Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery
den meisten Wochen sieben Tage arbeiten. Aber als ich den Erzdiakon darauf aufmerksam gemacht habe, sagte er, ihm sei angedeutet worden, dass das Ausmaß, in dem sich spirituelle Grenzfragen stellten, offenbar davon abhänge, wie viel Zeit und Personal dafür zur Verfügung stehe …»
«… worum es dem Erzdiakon eigentlich ging.»
«Könnte man meinen.»
«Irgendjemand möchte, dass ich noch ein paar Gemeinden übernehme, damit mir kaum noch Zeit für die spirituellen Grenzfragen bleibt.»
«Ich schätze, der Gedanke ist, dass auch die spirituellen Grenzfragen selbst zu einer Art Gemeinschaftsamt werden.»
«Und was ist dann mit dem Posten der Diözesanexorzistin – unter welchem Titel auch immer?»
«Den würde es dann nicht mehr geben.»
«Wahrscheinlich tut das nichts zur Sache», sagte Merrily, «aber im Endeffekt würde dann wahrscheinlich das ganze Amt für spirituelle Grenzfragen – als Fachgebiet – verschwinden.»
«Das wäre möglich, ja», sagte der Bischof. «Es ist eine politische Frage.»
Sie erreichten die Umgehungsstraße von Leominster und erhöhten die Geschwindigkeit und damit auch die Klappergeräusche des Motors. Der Bischof wirkte müde, geradezu bezwungen. Merrily fragte sich, ob er wohl überlegte, selbst zurückzutreten, um denen zuvorzukommen, die ihn absetzen wollten – solange er sich noch ein kleines Häuschen in Ludlow leisten konnte.
«Es tut mir leid», sagte er. «Ich wollte es Ihnen eigentlich nicht heute Abend sagen.»
«Ich bin froh, dass Sie es gesagt haben.»
«Vielleicht ist das alles eine Fehlinterpretation meinerseits.»
«Das glaube ich nicht. Es erklärt einiges. Allerdings … wenn ich mich dagegen wehre, wirkt es, als ginge es mir nur um mein eigenes Interesse – ein paar Pfarrer versuchen, sieben Gemeinden zu betreuen, während ich mit ein bisschen Weihwasser herumspritze.»
«Es gibt im Moment so viel Missgunst in der Kirche. Ich halte das natürlich aus, aber …»
«Das können Sie gar nicht. Das erwarte ich auch nicht von Ihnen. Warten wir mal ab, was passiert. In der Zwischenzeit haben wir ja auch noch die Situation in Ludlow zu klären.»
«Wenn Sie glauben, Sie müssen den Beirat informieren», sagte er, «dann tun Sie es. Wenn die sagen, lassen Sie es, dann lassen Sie es.»
«Ich scheiß auf die», sagte Merrily. «Ich mach es. Aber wenn irgendwas auf George zurückfällt, werde ich nicht versuchen, es selbst abzukriegen, in Ordnung?»
«Natürlich nicht. Merrily, sehen Sie, ich habe über die ganze Situation nachgedacht. Warum nehmen Sie sich nicht eine Woche oder zehn Tage von der Gemeinde frei – setzen Sie Dennis Beckett als Stellvertreter ein. Dann können Sie sich die Situation genau ansehen und sind niemandem verantwortlich. Sie wären nicht da. Sie würden …»
«… undercover arbeiten?»
«Genau. Hinterher schreiben Sie für mich einen Bericht, und ich werde jeden, der sich beklagt, darüber informieren, dass ich den Eindruck habe, Sie sind mit einer ziemlich heiklen und nebulösen Situation auf die beste Weise umgegangen.»
«Bernie, haben Sie das auch wirklich genau durchdacht?»
«Es geht hier nicht um eine Hexenjagd, Merrily, es geht um Seelsorge. Es ist offensichtlich, dass diese Frau Hilfe braucht. So benehmen sich Frauen nicht, wenn sie glücklich und ausgeglichen und erfüllt sind. Sie hinterlassen keine benutzten Damenbinden hinter einer Miserikordie aus dem fünfzehnten Jahrhundert, sie –»
Sie sah ihn an. «Ich kann mich gar nicht erinnern, dass er uns das erzählt hat.»
«Hat er auch nicht. Er wollte, aber dann war es ihm peinlich. Die Vorfälle – es ist dreimal passiert, und zwar in aufeinanderfolgenden, äh, Monaten – wurden in einer launigen Fußnote in einem Instandhaltungsbericht über unsere Kirchen erwähnt, den ich lesen musste.»
Wir haben die Beweise nicht aufbewahrt.
«Das ist seltsam, Bernie. Um nicht zu sagen, etwas lächerlich.»
«Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Und auf Ihr Gewissen.» Der Bischof lockerte seinen Sicherheitsgurt und ließ sich etwas tiefer in den Sitz sinken. «Rauchen Sie ruhig, Merrily, wenn Sie möchten.»
«Sie sind wahrhaft ein Mann Gottes, Bernie», sagte Merrily.
Merrily rauchte nicht, bis sie Bernie Dunmore beim Bischofspalast hinter der Kathedrale von Hereford abgesetzt hatte. Es war halb zehn, und es waren nur noch wenige Menschen unterwegs. Sie parkte für ein paar Minuten dort, wo die Broad Street und die King Street
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