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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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Schwägern vor, die schon etwas
über den Zweck meines Besuchs zu wissen schienen. Gemeinsam
machten sie sich über Capito, Magnus und ihren Kumpan Glaucia
lustig, dann ließen sie das Thema mit einem Kopfnicken fallen
und schürzten die Lippen, als wollten sie mir sagen, daß
ich mich auf ihre Diskretion verlassen konnte. Bald wandte sich das
Gespräch dem Wetter und der Ernte zu, und Titus rückte
mit seinem Stuhl näher zu mir.
    »Wenn du
vorhattest, dir Capito und seine Kumpane vor deiner Abreise einmal
anzusehen, wirst du wohl enttäuscht werden.«
    »Wieso?«
    »Ich habe Lucius
heute morgen zu Besorgungen in die Stadt geschickt, und auf dem
Rückweg ist er den dreien auf der Straße begegnet.
Magnus murmelte irgendeine Unfreundlichkeit, also hat Lucius ihn
höflich gefragt, wohin die Reise gehen sollte. Capito hat ihm
erzählt, daß sie unterwegs zu neuen Gütern am Ufer
des Tiber seien, um dort zu jagen. Was natürlich bedeutet,
daß sie unmöglich vor Sonnenuntergang zurück sein
können, wenn sie überhaupt heute noch
heimkehren.«
    »Womit das Haus
in der Obhut von Capitos Frau bleibt.«
    »Wohl kaum. Als
Lucius in der Stadt war, hat er aufgeschnappt, daß die beiden
gestern einen schrecklichen Streit hatten und daß die Frau
nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Haus gestürmt ist, um bei
ihrer Tochter in Narnia zu übernachten. Das heißt, zur
Zeit ist niemand für das Anwesen verantwortlich außer
einem graubärtigen alten Verwalter, den Capito von Sextus
Roscius geerbt hat. Man sagt, der Alte trinkt den ganzen Tag Wein
und haßt seinen neuen Herrn. Ich erzähle dir das nur
für den Fall, daß du in Capitos Villa Dinge zu erledigen
hast. Der Herr und seine Frau und alle anderen außer Haus,
das kommt dir vermutlich ungelegen. Oder auch
nicht.«
    Er wandte sich wieder
dem allgemeinen Gespräch zu und trug das feinsinnige
Lächeln eines Verschwörers zur Schau, der ziemlich
zufrieden mit sich war.
    Tatsächlich
verließ ich Titus Megarus ohne die Absicht, noch einmal bei
Capitos Haus haltzumachen. Was ich wissen mußte, hatte ich
schon auf dem Hinweg in Erfahrung gebracht; in meinem Beutel trug
ich eine Kopie der Petition, die Titus und seine Mitbürger
Chrysogonus aus Protest gegen die Proskription von Sextus Roscius
vorgelegt hatten. Ich hatte kaum Augen für die friedliche
Heiterkeit des Tals von Ameria, als ich es verließ.
Während ich auf meinem Durchschnittspferd den Hügel
hinaufritt, waren meine Gedanken schon in Rom, bei Bethesda, Cicero
und Tiro; bei den Leuten aus der Straße des Hauses der
Schwäne. Ich runzelte die Stirn, als mir die Witwe Polia in
den Sinn kam, und mußte dann lächeln, als ich an die
Hure Elektra dachte; und dann machte ich abrupt kehrt und begab
mich auf den Weg zu Capitos Haus.
    Der Sklave Carus war
nicht erfreut, mich zu sehen. Er erkannte mich mit einem geplagten
Blick, als sei ich nur gekommen, ihn zu quälen.
    »Warum so
bedrückt?« fragte ich und ging an ihm vorbei in die
große Vorhalle. Die Wände waren frisch rosa verputzt.
Der in einem schwarzweißen Karomuster geflieste Boden war mit
Sägemehlhäufchen bedeckt, und der ganze Raum hallte mit
dem unnatürlichen Echo eines Hauses wieder, das gerade
renoviert wird. »Ich hatte gedacht, heute wäre so etwas
wie ein Feiertag für dich, wo doch dein Herr und deine Herrin
nicht da sind.«
    Er verzog das Gesicht,
als wollte er mir eine Lüge auftischen, besann sich jedoch
eines Besseren. »Was willst du?«
    »Was stand denn
vorher hier?« fragte ich und trat näher zu einer Nische,
die eine überaus schlechte Kopie einer griechischen
Alexanderbüste beherbergte, ein lächerlich
prätentiöses Kunstwerk, bestimmt nicht die Art
Gegenstand, die der junge Sextus Roscius in seinem Heim aufgestellt
hätte; es sah mehr aus wie ein Dekorationsstück aus dem
Haus eines Wegelagerers, der die Villen der geschmacklosen Reichen
ausplündert.      
    »Ein
Blumenstrauß«, sagte Carus und starrte mit leerem Blick
auf die Büste, die mit ihrem nichtssagenden Ausdruck und den
wüsten Haarsträhnen eher an Medusa als an Alexander
erinnerte, »ln den Tagen, bevor sich alles änderte, hat
meine Herrin immer eine silberne Vase in diese Nische gestellt mit
frischen Blumen aus dem Garten. Manchmal im Frühling haben die
Mädchen auch Wildblumen von den Hügeln
mitgebracht...«
    »Ist der
Verwalter schon betrunken?«
    Er sah mich
argwöhnisch an. »Analaeus ist so gut wie nie
nüchtern.«
    »Dann sollte ich
vielleicht besser fragen: Ist

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