Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery
nochmal.»
«Jane, kannst du nicht einfach –» Merrily schluckte herunter, was sie hatte sagen wollen. «Was hast du morgen vor?»
«Ich geh von Haus zu Haus, klopfe an ein paar Türen und halt den Leuten ein Küchenmesser an die Kehle. Ach, ich weiß nicht.»
Merrily dachte darüber nach. Überlegte, welches potenzielle Übel das geringere war. Es wäre unklug, Jane an einem Samstag hier im Dorf allein zu lassen, wenn überall Einheimische und Touristen herumliefen und sie den ganzen Tag allein verbringen musste.
«Hast du Lust, mit nach Ludlow zu kommen?»
«Warum sollte ich?»
«Weil du eine Verrückte kennenlernen könntest?», sagte Merrily.
Sie sah die Aufregung in ihrem Blick kurz aufflackern, bevor Jane sie unterdrückte.
«Ja, okay», sagte Jane.
Jane beschloss, dass sie an diesem Abend keine Lust auf die Clubs von Hereford hatte. Zu teuer, auch wenn Eirion von seinem achtzehnten Geburtstag noch ziemlich viel Geld übrig hatte, aber es war dort auch zu laut, um sich zu unterhalten. Und sie wollte natürlich auch nicht zu spät zu Hause und am nächsten Morgen frisch sein, um das Wehrhaus belagern zu können.
Belladonna. Oh Mann … Sie konnte kaum glauben, dass Mom sie in diesem Ausmaß einbezog. Es war eine echte
rite-de-passage
-Situation. Und natürlich ein bahnbrechendes Ereignis für die christlich-heidnischen Beziehungen.
Zusammen würden sie diese verrückte Schlampe an die Wand nageln.
Am Ende gingen Jane und Eirion also einfach spazieren, und sie erzählte ihm von der Operation Belladonna und von dem Häusliche-Gewalt-Skandal.
«Das Problem ist, dass Mom und Lol beide so dermaßen naiv sind.» Jane betrachtete die weißen Lichtreflexionen im Wasser des Wye, die aussahen wie eine untergetauchte Geburtstagstorte. «Und dann ist da noch das Riesenproblem mit ihrem Selbstbewusstsein. Die beiden werden nicht kämpfen.»
«Was bedeutet, dass du an ihrer Stelle kämpfen musst?», sagte Eirion. «Tut mir leid, Jane, aber das hatten wir schon mal, das bedeutet es
nicht
. Überleg mal, was du schon alles angerichtet hast, weil du erst gehandelt und dann nachgedacht hast … beziehungsweise gar nicht nachgedacht hast.»
«Ah, diese walisische Vorsicht schon wieder … wie ihr Feiglinge das zu nennen beliebt.»
«So haben wir jahrhundertelang den englischen Imperialismus überlebt.»
«Nein.» Sie betrachtete forschend sein Gesicht oder das, was sie davon erkennen konnte. «Du bist viel zu intellektuell, um diesen Mist zu glauben.»
«Jedenfalls», sagte Eirion, «habe ich den Eindruck, dass sich Lol nicht mehr so leicht verletzen lässt. Hör dir doch mal seine neuen Songs an. Allein die Tatsache, dass ein paar davon jetzt davon handeln, was Menschen ihm angetan haben … er schöpft daraus, er verwertet es künstlerisch.»
«Gefühlsmäßig
ist
er leicht zu verletzen», sagte Jane stur.
«Das bin ich auch», sagte Eirion pathetisch. Er legte seine kurze keltische Hand um ihre Hüfte. «Jane, entspann dich. Deine Mutter hat recht, du machst es nur schlimmer. Deshalb nimmt sie dich nämlich auch mit nach Ludlow.»
«Also, ich ziehe es vor zu glauben, dass sie eine Ratgeberin mit heidnischem Hintergrund braucht.»
«Und du bist fasziniert.»
«Nicht von Belladonna. Die war schon immer Scheiße. Und jetzt ist sie Scheiße und noch dazu
passé
.»
«Auf jeden Fall gehört sie zur Geschichte deiner Mom. Interessiert dich das gar nicht?»
«Grufti-Umhänge und Fick-mich-Stöckelschuhe? Nein, das interessiert mich kein bisschen.»
«Ich wette, deine Mom sah –»
«Ich warne dich, Irene.» Jane fuchtelte drohend mit dem Zeigefinger. «Lass es!»
Eirion grinste.
«Davon abgesehen», sagte Jane, «stelle ich mein in Jahren intensiver Studien angesammeltes Wissen über das Heidentum der verdammten Kirche von England zur Verfügung, obwohl sie es nicht verdient … Wo gehen wir hin?»
«Ist hier nicht irgendwo eine nette, ruhige Bank, von der aus man das Mondlicht auf dem Fluss tanzen sehen kann?»
«Und fühlen, wie die Hände im BH tanzen?»
Eirion seufzte leise. Dann kam von irgendwoher dieser Ruf, wie ein Stein, der auf dem Wasser hüpft.
«Lewis!»
«Oh nein.» Eiron blieb stehen. «Wer ist das?»
Am Ufer bummelten zwei Jungs entlang.
Jane seufzte. Das alte Problem. Freitagabends fielen die meisten von Eirions jämmerlichen, reichen Schulkameraden in Hereford ein. So viel zum Thema ruhige Bank.
Die beiden schlenderten zu ihnen. Einer war etwa so groß wie Eirion, der
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