Das Lächeln in deinen Augen (German Edition)
was sie sein wollten: unabhängig. Frei von Illusionen über Liebe und gegenseitige Aufopferung. Das war etwas für Träumer. Liebe stellte doch in Wirklichkeit nichts weiter dar als eine besonders wirksame Form der Unterdrückung mit der Formel: Wenn du mich liebst . . . dann . . .
Und dennoch war sie heute in der Stimmung für diese Filme gewesen. Kein Wunder, dass sie Ramona damit vergrault hatte. Im umgekehrten Fall wäre es ihr nicht anders ergangen. Auch sie hätte nichts mit einer sentimentalen Ramona anfangen können. Deshalb passten sie beide so perfekt zueinander.
Andere meinten, diese Art Verhältnis sei oberflächlich. Sie verstanden nicht, wie sie sich damit zufriedengeben konnte. Versuchten ihr einzureden, das wäre nicht normal. Wenn schon kein Heim mit Mann und Kindern, dann doch wenigsten eine partnerschaftliche Beziehung. Auch gut, wenn es eine Frau war. Aber doch etwas Stabiles, Solides. Etwas, das Sicherheit implizierte. Die früher oder später aufkommende emotionale Monotonie leugneten sie hartnäckig. Fanden Worte wie harmonisches Miteinander oder seelischer Einklang dafür.
Nein, dachte Cornelia zufrieden. Sie vermisste Ramona nicht. So schön, wie es war, mit ihr einen Abend zu verbringen, es war ebenso gut, jetzt hier allein zu liegen. Und das war in Ordnung so. Denn wäre es anders, würde sie sich jetzt schlecht fühlen. Wem wäre damit geholfen?
10. Kapitel
D ie Tür wurde unsacht aufgestoßen und fiel krachend wieder zu. Anke baute sich bedrohlich vor Beates Schreibtisch auf. »Das hast du ja prima hinbekommen! Deine Chefin gegen mich aufzuhetzen, das ist ja wohl wirklich das Letzte!« Ihre Stimme kippte über vor unterdrückter Wut. »Danke, dass ich deinetwegen meinen Job losgeworden bin!«
Beate saß wie versteinert da und starrte Anke an. Wie befürchtet machte die sie für alles verantwortlich. Dafür kam sie sogar extra aus Hamburg nach Berlin!
»Hast du dich jetzt an mir gerächt, ja?« giftete Anke weiter. »Das denkst du vielleicht, meine Liebe, aber da täuschst du dich gewaltig. Ich bin noch nicht am Ende. Und was du kannst, kann ich schon lange. Warte nur ab.«
»Sie vergessen dabei vielleicht, dass Sie es waren, die den Prüfbericht gefälscht hat.« Cornelia war bei dem Krach im Vorzimmer eilig aufgesprungen, um nach dem Rechten zu sehen. Als sie die Situation erfasste, griff sie sofort ein.
Anke blickte sich zu ihr um. »Halten Sie sich da raus. Das hier geht Sie nichts an.«
Cornelia blieb völlig gelassen. »Da staune ich aber. Sie befinden sich in meinen Räumen, bedrohen meine Assistentin, und das geht mich nichts an? Ich denke, Sie verlassen dieses Büro umgehend.«
»Und ich denke, Sie können mich mal!«
Cornelias Augen wurden schmal. Ein deutliches Anzeichen für Ärger. »Ihr Ton gefällt mir nicht.«
»Das bricht mir aber das Herz«, erwiderte Anke ätzend und wandte sich wieder Beate zu. »Du kleines Biest, wenn ich mit dir fertig bin, bist du fertig. Das schwöre ich dir«, zischte sie.
Cornelia platzte der Kragen. Mit zwei Schritten war sie neben Anke und schob sie zur Seite. »Jetzt ist es genug! Verschwinden Sie oder ich rufe die Polizei.«
Anke ging, wie sie gekommen war, mit lautem Türknallen.
Beate saß nach wie vor regungslos hinter ihrem Schreibtisch.
Cornelia schaute sie besorgt an. »Sind Sie in Ordnung?« Beate fühlte Cornelias Hand auf ihrem Arm, sah in deren beruhigende Augen. »Sie kann Ihnen nichts tun.«
Beate fand endlich ihre Sprache wieder. »Da bin ich mir nicht so sicher. Sie wird herausfinden, wo ich wohne, und mich terrorisieren. So war es auch das letzte Mal.«
»Dann werden wir etwas dagegen unternehmen.«
»Ja, ich werde in eine andere Stadt ziehen.«
»Da habe ich ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden!« protestierte Cornelia.
»Ach ja? Inwiefern?«
Darauf wusste Cornelia keine Antwort. Nur dass sie Beate nicht wegen dieser hysterischen Furie verlieren wollte, das wusste sie. Du meinst, du willst deine Assistentin nicht verlieren! korrigierte sie sich selbst. Die Assistentin, die es mit dir aushält, die ihre Arbeit zuverlässig und schnell erledigt, mit der du dich mittlerweile durch einen Blick verständigen kannst. »Keine Angst«, sagte Cornelia beruhigend. »Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.«
Die nächsten Tage bewiesen jedoch das Gegenteil, genau wie Beate befürchtet hatte. Anke fand ihre Adresse und Telefonnummer heraus und begann sie mit Anrufen zu schikanieren. Die
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