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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Mary. Gut.
    Sie hatte sich mit Jon Scole in seinem Laden in der Corve Street getroffen. Das Geschäft hieß
Lodelowe
, eine mittelalterliche Schreibweise von Ludlow. Es war ein düsterer Geschenkeladen mit Lampen, kleinen getöpferten Modellen der Häuser, gerahmten Fotografien mit nebligen Motiven, Bildern und Büchern: Büchern über die Geschichte Ludlows und Büchern, die sich mit dem Übersinnlichen beschäftigten.
    Jon Scole hatte den Bürgermeister so verstanden, dass die Pfarrerin im Gegensatz zu manch anderen Leuten im Dienste der Kirche nicht abgeneigt war, über Geister zu sprechen, und das war für ihn entscheidend gewesen. Dass sie über Geister sprechen konnten. Jon liebte es, über Geister zu sprechen. Und über die exotische Belladonna – Bell Pepper.
    «Oh, ja, ich versteh mich gut mit Bell … soweit das möglich ist. Bell liebt Geister. Ich meine, das ist auch schon alles. Geheimnis aufgeklärt. Ich könnte Ihnen jetzt sonst was erzählen, ’ne große Sache draus machen, aber darauf läuft es hinaus. Die Frau liebt einfach Geister. Und wissen Sie, was daran so komisch ist? Wissen Sie, was der große Witz dabei ist? Bell kann sie nicht sehen. Sie kann die Geister gar nicht sehen.»
    «Hat sie Ihnen das gesagt?»
    «Ich sag’s Ihnen –» Jon zeigte zum anderen Ende der
Comus Bar
, die unerwartet modern war, keineswegs rustikal. «– wenn das Mädchen in dem durchsichtigen Teil jetzt hier durchschweben würde, dann würde Bell einfach weiter ihren Gin Tonic oder was auch immer trinken – oh, ich hab die Geschichte überhaupt nicht zu Ende erzählt, oder? Ziemlich merkwürdige Sache. Irgend so ’n Kerl hat da mal nachgeforscht und ist auf dieses junge Mädchen gestoßen, das jede Woche seine Tante besucht hat, oder seine Großtante, jedenfalls standen sie sich nahe. Und als die Tante plötzlich gestorben und das Mädchen weggezogen ist, hat das Mädchen sich immer vorgestellt, den alten Weg zu gehen, hat es in Gedanken nochmal durchlebt – waren glückliche Zeiten. Und man vermutet, dass es das ist, was die Leute gesehen haben.»
    «Ein Phantasma der Lebenden?» Huw Owen nannte sie Komparsen oder Statisten.
    «Meine Güte, Sie kennen sich aber aus auf meinem Gebiet», sagte Jon. «Ich sag Ihnen, Mary, in dieser Stadt wimmelt es nur so vor Geistern.»
    «Wie lange machen Sie das eigentlich schon?»
    «Ich bin kurz vor Bell hergekommen. Meine Eltern sind gestorben – im Auto.»
    «Das tut mir leid. War es –»
    «Ein ziemlicher Schock. Ist jetzt ungefähr ein Jahr her. Hatten ein Restaurant – na ja, eher ein gehobenes Café, um ehrlich zu sein. Südlich von Manchester. Ich konnt den Gedanken nicht ertragen, es zu übernehmen, also hab ich es an eine Kette verhökert und bin losgefahren, auf der Suche nach irgendwas Interessantem.»
    «Und der Laden, gehört der Ihnen?»
    «Nein, ich hab ihn gepachtet, aber das ist alles noch im Versuchsstadium. Dieser Typ, Roy Liddle, der vorher die Geistertouren gemacht hat, der hat das eher als Hobby betrachtet. Ich bin nun mal mehr der Geschäftsmann, ich will nicht mein ganzes Hab und Gut investieren, und dann floppt die Sache.»
    «Die Geistertouren?»
    «Die sind an den Laden gekoppelt: die Geheimnisse des alten Ludlow. Läuft nicht schlecht, ist aber noch in den Kinderschuhen – ich hab erst an Weihnachten eröffnet, muss mich erst mal vortasten. Kann es mir in diesem Stadium nicht leisten, zu vielen Leuten auf den Schlips zu treten. Und als der Bürgermeister mich dann zu sich gebeten hat …»
    «Er hat Sie zu sich gebeten?»
    «Na ja … er hat gefragt, ob ich in seinem Möbelladen vorbeikomme. Sie hätten ihn hören sollen. Er war gefragt worden, ob er ‹ranghohen Geistlichen› dabei behilflich sein könnte, ‹gewisse Vorfälle› zu untersuchen. ‹Absolut vertraulich, Jonathan.› Ich hab versucht, ein ernstes Gesicht zu machen. Worum geht es da?»
    «Es geht um … man könnte sagen: um die spirituellen Nebenwirkungen von zwei Todesfällen, die sich sehr ähnlich sind. Beide im Schloss», sagte Merrily.
    «Einer davon ein Unfall. Es sei denn …»
    «Hm?»
    «Es sei denn, Sie und George wissen es besser?» Jon lächelte vorsichtig.
    «Hat George so etwas angedeutet?»
    «Na ja …» Jon Scole überlegte einen Moment. «Sie sollten wissen – falls George das noch nicht erwähnt hat –, dass es ein Thema gibt, über das er und ich uns ausgetauscht haben.»
    «Belladonna?»
    Jon grinste. «Der Fluch seines Lebens. Wunderbare

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