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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sah eine altmodische Musiktruhe: poliertes Mahagoniholz. Sie konnte sich vorstellen, welche Platten dazugehörten, sicher gab es nichts Moderneres als Elvis.
    Sie nippte an ihrem Tonicwater. «Herr Bürgermeister, hat der Henkersturm eine Geschichte, was … Störungen betrifft, Unruhe?»
    Es hatte eine halbe Stunde gedauert, bis sie an diesem Punkt angekommen waren, auf Umwegen über die neuen Restaurants (an sich nichts Schlechtes, besser als Nachtclubs), den neuen
Tesco
(er wurde benötigt, und solange er die alteingesessenen Schlachter nicht verdrängte …) und über die Zugezogenen.
    Die Zugezogenen? Nun, sie hatten Geld, und das gaben sie in den hiesigen Geschäften aus. Und sie wussten die Stadt zu schätzen, manchmal sogar zu sehr.
    «Störungen?», sagte der Bürgermeister. «Meinen Sie diese jungen Leute, die da rumtanzen?»
    «Nein.» Merrily sah den Bischof an. «Ich meine übersinnliche Phänomene.»
    «Welcher … Art?»
    Der Bischof mied ihren Blick und sagte schnell: «Merrily weiß Bescheid über das Atmen und Keuchen. Das angebliche.»
    Das angebliche? Bitte?
Als mir klarwurde, dass ich mich in den Steinen zu verkriechen versuchte, wie ein in die Enge getriebenes Tier, habe ich … ein Gebet ausgestoßen, einen Hilfeschrei
.
    George Lackland setzte sich Merrily gegenüber.
    «Wissen Sie», sagte er, «solche Geschichten hat es immer gegeben. Das ist an einem so alten Ort ja auch nichts Ungewöhnliches, oder? Es sind mehrere Geschichten. Die einen sagen, Katharina von Aragon sei gesehen worden, die anderen, es gehe eine alte Frau über den Friedhof – das hört man ziemlich oft. Aber Marion – das ist wohl die älteste Geschichte. Das Atmen, als würde jemand tief schlafen, das behaupten ziemlich viele schon einmal gehört zu haben. Gesehen hat sie in letzter Zeit allerdings wohl niemand – schon seit Jahren nicht.»
    «Aber früher schon?», fragte Merrily.
    Der Bischof hielt den Kopf gesenkt.
    «Die weiße Dame», sagte der Bürgermeister. «Marion von der Heide. Wandert durch die Ruine. Und den Weg entlang, der um die Wallmauern führt. Und die Leute, die in den Wohnungen im Castle House lebten, haben merkwürdige Geräusche gehört und … wie nennen Sie das, wenn Gegenstände … unerklärlich in Bewegung geraten?»
    «Meinen Sie Poltergeist-Phänomene?»
    «Genau. Aber, wie gesagt, in letzter Zeit habe ich darüber nichts mehr gehört. Allerdings hat vor ein oder zwei Jahren jemand etwas von merkwürdigen Lichtern rund um die alte Eibe erzählt.»
    «Was für Lichter?»
    «Schwebende Lichter. Kugelförmig.»
    Das Übliche. Energieschwankungen.
    Die Augen des Bürgermeisters verengten sich. «Wonach genau suchen Sie?»
    «Ich suche nichts, was nicht da ist … auf irgendeiner Ebene», sagte Merrily. «Was Sie mir erzählt haben, klingt aber nicht danach, als würde es irgendjemanden besonders stören.»
    «Ich verstehe nicht, was Sie meinen.»
    «Wissen Sie, wir betrachten es nicht als unsere Aufgabe, allen unerklärlichen Phänomenen nachzugehen, nur weil es sie gibt. Wir möchten den Menschen helfen, denen diese Phänomene Angst machen.»
    «Nun …» George Lackland beugte sich vor. «Es geht darum, wenn ich das so offen sagen darf, Mrs. Watkins, dass diese Todesfälle ziemlich viele Leute in starke Aufregung versetzen. Die Leute kannten Mrs. Mumford, und den Jungen mochten sie auch. All diese Rabauken, die einem die Fenster einwerfen und die Hauswände beschmieren – und ausgerechnet der Anständigste fällt vom Turm und stirbt.»
    «Er ist aber nicht vom Henkersturm gefallen.»
    «Es war der Anfang. Der Anfang von etwas.» Der Bürgermeister sah ihr in die Augen. Vielleicht konnte er durch die Brille die Verfärbung sehen. «Wissen Sie, ich liebe diese alte Stadt wirklich, Mrs. Watkins. Wir sind nicht von hier – meine Familie stammt aus East Anglia –, aber wir leben jetzt seit bald zweihundert Jahren hier. Ursprünglich waren wir Wollhändler.»
    «Das klingt für mich … ziemlich einheimisch, Herr Bürgermeister.»
    «Wir haben uns hier niedergelassen, aber wir fühlen uns nicht als Besitzer. Wir haben über siebzig Jahre lang Möbel verkauft. Richtige Möbel aus Hartholz, nicht diesen Kiefernmüll. Wir glauben an Beständigkeit und Qualität – dafür stand diese Stadt schon immer. Beständigkeit. Die Nebenwirkungen des Tourismus, die Zugezogenen – das kann uns letztlich nichts anhaben, denn unsere Werte sind beständig. Und die Kirche … die Kirche hat

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