Das Lächeln des Cicero
Angriff auf mein Haus befohlen hatte, entzog
sich weiter einer Lösung. Nachdem ich meine Ermittlung
ernsthaft aufgenommen hatte, drohte mir von allen Seiten und aus
jedem Lager Gefahr - der Ladenbesitzer und seine Frau, die Witwe,
die Hure, jeder hätte den Feind warnen können. Aber meine
Besucher waren bereits am frühen Morgen gekommen, einen Tag,
nachdem ich mich mit Cicero getroffen hatte und für den Fall
engagiert worden war, als ich selbst erst auf dem Weg zum Tatort
war und noch keine Befragung durchgeführt hatte. Ich listete
die Namen derjenigen auf, die schon am Tag zuvor von meinem
Engagement gewußt hatten: Cicero selbst und Tiro, Caecilia
Metella, Rufus Messalla, Bethesda. Wenn die Intrige gegen Sextus
Roscius nicht auf verrückte Weise unlogisch und noch
verwickelter war, als ich ahnte, hatte keiner dieser Menschen einen
Grund, mich von dem Fall abzuschrecken. Es gab natürlich immer
die Möglichkeit eines lauschenden Sklaven entweder in Ciceros
oder Caecilias Haus; ein Spion, der die Information an die Feinde
von Sextus Roscius weitergeleitet hatte, aber in Anbetracht der von
Cicero inspirierten Loyalität und der Art von Bestrafungen
unter Caecilias Regime schien mir die Wahrscheinlichkeit
lächerlich gering. Trotzdem hatte irgend jemand früh
genug von meiner Verwicklung in den Fall erfahren, um dafür zu
sorgen, daß tags darauf angemietete Schläger vor meiner
Tür standen, irgend jemand, der auch bereit war, mich
umbringen zu lassen, wenn ich die Sache nicht
fallenließ.
Je länger ich
darüber nachdachte, desto verworrener wurde das Problem, und
die Gefahr schien ständig zu wachsen, bis ich mich zu fragen
begann, ob Bethesda an dem Ort, an dem ich sie zurückgelassen
hatte, wirklich sicher war. Wie konnte ich sie schützen, wenn
ich keine Ahnung hatte, aus welcher Richtung sie bedroht wurde? Ich
schob die Zweifel beiseite und starrte auf die vor mir liegende
Straße. Furcht war fruchtlos. Nur die Wahrheit konnte mir
Sicherheit bringen.
Bei der zweiten
Tiberüberquerung machte ich für einen Moment im Schatten
einer riesigen Eiche am Ufer halt. Während ich noch rastete,
kamen von Norden ein grauhaariger Bauer und drei Aufseher geritten
mit einem Zug von dreißig Sklaven im Schlepptau. Der Bauer
und zwei seiner Männer stiegen ab, während der dritte die
Hals an Hals geketteten Sklaven zum Trinken an den Fluß
führte. Der Bauer und seine Männer hielten sich abseits.
Nach ein paar mißtrauischen Blicken in meine Richtung
ignorierten sie mich vollends. Aus den wenigen Fetzen ihres
Gespräches, die zu mir herüberdrangen, schloß ich,
daß der Bauer aus Narnia stammte und unlängst in der
Nähe von Falerii zu Land gekommen war, wohin die Sklaven jetzt
geführt wurden, um die dort eingesetzten Arbeiter zu
verstärken.
Ich nahm einen Bissen
Brot und einen Schluck aus meinem Weinschlauch, wobei ich
träge eine Biene verscheuchte, die meinen Kopf umkreiste. Die
Sklaven stellten sich nebeneinander am Ufer auf, fielen auf die
Knie, spritzten sich Wasser ins Gesicht und beugten sich nieder, um
wie die Tiere zu trinken. Die meisten von ihnen waren mittleren
Alters, einige wenige älter, ein paar jünger. Zum Schutz
ihrer Füße trugen sie alle eine Art Sandalen, einen
Fetzen Leder, den man ihnen unter die Füße gebunden
hatte. Ansonsten waren sie nackt mit Ausnahme von zwei oder drei
Sklaven, die sich einen dünnen Lumpen um die Hüfte
gewickelt hatten. Viele hatten frische Narben und Striemen auf
ihrem Hintern und ihrem Rücken. Selbst die kräftigsten
von ihnen sahen ausgezehrt und ungesund aus. Der Jüngste oder
doch zumindest Kleinste von ihnen war ein magerer, nackter Junge am
Ende des Zuges. Er schluchzte in einem fort und murmelte die ganze
Zeit etwas von seiner Hand, die er in einem unmöglichen Winkel
in die Luft hielt. Der Aufseher brüllte ihn an, stampfte mit
dem Fuß auf und ließ seine Peitsche knallen, aber der
Junge hörte nicht auf zu klagen.
Ich aß mein Brot
auf, trank einen Schluck Wein und lehnte mich gegen den Baum. Ich
versuchte, mich auszuruhen, aber das unaufhörliche, nur vom
Knallen der Peitsche unterbrochene Gejammer zerrte an meinen
Nerven. Für einen reichen Bauern sind Sklaven billiger als
Vieh. Wenn sie sterben, sind sie mühelos zu ersetzen; der
Zufluß von Sklaven nach Rom nimmt kein Ende, wie Wellen, die
sich am Strand brechen. Ich bestieg Vespa und ritt
weiter.
Der Tag wurde immer
heißer. Den ganzen Nachmittag lang sah ich kaum einen
Menschen. Die Felder
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