Das Lächeln des Killers
auf Lucias Dunwood frei.
Seine karottenroten Haare waren wild zerzaust. Er trug einen locker in der Hüfte zusammengebundenen weißen Morgenmantel und wirkte wie ein junger Mann, der aus dem Schlaf gerissen worden war ohne zu ahnen, was der Grund für das nächtliche Erscheinen zweier Ordnungshüterinnen war.
»Hallo.« Er blinzelte verschlafen. »Sie sind von der Polizei?«
»Ja.« Eve hielt ihm ihre Marke hin. »Und Sie sind Lucias Dunwood?«
»Richtig. Weshalb sind Sie hier? Was hat Ihr Erscheinen zu bedeuten? Gibt es irgendwelche Probleme in der Nachbarschaft?«
»Nicht, dass ich wüsste. Dürfen wir eintreten und kurz mit Ihnen sprechen, Mr Dunwood?«
»Meinetwegen. Entschuldigung, ich bin noch nicht ganz wach.« Er trat einen Schritt zurück und winkte in Richtung einer großen Eingangshalle, deren blank polierter Marmorboden im Licht eines dreiteiligen Silberleuchters blitzte. »Ich liege bereits seit ein paar Stunden im Bett. Ich bin es nicht gewohnt, dass mitten in der Nacht die Polizei bei mir erscheint.«
»Tut mir Leid, dass wir so spät noch stören. Ich habe schlechte Nachrichten für Sie. Vielleicht setzen wir uns besser hin.«
»Was für Nachrichten? Was ist los?«
»Mr Dunwood, es tut mir Leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Großvater nicht mehr am Leben ist.«
»Mein Großvater?«
Es war geradezu bewundernswert, wie er erbleichte und eine leicht zitternde Hand an seine Lippen hob. »Nicht mehr am Leben? Mein Großvater nicht mehr am Leben? Hatte er einen Unfall?«
»Nein, er wurde ermordet.«
»Ermordet? O Gott, oh, mein Gott. Jetzt muss ich mich wirklich setzen.« Er schaffte es noch bis zu einer lang gezogenen, silberfarbenen Bank, dort jedoch versagten seine Beine ihren Dienst. »Ich kann es nicht glauben. Es ist, als würde ich träumen. Was ist passiert? Was ist mit ihm passiert?«
»Ihr Großvater wurde vor ein paar Stunden aus dem East River gefischt, und jetzt ermitteln wir zu seinem Tod. Sicher ist sein Tod ein großer Schock für Sie, Mr Dunwood, aber es wäre uns eine große Hilfe, wenn Sie uns ein paar Fragen beantworten könnten.«
»Selbstverständlich. Selbstverständlich werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um Ihnen zu helfen.«
»Sind Sie allein im Haus?«
»Allein?« Sein Kopf fuhr in die Höhe, ein Hauch von Argwohn huschte über sein Gesicht, und rasch lenkte er seinen Blick zurück auf seine Füße.
»Falls Sie allein sind, gibt es vielleicht jemanden, den meine Assistentin anrufen kann, damit er Ihnen hier beisteht.«
»Nein, nein, das ist nicht nötig. Ich komme schon zurecht.«
»Wann haben Sie Ihren Großvater zum letzten Mal gesehen?«
»Er war geschäftlich unterwegs. Ich nehme also an, unser letztes Treffen ist schon ein paar Wochen her.«
»Hat er damals erwähnt, dass er Probleme hatte oder dass er um seine Sicherheit besorgt war?«
»Natürlich nicht.« Wieder hob er den Kopf. »Ich verstehe nicht...«
»Es besteht die Möglichkeit, dass Ihr Großvater von jemandem ermordet worden ist, den er kannte. Ein auf seinen Namen zugelassener Wagen wurde nur ein paar Stunden, bevor seine Leiche gefunden wurde, ein Stück flussaufwärts in Brand gesteckt. Er stand in der Nähe der Bahngleise unweit der Hundertdreiundvierzigsten Ost. Haben Sie eine Vorstellung, weshalb er in diese Gegend gefahren sein könnte?«
»Ich habe keinen blassen Schimmer. Sein Wagen wurde in Brand gesteckt? Das klingt wie – wie eine Art Vendetta. Aber Großvater war, er war Humanist, ein wirklich großer Mann, der sein Leben der Medizin und der Forschung gewidmet hat. Das alles muss ein fürchterlicher Irrtum sein.«
»Auch Sie studieren Medizin?«
»Ich mache gerade eine Pause.« Er presste seine Finger an die Schläfen, verdeckte dadurch den Großteil seines Gesichts, und Eve betrachtete den breiten, saphirbesetzten Goldring mit eingraviertem Drachenkopf an seiner rechten Hand.
»Ich wollte etwas Zeit zum Nachdenken, um mir darüber klar zu werden, welcher Bereich der Medizin der richtige für mich ist. Mein Großvater...« Seine Stimme brach, und hastig wandte er sich ab. »Es wird bestimmt nicht leicht, in derart große Fußstapfen zu treten, wie er sie hinterlassen hat. Er war mein Mentor, er hat mich inspiriert.«
»Er ist bestimmt sehr stolz auf Sie gewesen. Dann standen Sie beide einander also nahe?«
»Allerdings. Er war mein großes Vorbild, ein Mann, der in allem, was er tat, stets der Allerbeste war. Ich hoffe, dass ich mich seiner würdig
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