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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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hängte und mich
vergewisserte, daß es das Messer verdeckte. Selbst nackt
hatte ich nicht die Absicht, mich unbewaffnet zu bewegen. Ich
betrat das Kaldarium, und er schloß die Tür hinter
mir.
    Der letzte Widerschein
der untergehenden Sonne warf ein seltsam orangefarbenes Licht durch
das hohe Fenster. Ein Diener zündete mit einer langen Kerze
eine einzelne Lampe in einer Mauernische an, wurde jedoch, bevor er
auch die anderen Lampen anzünden konnte, fortgerufen. Der Raum
war so düster und der Dampf über dem Wasser so dick,
daß die etwa zwanzig Männer, die sich um das Becken
herum aufhielten, sich nur als vage Schatten abzeichneten wie
Statuen im orangefarbenen Nebel. Ich ließ mich langsam ins
Becken gleiten und hielt die Hitze kaum aus, als das Wasser
schließlich an meinen Hals plätscherte. Um mich herum
stöhnten Männer wie in Schmerz oder Ekstase. Ich
stöhnte mit ihnen und ließ mich in das Vergessen aus
Wärme und Dampf sinken. Das Licht vor dem Fenster erstarb
unmerklich. Der Bedienstete kehrte auch nicht zurück, um die
Lampen anzuzünden, aber niemand beschwerte sich oder rief nach
mehr Licht, als ob Dunkelheit und Hitze zwei Liebende wären,
die niemand zu trennen wagte.
    Die Lampe flackerte.
Die Flamme loderte kurz auf und wurde dann kleiner, so daß
der Raum noch düsterer wurde als zuvor. Wasser schwappte leise
gegen die Kacheln, Männer atmeten in Seufzern und leisem
Stöhnen. Ich blickte mich um und sah nichts als Dampf, formlos
und unendlich, mit Ausnahme des kleinen Lichtpunkts, den die Lampe
in den Raum warf, wie der Schein eines Leuchtturms von einem
entfernten Hügel. Weit weg bewegten sich Umrisse im Wasser wie
schwimmende Inseln oder Tiefseeungeheuer, die seichte Gewässer
abgrasten.
    Ich ließ mich
noch tiefer ins Becken gleiten, bis der Atem aus meinen
Nasenlöchern kleine Kreise auf der Wasseroberfläche zog.
Ich kniff die Augen zusammen und starrte durch die Nebelkluft auf
das flackernde Licht. Eine Zeitlang war es, als würde ich
träumen, ohne die Augen zu schließen. Ich dachte an
niemanden und nichts. Ich war ein Träumer, eine treibende,
moosbewachsene Insel in der feuchten See, ein Junge, der seine
Phantasien auslebte, ein Kind im Mutterschoß.
    Vor dem Hintergrund
der Nebelbank näherte sich einer der Schatten - ein Kopf, der
auf dem Wasser trieb. Er kam näher und blieb stehen, kam dann
noch näher, bevor er erneut verharrte, jedesmal begleitet vom
fast unüberhörbaren Geräusch eines sich durch das
Wasser schiebenden Körpers und der Liebkosung winziger Wellen
an meinen Wangen.
    Er war jetzt so nah,
daß ich sein Gesicht fast erkennen konnte, eingerahmt von
langem, schwarzem Haar. Er tauchte ein wenig auf, und ich sah kurz
seine breiten Schultern und seinen kräftigen Nacken. Er schien
zu lächeln, aber in diesem Licht hätte ich mir alles
mögliche einbilden können.
    Dann tauchte er
langsam unter, kleine Blasen stiegen auf, der Dunst über dem
Wasser kräuselte sich - Atlantis versank im Meer. Die
Oberfläche schloß sich über ihm, Wasser und Dampf
verschmolzen aufs neue. Er war
verschwunden.      
    Ich spürte etwas
an meinem Schienbein entlangstreichen wie ein sich windender Aal,
der durchs Wasser glitt.
    Mein Herz begann
heftig zu schlagen. Meine Brust zog sich zusammen. Ich war
stundenlang so blind durch die Stadt gewandert, daß der
tölpelhafteste Mörder mir hätte folgen können,
ohne daß ich es bemerkte. Ich drehte mich um und griff nach
dem unter dem Handtuch am Beckenrand verborgenen Messer. Als sich
meine Hand gerade um den Knauf geschlossen hatte, spritzte und
blubberte er hinter mir. Er berührte meine
Schulter.
    Ich fuhr blitzschnell
im Wasser herum, wobei meine Füße auf dem Boden des
Beckens kurz den Halt verloren. Ich griff blind nach seinem Haar
und legte ihm die Klinge des Messers an die Kehle.
    Er fluchte laut.
Hinter mir hörte ich ein seltsames Gemurmel wie von einem
versteckten Ungeheuer, das aus tiefem Schlaf geweckt
wurde.
    »Hände aus
dem Wasser!« brüllte ich. Das Gemurmel schlug in helle
Aufregung um. Links und rechts von mir tauchten ein Paar Hände
aus dem Wasser wie schnappende Fische, leer und unschuldig. Ich
nahm meine Klinge von seiner Kehle. Ich mußte ihn geschnitten
haben; eine dünne, dunkle Linie markierte den Abdruck der
Klinge, und darunter konnte man eine verschmierte Blutspur
erkennen. Endlich hatte ich sein Gesicht so nah vor mir, daß
ich es erkennen konnte - nicht Magnus, sondern nur ein harmloser,
junger Mann

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