Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
Vom Netzwerk:
Mond jagten. Von dem Säulengang unter
uns klang plötzlich weibliches Lachen herauf, und ich dachte,
wie natürlich sie sich in die schlichten Sitten des Landlebens
einfügen würde.
    Titus nippte an seinem
Wein. »Sextus ist also losgezogen und des Mordes an dem alten
Herrn angeklagt worden. Das war mir neu; vermutlich sollte ich
öfter mal in diese Taverne in Narnia gehen, um den neuesten
Klatsch mitzukriegen. Und du schnüffelst hier herum, um die
Wahrheit herauszufinden. Viel Glück. Das wirst du
brauchen.« Er schüttelte den Kopf und beugte sich vor,
um das Licht in der Villa seines Nachbarn argwöhnisch zu
betrachten. »Capito und Magnus wollen ihn endgültig aus
dem Weg haben. Sie werden keine Ruhe geben, bis der Mann tot
ist.«
    Ich warf einen Blick
zu Capitos Haus, dann nach oben zu den Sternen. Ich wollte nur
schlafen. Aber wer wußte, ob mein Gastgeber am kommenden
Morgen noch genauso gesprächig sein würde?
    »Sag mir, Titus
Megarus...« Vor lauter Wein und Müdigkeit versagte meine
Stimme.
    »Was soll ich
dir sagen, Gordianus von Rom?« Er sprach undeutlich. Er
machte einen so natürlich nüchternen und in allen Dingen
gemäßigten Eindruck, daß er wahrscheinlich zu der
Sorte Mann gehörte, die dem Wein nur in Gesellschaft
zusprach.
    »Erzähl mir
alles. Alles, was du weißt über den Tod des alten Sextus
Roscius und seinen Streit mit Capito und Magnus, und alles, was
danach geschehen ist.«
    »Das Ganze ist
ein einziger schmutziger Skandal«, knurrte er. »Jeder
weiß, daß irgendwas an der Sache stinkt, aber niemand
unternimmt etwas dagegen. Ich habe es versucht, aber es hat nichts
gebracht.«
    »Fang ganz am
Anfang an. Der Streit zwischen dem verstorbenen Sextus Roscius und
seinen Vettern Magnus und Capito - wie lange reicht der
zurück?«
    »Es war ein
Familienstreit, den sie schon mit ihrer Geburt geerbt haben. Alle
drei hatten denselben Großvater; Sextus’ Vater war der
älteste von drei Söhnen, Capito und Magnus waren die
Söhne der beiden jüngeren Brüder. Als der
Großvater starb, fiel praktisch das gesamte Anwesen
natürlich an den ältesten Sohn - also an den Vater von
Sextus Roscius. Na, du weißt ja, wie so was geht, manchmal
gibt es eine gütliche Einigung mit dem Rest der Familie,
manchmal einen häßlichen Streit. Wer kennt schon alle
Einzelheiten? Ich weiß nur, daß es sich bis zu den
Vettern der zweiten Generation weitervererbt hat, immer machten
Capito und Magnus gemeinsame Sache gegen Sextus, um einen
größeren Anteil am Familienvermögen zu ergaunern.
Irgendwie waren sie schließlich erfolgreich. Ein paar
leichtgläubige Seelen in Ameria glauben, sie seien schlicht
vom Schicksal begünstigt worden. Aber jeder, der über ein
bißchen Verstand verfügt, weiß, daß sie sich
die Hände blutig gemacht haben müssen, auch wenn sie
schlau genug waren, es wieder abzuwaschen.«
    »Also gut, der
Vater des älteren Sextus Roscius erbt den Familienbesitz, die
anderen bekommen ein besseres Almosen. Sextus Roscius der
Ältere ist wiederum sein Haupterbe - ich nehme an, er war der
älteste Sohn der Familie?«
    »Der einzige
männliche Nachkomme; die Roscii sind keine besonders
fruchtbare
Familie.«      
    »Also gut, der
ältere Sextus erbt, sehr zum Kummer seiner verarmten Vettern
Capito und Magnus. Wie arm waren sie eigentlich?«
    »Capitos Vater
hat es stets geschafft, einen der Höfe unten am Nar zu halten
und davon seinen bescheidenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Aber
Magnus hat es wirklich übel getroffen. Sein Vater verlor
seinen ererbten Hof und brachte sich schließlich um. Deswegen
ist Magnus in die Stadt gegangen, um dort seinen Weg zu
machen.«
    »Verbitterte
Männer. Und wenn Magnus nach Rom gegangen ist, um alles
über das Leben zu lernen, ist Mord eine Lektion, die man sich
schnell angeeignet hat. Wenn mein Gedächtnis mich im Stich
läßt, korrigiere mich: Der alte Sextus hat zweimal
geheiratet. Der ersten Verbindung entspringt filius. Die Frau
stirbt, und Sextus pater heiratet erneut. Ein zweiter Sohn wird
geboren, Gaius, und die geliebte junge Frau stirbt im Kindbett. Der
junge Sextus bekommt die Verwaltung der Güter übertragen,
während sein Vater und Gaius sich nach Rom begeben. Aber dann,
vor drei Jahren, am Abend von Sullas Triumph, ruft der junge Sextus
Vater und Bruder heim nach Ameria, und während ihres
Aufenthaltes stirbt Gaius an einer Lebensmittelvergiftung. Was
hatte denn der Dorfklatsch von Ameria dazu zu sagen,
Titus?«
    Er zuckte mit

Weitere Kostenlose Bücher