Das Lächeln in deinen Augen (German Edition)
braucht sie erst einmal Zeit, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen.«
»Und was wird aus Ihrem Frühstück?« Anna, aus ihrem Reich verdrängt, stand ratlos da.
»Wir frühstücken unterwegs«, sagte Cornelia. »Kommen Sie, Beate.«
Beate schaute auf die Uhr. »Das wird aber knapp, wenn wir pünktlich ins Büro kommen wollen.«
»Dann kommen wir heute eben mal ein paar Minuten später«, erwiderte Cornelia leichthin.
Sowohl Beate als auch Anna trauten ihren Ohren nicht. Beate staunte Cornelia mit offenem Mund an. »Später? Sie?« War es möglich, dass Cornelia wegen einer kleinen Katze von ihren Prinzipien abwich?
»Bis zur Besprechung sind wir in jedem Fall da. Das heißt: ich. Sie kümmern sich wie besprochen um die Ausstattung für unseren neuen Mitbewohner.«
» Die Katze ist ein Er «, stellte Beate am Abend nach einem prüfenden Blick fest.
»Wie wäre es? Suchen Sie für ihn einen Namen aus«, schlug Cornelia vor.
»Ich?«
»Ja.«
Beate besann sich kurz. »Wie wäre es mit Victor?«
Cornelia überlegte eine Sekunde. »Klingt gut.«
Anna brachte das Abendessen, und eine Weile beherrschten andere Interessen sie beide.
Zu Beates Verwunderung schlug Cornelia nach dem Essen erneut vor, ihr etwas vorzulesen. »Gönnen Sie mir das Vergnügen«, lächelte Cornelia, als Beate ablehnen wollte.
Cornelia überraschte Beate heute mit Geschichten über längst vergangene Zeiten, mystische, sagenumwobene Legenden. Haben die kriegerischen Amazonen wirklich gelebt? Wo lag Atlantis? Wurde Amerika schon vor Kolumbus entdeckt? Ist das Geheimnis der Osterinseln gelöst? Beate überließ sich der merkwürdigen Anziehungskraft all dieser Rätsel, die am Ende zwar gelöst wurden, an denen aber ein Rest von Zweifeln haften blieb.
Während Cornelia vorlas, versuchte Beate sie zu erforschen. Cornelia Mertens: Ein weiteres Rätsel. Nicht aus der Zeit vor Christi Geburt, sondern hier und jetzt. Eine Frau, die in dem Ruf stand, ausschließlich für ihre Firma zu leben, deren Wesen als unnahbar und kühl galt. Die aber im Moment nicht anwesend war. Vor ihr saß Cornelia, die Verwandelte. Zuvorkommend, aufmerksam, rücksichtsvoll. Eine Cornelia, in die sie sich mehr und mehr verliebte.
»Sie hören ja überhaupt nicht zu«, beschwerte Cornelia sich.
Beate schaute sie verlegen an. »Äh . . . Entschuldigung. Ich war ganz in Gedanken.«
»Und wo?«
Beate errötete. »Ach . . . überall und nirgends.«
»Sie brauchen keine Angst zu haben. Anke Riemann wird sich hier nicht blicken lassen. Und falls doch, bin ich ja auch noch da.«
»Ich habe keine Angst wegen Anke.«
»Na, um so besser.«
»Im Gegenteil. Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich meine Zelte hier abbreche«, sagte Beate. Und wenn erst wieder die alte Distanz hergestellt ist, wird auch dieses dumme Gefühl verschwinden. »Ich suche mir eine neue Wohnung, und dann falle ich Ihnen nicht weiter zur Last.«
»Sie fallen mir nicht zur Last. Kein Grund zu übertriebener Eile.« Cornelia schmunzelte.
»Sie haben offensichtlich noch nichts von den Gerüchten gehört, die sich in der Firma langsam aber sicher ausbreiten«, versuchte Beate es auf andere Weise.
»Ach das.« Cornelia winkte gelassen ab. »Früher oder später bekomme ich immer ein Verhältnis mit meiner neuen Assistentin angedichtet. Meine sexuelle Präferenz ist schließlich kein Geheimnis. Das hat nichts damit zu tun, dass Sie hier wohnen, glauben Sie mir. Die Leute reden eben gern.«
»Und das macht Ihnen nichts aus?«
»Dagegen kann man nichts tun. Ich beachte es gar nicht mehr. Und das sollten Sie auch nicht.«
»Das tue ich nicht.«
»Na, dann ist doch alles in bester Ordnung. Und wie gesagt, es besteht kein Grund für einen übereilten Aufbruch.«
13. Kapitel
» A ber es muss doch noch in irgendeiner Maschine zwei freie Plätze für den Rückflug geben«, beschwor Beate die Frau vom Ticketverkauf. »Ich weiß, dass alle Welt zur Hannover Messe fliegt. Ich habe in Hannover studiert. Die Messeveranstaltungen boten immer gute Jobs. . . . Auch keine Einzelplätze in zwei verschiedenen Flügen? . . . Das gibt es doch gar nicht. . . . Also gut. Dann für den nächsten Tag? Samstag. Haben Sie da noch was? . . . Ja? Wunderbar.«
Beate legte auf. Wie sollte sie jetzt so kurzfristig noch eine Übernachtungsmöglichkeit herzaubern? Das Durchtelefonieren der Hotels war jedenfalls viel zu zeitraubend. Vielleicht kam sie ja mit einer Suche im Internet schneller zu einem
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