Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Frau – die alles unterminiert, für das er seiner Meinung nach steht: Moral, Anstand, all so was. Und er kann nichts machen, denn sie wird sehr bald zum Kernbestand seiner ach so ehrbaren Familie gehören. Ehrbar! Er ist ein alter Gauner, wie all die anderen verdammten Gemeinderatsmitglieder auch. Haben Sie schon jemals ein Gemeinderatsmitglied kennengelernt, dem es um das Beste für die Allgemeinheit ging?»
    «Aber warum sollte er Ihnen etwas anvertrauen? Entschuldigung, aber …»
    «Weil ich mit den Leuten zu tun hab, die auch mit Bell Kontakt haben. Sogar mit Bell selbst, ab und zu. Niemand könnte sie besser im Auge behalten als ich. Ich meine, ich verstehe, dass er ein Problem hat. Es muss beängstigend sein, so eine Frau um sich zu haben.»
    «Was für eine Frau denn?»
    «Eine Frau, die so viel Geld hat, dass ihr Leute wie Stadtrat Lackland völlig egal sein können. Eine Frau, die von den Mysterien des Lebens und des Todes fasziniert ist und die offen für … Experimente ist.»
    «Was für –?»
    Jon tippte sich an die Nase. «Alles zu seiner Zeit, Mary. Erzählen Sie mir mal von sich.»
    «Also …» Sie hatte sich genau überlegt, was sie sagen wollte und was sie besser für sich behielt. «Ich arbeite für die Diözese Hereford …»
    «Sie sind eine echte Pfarrerin.»
    «Ich … ja.»
    Er runzelte die Stirn. «Wissen Sie, Mary, das ist gar nicht gut. Bell mag keine Pfarrer. Sie mag Kirchen, aber ‹Die Kirche› mag sie nicht. Falls Sie verstehen.»
    «Hm-hm.»
    «Wie steht denn die Kirche dazu?»
    «Gute Frage. Also … ich arbeite für die Abteilung der Kirche, die sich mit Geistern und … solchen Dingen befasst.»
    «Das hat mir George auch schon gesagt, aber ich hab mich gefragt, ob er sich über mich lustig macht, also hab ich gesagt, ich red mit Ihnen. Sie sind also eigentlich Exorzistin, oder?»
    «Na ja, ich … ja.»
    «Sie sehen Max von Wie-heißt-er-nochmal aus dem Film gar nicht ähnlich.»
    «Ich bin eine große Enttäuschung, das geht allen so.»
    «Es gibt aber nicht zufällig irgendeinen Schwachkopf, der will, dass Sie das Schloss exorzieren, oder?»
    «Nicht offiziell, bis jetzt.»
    «Denn das …» Jon hob sein Glas. Und stellte es mit einem Klirren wieder ab. «Das wär völlig verrückt, Mary! Abgesehen davon, was es für mein Geschäft für Auswirkungen hätte – Sie würden den eigentlichen Wesenskern von Ludlow zerstören.»
    «Wenn Sie mich fragen, ich möchte das auch nicht machen», sagte Merrily. «Aber mich würde interessieren, warum Sie es für verrückt halten.»
    «Wirklich? In Ordnung. Dann kommen Sie mal mit.»
    «Wohin?»
    «Nicht weit.»
    Er stand auf und zog seine Bikerjacke an. Die Ketten klirrten wie ein Alarmsignal, und zwei Rentnerehepaare am Nebentisch drehten sich gleichzeitig zu ihm um.
    «Haben Sie selbst übersinnliche Fähigkeiten, Mary?»
    «Nicht mehr als jeder andere auch.»
    «Wenn Sie dafür empfänglich sind, werden Sie’s spüren. Manche Orte haben mehr Resonanz als andere, gerade in dieser Stadt. Ich weiß nicht, warum, aber so ist es. Landschaftlich ist sie ja auch schon sehr besonders gelegen – das Vorgebirge, die zwei Flüsse, eine alte Kirche … und ich meine
sehr
alt. Und die ganze Atmosphäre – man fühlt es ja … dicht und schwer, als wäre sie von altem Weihrauch umhüllt. Verstehen Sie, was ich meine?»
    «Ja, das weiß ich tatsächlich. Vor allem abends.»
    «Dafür muss nicht Abend sein.»

25  In seinem Element
    Sie gingen die Corve Street entlang, am
Tesco
vorbei.
    «Hunde», sagte Jon Scole. «Sie vermuten, dass die Hunde es spüren.»
    Er musste schreien, weil ein alter gelber Möbelwagen aus der Stadt herausrumpelte. Diagonal über der Seitenfläche stand LACKLAND .
    «Hunde?», sagte Merrily.
    «Hunde werden an diesem Ende der Straße verrückt. Ticken völlig aus. Ich hab’s selbst erlebt. Na, hier geht sie jedenfalls lang.»
    «Wer?»
    «Was glauben Sie wohl?»
    Jon Scole führte sie einen Weg hinauf, an dessen Ende neben einem Kreis junger Eiben mehrere Autos parkten. Die Kapelle wirkte viktorianisch, wie eine Friedhofskapelle, was sie offenbar auch einmal gewesen war.
    Es gab eine Informationstafel, die darüber aufklärte, dass die Kapelle auf dem Grundstück eines Karmeliterklosters gebaut worden war, das sich bis zum Jahr 1349 zurückverfolgen ließ und als solches genutzt worden war, bis Henry VIII . es 1539 zerstörte. Und dann kam der Friedhof.
    «Nein, nicht lesen, Mary, sehen Sie

Weitere Kostenlose Bücher