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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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den Sohn und den Heiligen Geist.»
    Ein Kleiner Exorzismus des Ortes würde nicht reichen. Merrily sah sich nach Siân um, aber sie musste den Turm verlassen haben. Er war so schon überfüllt. Und vielleicht war sie immer noch skeptisch: Ein Exorzismus war einfach nichts für Siân.
    Ihr Blick traf den von Sandy Gee, die ihr bedeutete, sie sollte sich beeilen. Ehe sie anfingen, hatte Sandy Gee gesagt, dass der Detective Chief Inspector auf dem Weg hierher sei, allerdings gehe es um … etwas anderes. Ob Merrily zufällig wisse, was außerdem noch los sei? Also … ja, das wusste sie. Ob sie mit Lol gesprochen hätten?
    Lol?
    Martin Longbeach, hatte Merrily gesagt. In der Kirche.
    Und dann hatte sie es erzählt.
    «Amen», sagte Merrily, und die Menschen im Turm wiederholten es.
    Ideal wäre gewesen, wenn man eine Seelenmesse für Jemmie Pegler hätte halten können, aber ohne ihre Familie war das nicht möglich. Und es war auch nicht genug Zeit.
    Robbie?
    Robbie war irgendwie gar nicht Teil des Ganzen hier. Und Robbie war vom Burgfried gefallen. Er stand gewissermaßen immer noch für die Unschuld.
    Blieb Marion.
    Marion, die einen Fehler gemacht und die Konsequenzen akzeptiert hatte. Marion, die so viele Menschen – Robbie und Bell und Jemmie Pegler – nach ihren eigenen Bedürfnissen geformt hatten.
    Arme Marion.
    «Also … Danke. Ich hätte gern, dass jetzt alle hinausgehen.»
    Sandy Gee sah Merrily im Licht der Sturmlampe dringlich an.
    «Ich möchte mit Sam arbeiten.»
    Sandys Blick sagte ihr, dass sie hoffentlich ganz genau wusste, was sie da tat.
    So war es aber nicht.
    Als alle gegangen waren – Steve hatte auf ihre Bitte hin die Sturmlampe dagelassen –, sagte Merrily: «Ist es in Ordnung, wenn ich zu dir hochkomme, Sam?»
     
    Lol stand auf. Er konnte in der Ferne die aufwendige Schachbrettfassade des
Feathers
sehen, das wie ein erleuchtetes Puppenhaus aussah, die Hauptstraße war eine Lichterkette, die ganze Stadt sah aus wie die Vitrine eines Juweliers.
    Er würde seine eigene Angst überwinden und sich auf sie stürzen müssen. Es war unwahrscheinlich, dass er nahe genug herankam, um sie zu packen, ehe sie ihr leicht entzündliches Kleid über die Flammen streichen ließ. Aber was sollte er sonst tun?
    Was sonst?
    «Bell …»
    «Ja.»
    «Glauben Sie wirklich, Marion fliegt?»
    «Wenn Sie mir jetzt mit den Überzeugungen Ihrer Freundin kommen wollen –»
    «Nein … Nein, aber … wir alle haben so viel darüber gehört, wie Geister aussehen, wie ein Geist klingt und was er tut, aber wir wissen nicht, wie sich ein Geist anfühlt. Das weiß niemand.»
    «Und was glauben Sie, wie sie sich anfühlen?»
    «Ich bezweifle, dass sie sich überhaupt irgendwie anfühlen, sie existieren einfach. Flüchtig, zweidimensional, in flackernden Grautönen … Sie existieren einfach, in kleinen kalten Kammern aus Nichts.»
    «Schön.»
    «Es ist was anderes als Unsterblichkeit.»
    «Ein Dasein ohne Leiden.»
    «Aber auch ohne Aussicht auf Glück.»
    «Manchmal denke ich, das höchste Ziel, das wir erreichen können, ist es, Leiden zu vermeiden.»
    «Es ist sehr traurig», sagte Lol, «wenn eine Künstlerin so etwas sagt.»
    Und als er diese Worte aussprach, wurde ihm klar, dass die Tatsache, dass sie Künstlerin war, fast alles erklärte. Es war nichts Spirituelles, es ging nicht um Transzendenz … es war nur eine Projektion, die sie über Jahre hinweg entwickelt hatte, und zwar aufgrund einer einzigen Zeichnung in einem Bilderbuch. Sie hatte einen Ort gefunden, dem sie ihre Vision eines mehrdimensionalen Himmels aufzwingen konnte. Ein altmodisches Konzeptalbum mit einem schönen Umschlag.
    Sie war nicht verrückt, aber es war nur schwer davon zu unterscheiden.
    Noch etwas anderes fiel ihm ein, etwas, das viel prosaischer war. Wenn das tote Baby heute Geburtstag hatte, dann hatte auch Jon Scole Geburtstag. Kein Wunder, dass der arme Kerl sich betrunken hatte.
    «Bell … wie ist Jonathan gestorben?»
    Er dachte an Merrilys vagen Verdacht wegen des Blutes. Dass da nicht genug Blut gewesen war.
    «Sie sind eine Schöpferin», sagte er. «Sie sind keine Mörderin. Sie könnten nicht töten. Oder?»
    Denn es war offensichtlich, dass sie ihren eigenen Tod nicht als Akt der Selbstzerstörung sah; es war eine bedeutsame Vorführung, ein Rausch aus wildem Licht, der ihren Geist in eine ihr bereits vertraute Ewigkeit befördern würde.
    Sie war still geworden, den Kopf zur Seite gelegt, wie eine

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