Das Lächeln in deinen Augen (German Edition)
trotzdem bis zum nächsten Tag fertig werden. Beate rieb sich die Schläfen und suchte in ihrer Tasche nach den Tabletten. Sie fand nur die leere Packung. Auch das noch! Sie musste sich nachher in der Apotheke unbedingt Nachschub holen.
Cornelia kam von einem Termin zurück. Sie legte eine weitere Mappe auf Beates Schreibtisch ab. Beate nieste laut und putzte ihre Nase. »Entschuldigung.« Ihr Kopf zersprang fast vor Schmerz.
»Gesundheit«, sagte Cornelia und ging ins Büro. Einige Zeit später rief sie Beate zu sich. Die setzte sich in den Sessel gegenüber Cornelias Schreibtisch, wartete auf deren Anweisungen. Und wie gewohnt spulte Cornelia diese hintereinander herunter. Beate bemühte sich, ihr zu folgen, verlor jedoch zunehmend die Konzentration. Ihre Augen brannten. Der Kugelschreiber fiel ihr irgendwie aus der Hand. Beate bückte sich nach ihm. Als sie sich wieder aufrichten wollte, versagte ihr Gleichgewichtssinn. Sie stützte sich am Schreibtisch ab.
»Was haben Sie?« Cornelia runzelte die Stirn. »Gab es in einem der Büros vielleicht eine kleine Feier?« witzelte sie.
»Nichts«, wehrte Beate ab, nahm ihren Notizblock und sah Cornelia fragend an. »Wie war das letzte?«
Cornelia wiederholte den letzten Satz, fuhr in ihren Anweisungen fort. Beate schrieb mit. Plötzlich überkam sie erneut ein Schwindelgefühl. Sie schloss die Augen.
Cornelias kühle Hand auf ihrer Stirn ließ sie die Augen wieder öffnen.
»Sie glühen ja!« sagte Cornelia, nahm Beate Kugelschreiber und Block aus der Hand und goss ihr ein Glas Wasser ein. »Los, trinken Sie«, befahl sie.
Während Beate trank, nahm Cornelia den Telefonhörer. »Clemens? Kommen Sie bitte in mein Büro. Sie müssen Frau Thiele nach Hause fahren. Sie ist krank.«
Cornelia drückte nur auf die Gabel des Telefons, wählte eine weitere Nummer. »Doktor Präger? Ja, Mertens hier . . . Können Sie einen Hausbesuch machen? . . . In etwa einer Stunde? Gut . . . Nein, nicht bei mir, ich gebe Ihnen die Adresse gleich, warten Sie.« Sie schaute zu Beate. »Wo wohnen Sie?«
Beate fühlte sich so hundeelend, dass sie einfach die Adresse nannte. Cornelia wiederholte sie für den Arzt und legte auf. Sie goss ein zweites Glas Wasser für Beate ein, das die durstig hinunterstürzte.
Clemens kam.
»Können Sie aufstehen?« fragte Cornelia Beate.
Beate nickte. »Es geht schon wieder. Ich kann auch den Bus nehmen.«
»Kommt ja überhaupt nicht in Frage«, erklärte Cornelia kategorisch. Clemens half Beate, indem er sie vorsichtshalber stützte. Cornelia nannte auch ihm Beates Adresse.
»Bringen Sie Frau Thiele bis in die Wohnung«, wies sie Clemens an. »Sorgen Sie dafür, dass sie sich hinlegt. Doktor Präger wird gleich vorbeikommen.«
Beate lag auf dem Sofa.
Der Arzt schloss gerade seine Tasche, als es klingelte. »Ich gehe schon«, sagte er. Eine Minute später stand er wieder im Zimmer, neben ihm Cornelia.
Beate blickte sie verblüfft an.
»Frau Thiele hat eine schöne verschleppte Grippe«, wandte sich Präger an Cornelia. »Warum die Leute so scharf darauf sind, dass es ihnen erst einmal richtig schlecht geht, bevor sie einen Arzt konsultieren, werde ich nie begreifen. Statt zwei, drei Tagen wird sie jetzt mindestens eine Woche zu Hause bleiben müssen. Ich habe ihr ein Rezept ausgestellt und die Krankmeldung.«
»Ich sorge dafür, dass sie die Medikamente sofort bekommt«, erwiderte Cornelia. »Clemens wartet unten im Wagen. Er kann zur Apotheke fahren.«
»Sehr gut. Ich bin hier fertig. Ich kann ihm das Rezept gleich geben.«
»Danke.«
Präger ging.
Cornelia stand immer noch an derselben Stelle im Raum wie vorher. Jetzt ging sie zu Beate. »Was sollte das werden? Der sterbende Schwan?« In ihrer Stimme schwang eine Mischung aus Vorwurf und Sorge. Da Cornelia sich nicht entscheiden konnte, welche dieser beiden Regungen in ihr überwog, wusste sie auch nicht so recht, wie sie fortfahren sollte. Sie setzte sich einfach in den Sessel gegenüber der Couch. »Soll ich Ihnen einen Tee machen?«
Beate nickte schwach. »Danke.«
Cornelia ging in die Küche, füllte den Wasserkocher und schaltete ihn ein. Sie öffnete ein paar Schranktüren, fand erst die Tassen, schließlich den Tee. Was machst du hier, Cornelia? fragte sie sich dabei. Seit wann betreust du deine Angestellten zu Hause, wenn sie krank sind? Seit wann fährst du überhaupt zu ihnen? – Sie kippt in meinem Büro fast aus den Latschen, da habe ich ja wohl so eine Art Pflicht
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