Das Lächeln in deinen Augen (German Edition)
Eltern erzählt hat«, begann Beate zögernd zu erzählen. »Ich bin keine Therapeutin, aber ich würde sagen, nach dem Unfall hat sich in ihr eine tiefsitzende Verlustangst aufgebaut. Sie versucht seitdem, einen erneuten Verlust zu vermeiden, in dem sie jeglicher tieferen Bindung aus dem Weg geht. Damit sichert sie sich in ihrer Vorstellung ab.«
Ramona sah sie an und nickte. »Aber dann verstehe ich nicht, dass du hier wohnst. Nach dieser Theorie müsste das Cornelia doch auch verängstigen, weil ihr euch zwangsweise immer näher kommt.«
»Tut es ja auch.« Beate lächelte. »Ich glaube, hätte Cornelia gewusst, was sie auslöst, wenn sie mich bei sich aufnimmt, hätte sie es nie getan. Am Anfang war es ja wirklich nur eine Notlösung. Und als ich wieder gehen wollte – war es Höflichkeit oder schon die erste Angstreaktion, ich weiß es nicht – jedenfalls bat sie mich zu bleiben. Und jetzt will sie unbedingt , dass ich bleibe. Mittlerweile ist ihr wohl klar, in welcher Zwickmühle sie sich befindet. Wahrscheinlich deshalb auch ihre Gereiztheit eben.«
Ramona zuckte erneut die Schultern. »Vielleicht sollte sie eine Therapie machen.«
Beate atmete tief durch. »Ich hoffe, ich kann ihr auch ohne das beibringen, dass sie ihre Angst nicht dadurch besiegt, dass sie Gefühle verdrängt. Verluste gehören nun mal zum Leben dazu. Davor kann man sich nicht immer schützen.«
»Was willst du tun?« Ramona sah Beate fragend an. Dann schien sie zu begreifen. »Du sagst ihr, du ziehst aus?« Ramona nickte bestätigend. »Warum nicht? Du schaffst eine Situation, in der Connie einsehen muss, dass sie dich genauso verlieren kann, wenn sie an ihrer Position festhält. Das ist gar nicht so dumm.«
Beate schüttelte den Kopf. »Das wäre eine Möglichkeit. Aber ich fürchte, das reicht nicht, Cornelia dazu zu bringen, ihre Gefühle zuzulassen. Sie würde damit vorliebnehmen, dass wir uns ja im Büro sehen, und denken, alles ginge mit uns trotzdem irgendwie weiter. Ich muss leider zu einem anderen Mittel greifen.« Sie seufzte. »Cornelia war schon immer sehr eifersüchtig auf eine Freundin von mir. Ich glaube, wenn ich bei Cornelia durchblicken lasse, dass ich keine Lust mehr habe, auf sie zu warten, und so tue, als würde sich zwischen mir und Jana etwas entwickeln, bringt sie das in echten Handlungszwang.«
»Und wenn Connie nichts unternimmt?« warf Ramona ein. »Dann musst du einen Rückzieher machen.«
»Nein.« Beate schüttelte erneut den Kopf. Diesmal sehr rigoros. »Es mag Frauen geben, die ewig an der Seite der Geliebten leben, ohne dass die sich zu ihnen bekennt. Aber ich gehöre nicht dazu.«
Beate trank einen Schluck von ihrem Kaffee. Gerade hatte sie Jana in ihr Vorhaben eingeweiht.
»Also, an mir soll es ja nicht liegen«, meinte Jana. »Aber in meinen Ohren klingt dein Plan – entschuldige – nicht gerade sehr feinfühlig.«
»In meinen auch nicht«, gab Beate zu. »Aber ich warte jetzt seit vier Wochen darauf, dass Cornelia sich endlich mehr öffnet. Wie lange braucht sie, um sich an ihre Gefühle zu gewöhnen, wie sie sagt? Ich denke, dieser Prozess kann sich noch sehr, sehr lange hinziehen, wenn ich nicht ein wenig nachhelfe. Da können aus vier Wochen schnell vier Monate werden oder auch ein Jahr. Solange wollte ich eigentlich nicht warten. Das heißt, ich würde selbst das tun, wenn ich nur wüsste, dass es hilft. Was aber leider sehr unsicher ist.« Sie seufzte.
Jana grinste frech. »Jetzt bist aber eindeutig du diejenige, die Angst hat.«
»Ja. Angst, Spinnweben anzusetzen, während ich warte.« Beate lachte ein wenig über ihren eigenen Galgenhumor.
»Also gut. Wann fangen wir an?« wollte Jana wissen.
»Haben wir schon. Heute abend eröffne ich Cornelia, dass ich dich getroffen habe und dass wir zusammen im Fitnesscenter waren. Das hat uns so gut gefallen, dass wir verabredet haben, jetzt regelmäßig zweimal die Woche zu gehen.«
»Das klingt gut. Und was machen wir wirklich?«
»Wir gehen ins Fitnesscenter«, lachte Beate. Sie holte eine Karte aus ihrer Tasche, die sie Jana gab. »Das ist dein Halbjahresabonnement.«
»Oje.«
»Muss leider sein. Ich gehe davon aus, dass Cornelia es sich antun wird, mal zu schauen, was wir da so treiben.«
»Und was treiben wir?« fragte Jana anzüglich.
»Sport«, erwiderte Beate lächelnd.
»Fitness?« fragte Cornelia ungläubig. »Das hast du doch nun wirklich nicht nötig.«
»Es ergab sich eben so.« Beate tat harmlos. Innerlich
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