Das Lächeln in deinen Augen (German Edition)
wäre schade, wenn diese Angelegenheit unser Verhältnis trüben würde. Ich finde nämlich, mittlerweile sind wir ein gutes Team.«
»Ja, finde ich auch«, sagte Beate in Gedanken versunken. Und diese Gedanken verfolgten sie den ganzen Tag. Sogar während des Abendessens, in dem sie appetitlos herumstocherte. Inzwischen hatte Beate es selbst satt, dieses Hin und Her in ihrem Kopf. Zum zigsten Mal ermahnte sie sich zur Vernunft. Zum zigsten Mal ohne Erfolg. Eine Lawine war in ihr ins Rollen gekommen und walzte alle Argumente platt, die irgend etwas mit Logik zu tun hatten.
Beate verstand nicht, dass das alles so plötzlich über sie hereinbrach. Sie wollte nicht wahrhaben, dass die Gefühle für Cornelia schon lange dagewesen waren und sie sich nur nicht getraut hatte, es zuzugeben. Und was war schuld an diesem Gefühlschaos? Der Abgang von Ramona Wagner. Die damit verbundene irrige Hoffnung, Cornelia würde – ja was? Auf sie aufmerksam werden? Sich ändern? Am besten beides! Was natürlich nur eine Illusion war. Cornelia würde weder das eine noch das andere tun. Warum sollte sie?
Aber du bist auf dem besten Wege, dich hoffnungslos in sie zu verlieben! Und dass du bei Cornelia wohnst, verbessert die Lage nicht gerade. Im Gegenteil. – Ich muss hier raus!
»Warum?« hörte sie Cornelia fragen. Erst jetzt wurde Beate bewusst, dass sie ihren letzten Gedanken laut ausgesprochen hatte.
»Äh . . . es ist ziemlich warm hier drinnen, finden Sie nicht?« stotterte Beate. »Ich brauche etwas frische Luft.«
»Machen wir einen Spaziergang im Garten?«
»Nein!« wehrte Beate fast hektisch ab. »Ich bin müde. Ich gehe ins Bett.«
Cornelia schaute sie fragend an, sichtlich irritiert. »Geht es Ihnen nicht gut?«
»Doch, doch. Das heißt . . . ich habe Kopfschmerzen.« Beate verabschiedete sich schnell und ging hinauf in ihr Schlafzimmer.
Fünf Minuten später klopfte es an der Tür. »Beate?« Es war Cornelias Stimme. »Ich habe hier zwei Kopfschmerztabletten für Sie. Darf ich hereinkommen?«
Beate seufzte. »Ja. Bitte.«
Cornelia trat ins Zimmer, in einer Hand ein Glas Wasser, in der anderen die Tabletten.
Beate stand am offenen Fenster.
Cornelia ging zu ihr. »Nehmen Sie das.«
Beate gehorchte und schluckte die Tabletten mit dem Wasser hinunter. »Danke«, sagte sie. Und jetzt geh bitte!
Cornelia blieb neben ihr stehen und legte eine Hand auf Beates Schulter. »Ich kann noch etwas hierbleiben, wenn Sie wollen.«
Beate schloss die Augen und seufzte. »Wollen Sie mir eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen?«
»Warum nicht? Ich hole ein Buch, während Sie sich zum Schlafen fertigmachen. Was mögen Sie am liebsten?«
Beate drehte sich zu Cornelia. »Das war nicht ernst gemeint.«
»Aber ich meine es ernst. Also? Was möchten Sie, das ich vorlese?«
Beate zuckte resigniert die Schultern. »Suchen Sie etwas aus.« Sie ging ins Bad. Heute schien nicht ihr Tag zu sein.
Zehn Minuten später, Beate lag eben gerade im Bett, klopfte es.
Cornelia kam wieder herein, zog sich einen Stuhl neben das Bett und hielt das Buch hoch, das sie ausgewählt hatte. »Kurzgeschichten. Genau das richtige vor dem Einschlafen.« Sie schlug das Buch an einer vorher ausgesuchten Stelle auf und begann zu lesen.
Beate lauschte ihrer Stimme. Sie klang ganz anders als sonst. Gelöst – und sanft. Beates Blick traf den Cornelias.
Die unterbrach sich. »Gefällt Ihnen die Geschichte?«
»Es ist eine Liebesgeschichte.«
»Ich weiß doch, dass Sie für Romantik zu haben sind.«
»Und Sie finden sie lächerlich.«
»Das muss nicht Ihre Sorge sein. Ich bin es schließlich, die ihre Prinzipien aufgibt.« Cornelia lächelte und las weiter.
Beate schloss die Augen. Cornelias Stimme rückte langsam in weite Ferne.
Als Cornelia Beates gleichmäßige Atemzüge hörte, klappte sie das Buch zu, stand leise auf und ging zur Tür. Dort verharrte sie, drehte sich um und schaute versonnen auf Beates schmale Gestalt. Und wieder drängte sich die Frage in ihre Gedanken: Was, wenn Ramona recht hatte?
12. Kapitel
C ornelia wartete auf Beate, die jeden Moment zum Frühstück herunterkommen musste. Aus der Küche drangen Laute einer merkwürdigen Aufregung. Cornelia ging hin, um nachzusehen, was diese Aufregung verursachte.
Arthur stand in der Hintertür und redete auf Anna ein. Er hielt etwas in der Hand. Bei näherem Hinsehen erkannte Cornelia eine kleine, struppige Katze. »Sie hockt jetzt den zweiten Tag verängstigt in einem Busch im
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