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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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er nach Rom
kam, immer nur ein paar Augenblicke im Haus seines Vaters verbracht
hat und wir auch nicht seine Sklaven waren. Aber man sollte doch
meinen, er hätte eine Gelegenheit gefunden, uns zur Seite zu
nehmen, genau wie du jetzt, um uns nach dem Tod seines Vaters zu
fragen. Wir waren schließlich dabei, als es passiert ist; das
muß er gewußt haben. Aber jedesmal wenn er uns traf,
hat er in die andere Richtung gesehen. Und wenn er darauf wartete,
Capito zu sehen - normalerweise, um ihn um Geld anzubetteln -, und
einer von uns hielt sich aus irgendeinem Grund in der Halle auf,
hat er lieber draußen gewartet, selbst wenn es kalt war. Als
ob er Angst vor uns hätte! Ich fing an zu glauben, daß
man ihm vielleicht erzählt hatte, daß wir Komplizen bei
der Ermordung seines Vaters gewesen waren, als ob irgendjemand das
von zwei harmlosen Sklaven annehmen könnte!«
    Erneut flackerte so
etwas wie die Wahrheit im Zimmer auf wie ein mattes Licht neben der
Lampe, zu schwach, um Schatten zu werfen. Ich schüttelte
verwirrt den Kopf. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter
und fuhr zusammen.
    »Gordianus!« Es war
Rufus, ohne das Mädchen. Chrestus und Felix wichen
zurück. »Gordianus, ich muß zurück auf die
Feier. Ich hab das Mädchen schon vorgeschickt. Chrysogonus hat
einen Sklaven nach uns suchen lassen; Metrobios soll jeden Moment
anfangen zu singen. Wenn ich bis dahin nicht zurück bin, werde
ich nur ihre Aufmerksamkeit erregen.«
    »Ja, gut«,
sagte ich. »Geh schon vor.«
    »Wirst du
alleine aus dem Haus finden?«
    »Natürlich.«
    Er sah sich in dem
Zimmer um, ihm war in der billigen Umgebung einer Sklavenunterkunft
offensichtlich unbehaglich zumute. Die Rolle des Spions stand ihm
nicht; er fühlte sich mehr zu Hause, wenn er im hellen
Tageslicht auf dem offenen Forum den jungen Patrizier spielen
konnte.
    »Bist du bald
fertig? Ich finde, ihr solltet hier so schnell wie möglich
verschwinden. Nach Metrobius’ Vortrag ist das
Unterhaltungsprogramm beendet, und alle möglichen
merkwürdigen Gestalten werden durchs Haus geistern. Dann seid
ihr hier nicht mehr sicher.«
    »Wir werden uns
beeilen«, sagte ich, packte seine Schulter und schob ihn zur
Tür. »Außerdem«, sagte ich leise,
»kann es doch nicht so schrecklich gewesen sein, Aufilia eine
Stunde lang zu unterhalten.«
    Er verzog einen
Mundwinkel und schüttelte meine Hand ab.
    »Ich habe doch
gesehen, wie du sie in der Speisekammer geküßt
hast.«
    Er fuhr herum und
starrte mich wütend an, warf den anderen dann einen schiefen
Blick zu und machte ein paar Schritte zurück, bis sie ihn
nicht mehr sehen konnten. Er sprach so leise, daß ich ihn
kaum verstehen konnte. »Du solltest keine Witze darüber
machen, Gordianus.«
    Ich trat mit ihm auf
den Flur. »Das war kein Witz«, sagte ich. »Ich
habe nur gemeint -«
    »Ich weiß,
was du gemeint hast. Aber vertu dich nicht. Ich habe sie nicht aus
Vergnügen geküßt, sondern weil ich mußte. Ich
habe die Augen geschlossen und an Cicero gedacht. « Seine
Gesichtszüge erstarrten, bevor er wieder ganz gelassen wirkte,
wie alle Liebenden beruhigt dadurch, daß er den Namen des
Geliebten aussprach. Er atmete tief ein, lächelte mich seltsam
an und wandte sich dann zum Gehen. Was ich als nächstes sah,
ließ meinen Herzschlag für einen Moment
stocken.
    »Da bist du ja,
junger Messalla!« Die Stimme war wahrhaft golden, wie Honig
oder Perlen in Bernstein. Er kam durch den Flur auf Rufus zu, kaum
zwanzig Schritte entfernt. Einen Augenblick lang sah ich sein
Gesicht und er meins. Dann fiel der Vorhang.
    Ich hörte ihn
durch den Stoff. »Komm, Rufus, Aufilia ist wieder bei der
Arbeit, und du mußt dich wieder ins Vergnügen
stürzen.« Er lachte ein tiefes, kehliges Lachen.
»>Eros macht die Alten zu Narren und die Jungen zu
Sklaven.< Sagt der süße Sulla immer, und der sollte
es wissen. Aber ich werde nicht zulassen, daß du hier oben
herumschleichst und dich nach weiteren Eroberungen umschaust,
während der alte Metrobius sich die Seele aus dem Leib
trällert.«
    Es lag kein Argwohn in
seiner Stimme, und zu meiner Erleichterung hörte ich sie im
Flur verklingen, als die beiden sich zurückzogen. Aber ich
wußte, was ich in seinen Augen gesehen hatte, als unsere
Blicke sich trafen. Ein leichtes Runzeln war über seine glatte
Stirn gehuscht, und in seinen blassen Augen war kurz Verwunderung
aufgeleuchtet, als ob er sich fragte, welcher seiner zahlreichen
Diener ich sein könnte, und wenn ich nicht sein Sklave

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