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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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kurzem.«
    »Erst seit das
Gut seinen Besitzer gewechselt hat -meinst du. Mit anderen Worten,
du hast zum Hausstand gehört.«
    »Das ist
richtig. Aber bitte, vielleicht sollte ich meinem Herrn doch lieber
sagen -«
    »Nein, sag mir
eins: Es gab zwei Sklaven, die dem Vater deines früheren Herrn
in Rom gedient haben, Felix und Chrestus. Weißt du, wen ich
meine?«
    »Ja.« Er
nickte zögernd und schien meine Füße weiterhin
überaus faszinierend zu finden.
    »Sie waren bei
ihm in Rom, als der alte Herr ermordet wurde. Wo sind sie
jetzt?«
    »Sie
sind...«
    »Ja?«
    »Sie waren eine
Weile hier, in diesem Haus. Sie haben meinem früheren Herrn
Sextus Roscius gedient, als der noch Gast meines neuen Herrn Capito
war.«
    »Und als Sextus
Roscius ausgezogen ist? Hat er die Sklaven
mitgenommen?«
    »O nein. Sie
sind noch eine Weile hier geblieben.«
    »Und
dann?«
    »Ich glaube -
ich weiß es natürlich nicht genau -«
    »Was sagst du?
Sprich lauter.«
    »Vielleicht
solltest du doch besser mit meinem Herrn Capito
reden.«
    »Ich glaube
nicht, daß dein Herr große Lust hat, mit mir zu reden,
jedenfalls nicht lange. Wie heißt du?«
    »Carus.«
Er fuhr kurz zusammen und spitzte die Ohren, als habe er im Haus
etwas gehört, aber das Geräusch kam von draußen. Im
stillen Zwielicht der Dämmerung konnte man Capito hinter dem
Haus laut schimpfen hören, jetzt begleitet von einer heiseren
Frauenstimme. Das konnte nur die Herrin des Hauses sein. Sie
schienen sich vor den Sklaven anzubrüllen.
    »Sag mal, Carus,
war Sextus Roscius ein besserer Herr als Capito?«
    Er sah aus, als sei
ihm unbehaglich zumute, wie ein Mann mit einer vollen Blase. Er
nickte kaum wahrnehmbar.
    »Dann wirst du
mir vielleicht helfen, wenn ich dir sage, daß ich Sextus
Roscius’ Freund bin. Der beste Freund, den er auf dieser Welt
noch hat. Ich muß unbedingt wissen, wo Felix und Chrestus
sind.«      
    Sein Gesicht nahm
einen noch gequälteren Ausdruck an, bis ich glaubte, daß
er mir erzählen würde, daß die beiden tot waren.
Statt dessen warf er einen kurzen Blick über seine Schulter
und betrachtete dann wieder meine Füße. »In
Rom«, sagte er. »Mein Herr hat sie seinem Partner in
der Stadt verkauft, demjenigen, dem auch das gesamte Hab und Gut
von Sextus Roscius zugefallen ist.«
    »Magnus, meinst
du.«
    »Nein, der
andere.« Er senkte seine Stimme. »Der Goldene. Felix
und Chrestus sind in Rom, im Haus eines Mannes namens
Chrysogonus.«
    Chrysogonus, ein
griechisches Wort: goldgeboren. Einen Moment lang schwebte der Name
konturenlos durch meinen Kopf, dann schien er plötzlich wie
ein Donnerschlag in meinen Ohren zu explodieren und wurde zum
Schlüssel, den mir ein ahnungsloser Sklave in die Hand
gedrückt hatte, ein glänzender, goldener Schlüssel,
mit dem man das Geheimnis um die Ermordung von Sextus Roscius
aufschließen konnte.
    Im Garten konnte ich
noch immer Capitos Geschimpfe und die kreischenden Antworten seiner
Frau hören. »Sag deinem Herrn nichts davon«,
zischte ich dem Sklaven zu. »Hast du mich verstanden?
Nichts.« Ich drehte mich um und bestieg Vespa. Sie hatte
geglaubt, wir hätten endlich das Ziel unserer Reise erreicht,
sie schnaubte widerwillig und schüttelte den Kopf; ich trieb
sie weiter. Mit einem wachsamen Auge über die Schulter
blickend und jetzt ängstlich darauf bedacht, nicht gesehen zu
werden, ritt ich davon. Niemand durfte wissen, daß ich hier
gewesen war; niemand durfte wissen, wo ich schlief. Chrysogonus,
dachte ich und schüttelte ungläubig den Kopf. Die Gefahr
ließ mich schaudern. Natürlich war sie die ganze Zeit
dagewesen, aber erst jetzt hatte ich Augen, sie zu
erkennen.
    Ich stieß auf
die Hauptstraße und ritt zurück zu der Gabelung, die
mich zum Haus von Titus Megarus führen würde. Über
den Bäumen sah ich im verblassenden Licht eine Rauchfahne
aufsteigen, die Behaglichkeit und Ruhe versprach. Ich erklomm einen
kleinen Hang und sah plötzlich zwei Reiter, die sich auf der
Via Flaminia näherten. Ihre Rösser trotteten träge
bergauf, erschöpft wie Vespa. Die Männer schienen fast zu
dösen, als ob sie von einem langen Tagesritt müde
wären, dann blickten sie beide nacheinander auf, und ich sah
ihre Gesichter.
    Es waren zwei
kräftige, breitschultrige Männer in leichten,
ärmellosen Sommertuniken, beide sauber rasiert. Der Linke
hatte strähniges, schwarzes Haar, mürrische Augen und
einen brutalen Mund, er hielt die Zügel in der linken Hand.
Sein Freund hatte struppiges, strohblondes

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