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Das Lächeln des Cicero

Das Lächeln des Cicero

Titel: Das Lächeln des Cicero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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er
unpäßlich?«
    »Falls du
bewußtlos meinst, wahrscheinlich. Am anderen Ende des
Anwesens gibt es ein kleines Haus, in das er sich gerne
zurückzieht, wenn er kann.«
    »Das Haus, in
dem Sextus und seine Familie gewohnt haben, nachdem Capito sie
vertrieben hatte?«
    Carus sah mich finster
an. »Genau. Ich habe gesehen, wie Analaeus sich heute morgen
zusammen mit dem neuen Sklavenmädchen aus der Küche
dorthin auf den Weg gemacht hat, nachdem der Herr weggeritten war.
Die und eine Flasche Wein sollten ihn den Tag über
beschäftigt halten.«
    »Gut, dann wird
uns ja niemand stören.« Ich schlenderte in den
nächsten Raum, eine Art Wohnzimmer. Der Raum war
übersät mit den Abfällen der gestrigen Feier, einer
Feier, wie sie drei Männer von rauher Wesensart abhalten, wenn
ihre Frauen nicht da sind. Eine schüchterne, junge Sklavin
versuchte eifrig, Ordnung in das Chaos zu bringen, wobei sie sich
mit einem Ausdruck völliger Hilflosigkeit von einer
Katastrophe zur nächsten bewegte. Sie wich meinem Blick aus,
und als Carus in die Hände klatschte, verließ sie hastig
den Raum.
    An einer Wand hing
bedeutungsvoll ein großes Familienporträt, Wachsmalerei
auf Holz. Von dem kurzen Blick, den ich tags zuvor auf ihn geworfen
hatte, erkannte ich Capito:
    ein
weißhaariger, mürrisch aussehender Mann. Seine Frau war
eine strenge Matrone mit ausgeprägter Nase. Links und rechts
standen diverse erwachsene Kinder mit Ehegatten. Die gesamte
Familie schien den Künstler argwöhnisch anzustarren, als
befürchteten sie bereits, einen überhöhten Preis
zahlen zu müssen. 
    »Wie ich sie
verabscheue«, flüsterte Carus. Ich sah ihn
überrascht an. Er hielt den Blick weiter auf das Bild
gerichtet. »Die ganze Sippschaft, verdorben bis ins Mark.
Guck sie dir an, so selbstgefällig und selbstzufrieden. Das
Porträt war so ziemlich das erste, was sie nach ihrem Einzug
bestellt haben. Sie haben extra einen Künstler aus Rom
dafür hergebracht. So begierig waren sie, diesen schadenfrohen
Blick des Triumphes für die Nachwelt festzuhalten.« Er
schien unfähig, weiter zu sprechen; seine Lippen zitterten vor
Verachtung. »Wie kann ich dir erzählen, was ich in
diesem Haus mit angesehen habe, seit sie hier eingezogen sind? Die
Gemeinheit, die Vulgarität, die vorsätzlichen
Grausamkeiten? Sextus Roscius war vielleicht nicht der beste Herr,
den man sich wünschen kann, und auch die Herrin war bestimmt
manchmal wütend, aber sie haben mir nie ins Gesicht gespuckt.
Und selbst wenn Sextus Roscius seinen Töchtern ein
schrecklicher Vater war, was geht mich das an? Ah, die Mädchen
waren immer so niedlich. Wie leid sie mir getan
haben.«
    »Ein
schrecklicher Vater?« sagte ich. »Was meinst du
damit?«
    Carus ignorierte mich.
Er schloß die Augen und wandte sich von dem Porträt ab.
»Was willst du eigentlich? Wer hat dich nach Ameria
geschickt? Sextus Roscius? Oder diese reiche Frau aus Rom, von der
er gesprochen hat? Weswegen bist du gekommen? Um sie im Schlaf zu
ermorden?«
    »Ich bin kein
Mörder«, erklärte ich ihm.
    »Warum bist du
dann hier?« Er wirkte plötzlich wieder
ängstlich.
    »Ich bin
gekommen, um dir eine Frage zu stellen, die ich gestern vergessen
habe.«
    »Ja?«
    »Sextus Roscius
- pater, nicht filius - hat regelmäßig eine
Prostituierte in Rom besucht. Ich meine, es gab etliche
Prostituierte, aber diese war etwas ganz Besonderes für ihn.
Ein junges Mädchen mit honigfarbenem Haar, sehr
süß. Ihr Name -«
    »Elena«,
sagte er.
    »Sie haben sie
kurz nach der Ermordung des alten Herrn
hierhergebracht.«
    »Wer hat sie
hergebracht?«
    »Ich kann mich
nicht so recht erinnern, wer oder wann genau. Alles war so
verwirrend, dieser ganze Unsinn mit den Listen und Gesetzen.
Vermutlich waren es Magnus und Mallius Glaucia.«
    »Und was haben
sie mit ihr gemacht?«
    Er schnaubte
verächtlich. »Was haben sie nicht mit ihr
gemacht?«
    »Du meinst, sie
haben sie vergewaltigt?«
    »Und Capito hat
zugesehen. Er hat sich dabei von den Küchenmädchen Essen
und Wein auftragen lassen und sie fast zu Tode geängstigt. Ich
hab ihnen gesagt, sie sollten in der Küche bleiben, ich
würde die Bedienung übernehmen -und Capito hat mich mit
der Peitsche geschlagen und geschworen, er würde mich
kastrieren lassen. Sextus Roscius war außer sich, als ich ihm
davon erzählte. Das war zu der Zeit, als er noch Zutritt zum
Haus hatte, obwohl die Soldaten ihn bereits rausgeworfen hatten. Er
hat ständig mit Capito gestritten, und wenn er sich nicht

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