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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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Roscius kennenlernt.«
    »Nur noch ein
paar kurze Fragen«, sagte ich. »Sextus Roscius hat das
Abendessen unmittelbar danach verlassen?«
    »Ja.«
    »Aber nicht
alleine.«
    »Nein, er ging
mit zwei Sklaven, die ihn hierher begleitet hatten. Seine
Lieblingssklaven. Sextus hat sie immer
mitgebracht.«
    »Du kannst dich
nicht zufällig an ihre Namen erinnern?«
    »Natürlich
kann ich das, sie sind jahrelang in meinem Haus ein- und
ausgegangen. Chrestus und Felix. Überaus loyal. Sextus hat
ihnen völlig vertraut.«
    »Waren sie als
Leibwächter geeignet?«
    »Ich nehme an,
sie haben irgendwelche Messer bei sich getragen. Aber sie waren
nicht wie Gladiatoren gebaut, wenn du das meinst. Nein, ihre
Hauptaufgabe bestand darin, die Lampen zu tragen und ihren Herrn
ins Bett zu bringen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie
gegen eine Bande bewaffneter Schläger viel hätten
ausrichten können.«
    »Und mußte
ihr Herr ins Bett gebracht oder auf seinem Weg durch die
Straßen begleitet oder gestützt
werden?«
    »Du meinst, ob
er so betrunken war?« Caecilia lächelte nachsichtig.
»Sextus war kein Mann, der sich in seinen Genüssen
Mäßigung auferlegt hätte.«
    »Vermutlich trug
er eine edle Toga.«
    »Seine
beste.«
    »Und
Schmuck?«
    »Sextus trat
nicht bescheiden auf. Ich nehme an, daß an seiner Person auch
Gold zu sehen war.«
    Ich schüttelte
meinen Kopf über soviel Kühnheit: Ein alter Mann, der
praktisch unbewacht nach Anbruch der Dunkelheit durch die
Straßen Roms läuft, vom Wein berauscht und seinen
Reichtum fröhlich herzeigend, auf dem Weg zu der
geheimnisvollen Einladung einer Hure. An den Iden des September
hatte Sextus Roscius sein Glück schließlich verlassen,
aber wer war das Werkzeug des Schicksals gewesen und zu welchem
Zweck?

7
    Sextus Roscius und
seine Familie waren in einem entfernten Flügel des
großen Hauses untergebracht worden. Ahausarus, der Eunuch,
führte uns durch ein Labyrinth immer schmalerer und weniger
prachtvollerer Flure. Schließlich gelangten wir in einen
Bereich, in dem die Wandgemälde dringend der Restaurierung
bedurften, bis sie ganz verschwanden und durch gewöhnlichen
Putz ersetzt wurden, der entweder abgefallen oder zumindest
bröckelig war. Die Fliesen unter unseren Füßen
wurden uneben und rissig mit faustgroßen Löchern. Wir
waren weit entfernt von den gepflegten Gärten und lauschigen
Speisesälen, in denen Caecilia uns empfangen hatte, weit
jenseits sogar von Küchen und Sklavenquartieren. Die
Gerüche in diesem Teil des Hauses waren weniger köstlich
als die von gerösteter Ente und gegartem Fisch. Wir
mußten uns irgendwo in der Nähe des zum Hause
gehörigen Aborts befinden.
    Wie jede aufrechte
römische Patronin der alten Schule schien Caecilia gewillt,
Peinlichkeit und sogar Skandal zu ertragen, um die Familie eines
Klienten zu schützen, aber es war offenkundig, daß sie
keinerlei Wunsch verspürte, den jungen Sextus Roscius irgendwo
in ihrer Nähe zu wissen oder ihn mit ihrem Reichtum zu
verwöhnen. Ich begann mich zu fragen, ob Caecilia selbst von
der Unschuld des Mannes überzeugt war, wenn sie ihm ein so
schäbiges Dach zuwies.
    »Wie lange lebt
Roscius schon unter Metellas Dach?« fragte ich
Cicero.
    »Ich bin nicht
sicher. Rufus?«
    »Noch nicht
lange. Zwanzig Tage vielleicht; er ist keinesfalls vor den Iden des
April hier eingetroffen. Ich besuche Caecilia recht häufig und
wußte trotzdem nichts von seiner Anwesenheit, bis die Wachen
vor der Tür postiert wurden und sie sich zu einer
Erklärung genötigt sah. Vorher hatte sie keinerlei
Anstrengung unternommen, uns bekannt zu machen. Ich glaube, sie mag
ihn nicht besonders, und seine Frau ist natürlich sehr
gewöhnlich.«
    »Und was tut er
hier in der Stadt, wenn er das Landleben so
liebt?«
    Rufus zuckte die
Schultern. »Das weiß ich auch nicht so genau, und
Caecilia weiß es bestimmt nicht. Er stand plötzlich
eines Nachmittags mit seiner Familie vor ihrer Tür und bat um
Einlaß. Ich bezweifle, daß sie ihn je vorher getroffen
hat, aber als ihr klar wurde, daß es sich um Sextus’
Sohn handelte, hat sie ihn sofort hereingelassen. Wie es scheint,
kocht der Ärger wegen dem Tod des Alten schon seit einiger
Zeit vor sich hin, schon seit Ameria. Ich vermute, daß sie
ihn aus dem Dorf vertrieben haben; er tauchte praktisch ohne Besitz
hier in Rom auf, mit nicht einmal einem Haussklaven. Wenn man ihn
fragt, wer sich um seine Ländereien in Ameria kümmert,
sagt er, daß er das meiste verkauft hat und

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