Das Lächeln in deinen Augen (German Edition)
zu sehen, wie es ihr geht , beantwortete sie sich die Frage. Allerdings musste sie zugeben, dass ihr diese Pflicht nichts ausmachte, ja sogar angenehm war.
Sie ging mit dem fertigen Tee ins Wohnzimmer und stellte die dampfende Tasse vor Beate ab. »Wen können Sie anrufen, damit er in den nächsten Tagen mal nach Ihnen schaut?«
»Das ist doch nicht nötig. Ich komme schon klar«, wehrte Beate ab.
Cornelia verstand. Es gab niemanden, den sie anrufen konnte. Beate wohnte ja erst ein paar Wochen in der Stadt. So schnell fanden sich keine Freunde.
Es klingelte an der Wohnungstür. »Das wird Clemens sein«, sagte Cornelia und ging zur Tür. Sie kam mit einer kleinen Tüte wieder und packte die verschiedenen Schachteln und Fläschchen aus. »Alle Achtung. Da haben Sie ganz schön was zu schlucken!« Sie las die verschiedenen Aufschriften auf den Verpackungen, drückte die Tabletten aus den Folien, die Beate nehmen musste, und reichte sie ihr. »Ich hole Ihnen ein Glas Wasser.«
Beate nahm die Tabletten in die Hand und setzte sich auf.
»Und dann legen Sie sich hin und schlafen«, befahl Cornelia, die mit dem Glas zurückkam. »Morgen früh schicke ich Ihnen Anna vorbei. Sie macht Ihnen ein ordentliches Frühstück und kocht was für später. Das brauchen Sie dann nur noch warmzumachen.«
Bisher hatte Beate Cornelias Hilfe widerspruchslos angenommen, doch jetzt protestierte sie. »Das ist jetzt aber wirklich nicht nötig!«
»Oh, keine falschen Skrupel. Sie müssen nicht denken, ich tue das für Sie. Ich tue das in erster Linie für mich. Eine Assistentin, die krank im Bett liegt, nützt mir nichts. Ich brauche Sie im Büro. Je mehr Ruhe Sie haben und je besser für Sie gesorgt wird, desto eher sind Sie wieder fit.«
»Verstehe.«
Cornelia stand etwas unentschlossen vor Beate. »Ja, dann lasse ich Sie jetzt allein. Oder kann ich noch was für Sie tun?«
»Nein, wirklich nicht. Den Rest schaffe ich allein. Danke für alles.«
Cornelia nickte. »Ja dann«, wiederholte sie. Warum nur widerstrebte es ihr, Beate alleinzulassen? Cornelia beugte sich zu Beate hinunter und legte die Hand auf ihre Wange. »Sehen Sie zu, dass Sie schnell wieder gesund werden. Ich brauche Sie.« Sie räusperte sich. »Ich kann die Arbeit unmöglich allein schaffen«, fügte sie hinzu, um ihren überraschenden Gefühlsausbruch abzuschwächen. Sie richtete sich wieder auf. »Ich sage Doktor Präger, er soll morgen noch einmal vorbeischauen.« Sie wandte sich zum Gehen.
Beate fühlte sich zu schlapp für einen Widerspruch.
Am nächsten Morgen begrüßte Cornelia statt Beates freundliche Stimme nur der leere Stuhl, der sie daran erinnerte, dass sie diese Woche ohne Beate auskommen musste.
Cornelia forderte eine Aushilfe vom Personalbüro an. Die kam, von einer anderen Abteilung, und Cornelia fand, sie war eine Katastrophe. Die Frau hatte ihrer Meinung nach einen Intelligenz-Quotienten von zwanzig. Ein Zehnjähriger übertraf ihre Auffassungsgabe um Längen.
Cornelia musste Dinge mehrmals erklären, so dass sie unzufrieden schnaufte, weil sie einfacher dran gewesen wäre, wenn sie die Zeit genutzt hätte, die Sache gleich selbst zu erledigen. Hatte die Frau endlich begriffen, worum es ging, kam sie so langsam in Gang wie eine Schnecke. Kurz und gut: Sie war das ganze Gegenteil von Beate.
Dass die Frau nichts dafür konnte, weil sie von niemanden in das Metier eingeführt, sondern einfach ins kalte Wasser geschmissen wurde, ließ Cornelia dabei völlig außer acht. Auch dass sie sonst häufig über Beate fluchte, weil die sie mit einer Unüberlegtheit oder bissigen Kommentaren in Rage brachte.
Der Tag war völlig chaotisch, und Cornelia hasste nun einmal so ein Drunter und Drüber. Sie liebte ihre geregelte Ordnung. Und wenn zu dieser Ordnung gehörte, Beates komische Ansichten in Kauf zu nehmen, dann war das eben so.
Cornelia rief Ramona an. Sie brauchte jemanden, der sie aufbaute.
»Was beklagst du dich?« fragte Ramona verständnislos. »Sie ist doch nur ein paar Tage krank. Dann kommt sie wieder. Und du wirst über sie genauso klagen wie über die Aushilfe. Das geht jetzt schon so seit dem ersten Tag, als sie bei dir anfing.«
»Wie meinst du das?«
»Sag mal, Liebes, ist dir eigentlich aufgefallen, dass du mir seit Wochen alle möglichen und unmöglichen Geschichten um diese Frau erzählst? Jedes Mal, wenn wir zusammen sind, muss ich mir anhören: Beate hier, Beate da, Beate dort.«
»Das stimmt doch gar nicht.«
»Ach, und
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