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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Picknick.
    «Wie war sie?», fragte Sophie.
    «Irgendwie … wie ein Roboter. Sie hat geredet, als …» – Merrily nickte in Richtung des Computers – «Kennen Sie die Stimme, die aus einem iMac kommt, um einen auf Fehler aufmerksam zu machen?»
    Sie lehnte sich an die Fensterbank, sodass unter ihrer schwarzen Fleecejacke das alte Radiohead-T-Shirt zu sehen war, das Jane nicht mal mehr angezogen hätte, wenn es um Leben und Tod gegangen wäre.
    «Also gut. Ich übertreibe. Sie war weder freundlich noch unfreundlich. Sie hat mich einfach darüber informiert, dass sie ein langes Gespräch mit ihrem künftigen Schwiegervater geführt hat … nicht, dass sie ihn so bezeichnet hätte, sie hat ihn die ganze Zeit als Stadtrat G. H. Lackland bezeichnet. – Warum lächeln Sie?»
    «Nur so.» Sophie strich mit der Hand Krümel vom Schreibtisch. «Sprechen Sie weiter.»
    «Im Wesentlichen hat sie gesagt, wenn ich – oder irgendjemand anders aus meiner
Branche
 – ihrer Klientin, Mrs. Pepper, Informationen entlocken wolle, dann hätte das über ihr Büro zu laufen. Schriftlich.»
    «Und was haben Sie gesagt?»
    «Sie haben es doch gehört. Ich habe gesagt: ‹Vielen Dank, Miss Pepper.› Was soll man sonst zu so jemandem sagen? Ich hätte auch sagen können, wenn sie ihre Beziehung zum Heiland Jesus Christus verbessern möchte, sollte jede Annäherung über
mein
Büro laufen –»
    «Sie sind verärgert.»
    «Ich bin verärgert. Ich bin sehr verärgert. Verdammte Anwälte.»
    Sie musste an ihre Ehe denken, daran, wie sich langsam die Enttäuschung eingenistet hatte. An die Scheidung, die es mit Sicherheit gegeben hätte, wenn sie nicht durch einen Autounfall zur Witwe geworden wäre.
    «Was glauben Sie, wer hat ihr von Ihnen erzählt?», fragte Sophie.
    «Könnte jeder sein – Callum Corey? Ich habe mich nicht besonders bemüht, diskret zu sein. Ich habe gespürt, dass sie es kaum erwarten konnte, endlich eine Gelegenheit zu bekommen, das Thema Belästigung und einstweilige Verfügung zur Sprache zu bringen. ‹Halten Sie sich vom Wehrhaus fern oder …›»
    «Sie haben doch Jura studiert, oder, Merrily?»
    «Bis der Embryo Jane mich zum ersten Mal getreten hat. Ungefähr ein Jahr lang. Und ich war mit jemandem verheiratet, den ich für einen Kreuzritter im Dienste der Gerechtigkeit gehalten habe, der sich dann aber als Kreuzritter im Dienste der
Un
gerechtigkeit entpuppt hat. Wie die meisten dieser geldgierigen Mistkerle.»
    «Könnten die denn eine einstweilige Verfügung erwirken, um Sie von dieser Frau fernzuhalten?»
    «Unwahrscheinlich. Außerdem schneiden sie sich ja ins eigene Fleisch, wenn sie damit an die Öffentlichkeit gehen.» Merrily stand auf und beschloss, dass sie jetzt doch nichts essen wollte. «Jedenfalls können sie es mit mir nicht so machen wie mit Mumford und mir vorwerfen, ich würde mich als Pfarrerin ausgeben.»
    «Dann gehen Sie also wieder zurück?»
    «Sind Sie froh darüber?»
    «Mir gefällt es nicht, wenn Sie defensiv und frustriert sind. Fahren Sie jetzt nach Hause?»
    «Ich muss mit Lol reden. Und mit Jane. Sie soll diese Gerüchte nicht von irgendjemand anders hören.»
    «Nein, besser nicht.»
    «Aber als Erstes gehe ich ein bisschen in die Kathedrale. Ein Gutteil der Gefühle, die ich heute hatte, könnte man als unheilig bezeichnen.»
    «Solange Sie sich von Ihm nichts ausreden lassen.»
    Merrily zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu und dachte zum ersten Mal, dass der Ärger, der sich hinter Sophies ruhigem, in Kaschmir gehülltem Äußerem verbarg, vielleicht noch größer war als ihr eigener.
     
    Aber sie schaffte es gar nicht bis zur Kathedrale.
    Es war unvermeidbar. Im beigefarbenen Anzug und mit einem Bart, der aussah wie gebügelt, folgte er seinem Lächeln mit großen Schritten über die Grünfläche.
    «Merrily!»
    «Nigel.»
    «Komme gerade von einem lästigen Treffen mit dem Superintendenten.»
    Womit er Merrily dazu aufforderte zu erklären, was sie hier machte, wo sie doch angeblich in Urlaub war. Aber warum sollte sie ihm eigentlich irgendwas erklären?
    «Und wie geht es Ihrer armen Tante?», fragte Saltash. «Es
war
doch Ihre Tante, oder?»
    «Ja», sagte sie, «war es.»
    «Sehr schade, dass Sie nicht zur Verfügung standen. Sonst hätten wir über die Schwierigkeiten in Ludlow sprechen können.»
    «Ich dachte, darunter hätten wir einen Schlussstrich gezogen.»
    «Wir sollten aber doch übereinkommen, wo wir in dieser Sache stehen. Falls einer von

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