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Das Lächeln des Leguans

Titel: Das Lächeln des Leguans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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so viel
     herzlichem Einverständnisbeflügelt, setzte Luc hinzu, ganz gleich, was man tue, am Ende würden unser aller Knochen ohnehin unter tropischer Sonne bleichen.
     Ein auf dem Tisch zerberstender Eisblock hätte die Atmosphäre nicht nachhaltiger abkühlen können. Um die restlichen Möbel
     zu retten, schaltete ich mich ein und beteuerte, diese makabre Behauptung sei lediglich als philosophische Äußerung über die
     Vergeblichkeit allen menschlichen Strebens oder so ähnlich zu verstehen, um dann festzustellen, dass Großmutters Misstrauen
     dadurch nur noch zusätzlich angefacht wurde. In diesem Augenblick verkündete Luc, er wolle sich um den Abwasch kümmern, und
     noch bevor irgendjemand reagieren konnte, war er schon bei der Arbeit, spülte munter das Besteck mit heißem Wasser und jonglierte
     auf erschreckende Weise mit Großmutters kostbarem Porzellan. Ich griff nach einem Geschirrtuch und bemühte mich, das Tempo
     zu drosseln, während die Königin des Haushalts angespannt am Tischende saß und bei jedem Geräusch zusammenzuckte.
    Während Großmutter kurz darauf ihre Teller auf Sprünge überprüfte, gingen wir Männer auf die Veranda, um die frische Brise
     zu genießen. Großvater, der sich etwas darauf einbildet, ein kundiger Meteorologe zu sein, sagte für den folgenden Tag bei
     Flut Ostwind voraus. Luc studierte die Wolken und gab ihm recht, mit dem Zusatz, am Vormittag könne es allerdings Regen geben,
     worauf der alte Mann in schallendes Gelächter ausbrach. Da Luc auf diesem Gebiet gewöhnlich unfehlbar ist, würde Großvatermorgen, wenn der Regen auf das Dach der Räucherhütte trommelte, wahrscheinlich das Lachen vergehen, doch würde er seine Ehre
     immerhin dadurch retten können, dass er von Anfängerglück spräche. Jedenfalls war der Abend mild, es wehte ein angenehmes
     Lüftchen, und plötzlich kam mir die Idee, Luc zu fragen, ob er bei uns übernachten wolle. Er dachte erst, ich würde mich über
     ihn lustig machen; als er jedoch merkte, dass ich es ernst meinte, willigte er ein, wobei er so beeindruckt schien, als hätte
     ich ihm ein Zimmer im Nobelhotel
Manoir Richelieu
angeboten. Großvater gab, mit den Zähnen klappernd, seine Zustimmung. Großmutter schien die Vorstellung, dass Luc unter unserem
     Dach schlafen würde, zu irritieren, sie brachte es jedoch nicht übers Herz, mir diesen Gefallen abzuschlagen, und willigte
     schließlich ein. Vorausgesetzt, dass Lucs Vater mit unserem Plan einverstanden war. Mein Freund beteuerte, sein Papa hätte
     bestimmt nichts dagegen, doch Großmutter ließ nicht locker; sie bestand auf dessen Einwilligung. Sie wollte ihn anrufen, woraufhin
     Luc behauptete, man habe ihr Telefon abgestellt. Er schlug vor, seinen Vater lieber persönlich zu benachrichtigen, und lief
     hinunter zum Strand. Eine halbe Stunde später tauchte er, nachdem er sich in den Dünen die Beine vertreten hatte, mit dem
     vermeintlichen Segen des Schurken wieder auf. Ich konnte ihm diese Notlüge nicht verdenken; dazu war ich viel zu froh, dass
     es überhaupt klappte.
    Wir machten ein großes Feuer und rösteten einenganzen Beutel unschuldiger Marshmallows. Als Großvater zu Bett gehen wollte, bat Luc ihn, ihm das Zähneklappern beizubringen.
     Der alte Mann war bereit, ihn zu unterrichten, und Luc erwies sich als eifriger Schüler, denn er besaß einen kräftigen Kiefer
     und den nötigen Willen zu lernen. Nach einer einzigen Lektion konnte er das Morsealphabet beinahe auswendig und schlug in
     der Nacht virtuos die Zähne aufeinander. Großvater öffnete eine kleine Flasche und verkündete, die Geisterstunde sei da. Wir
     kamen in den Genuss der Geschichte von Jos Chibougamau, dem König der Holzfäller von Matagami, einem unermüdlichen Baummassakrierer,
     den Großvater angeblich in seiner abenteuerreichen Jugend persönlich gekannt und dem nachtragende Waldgottheiten zur Strafe
     die Augen ausgekratzt hatten. Jos sei, blind durch die Wälder irrend, von der hereinbrechenden Dunkelheit überrascht worden.
     Ich starrte in die Flammen und sah ihn vor mir, wie er ziellos umherwanderte, während Großvaters rauchige Stimme durch die
     sprühenden Funken schwebte. Mich überlief eine Gänsehaut, als ein rachsüchtiger Baum auf Jos hinabstürzte und ihn unter seinem
     Gewicht begrub; und als ganze Legionen fleischfressender Kornblumen mit lautstarkem chitinischem Geknabber über ihn herfielen
     und ihn bei lebendigem Leibe verzehrten, hatte ich das Gefühl, als

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