, bei der ihr ritueller Gang anfängt, und dann geht sie weiter zu der Eibe beim Schloss, wo Marion vom Turm gefallen ist … Wo ist die nächste? Wäre gut, wenn es eine auf dem Friedhof gäbe.»
    «Es gibt sogar mehrere. Zunächst mal sind da die Überreste einer Eibenallee», sagte Merrily. «Danach hab ich Jon Scole gefragt.»
    «Cool.» Jane breitete Merrilys neue Straßenkarte von Ludlow über der Landkarte mit der weiteren Umgebung aus. «Und kommt dann eine auf dem alten Friedhof hier?»
    «St. Leonard, ja.»
    «Dann handelt es sich wahrscheinlich um eine heilige Route … vielleicht sogar aus vorchristlicher Zeit. Vielleicht ist es eine Prozessionsstraße, die über den heiligen Hügel führt und dann zwischen den beiden Flüssen hindurch. Vor langer Zeit, bevor hier eine Stadt oder ein Schloss war, gab es nur diesen Hügel … einen heiligen Hügel.»
    «Woher weißt du, dass er heilig war?»
    «Ha!» Jane strahlte vor

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