Das Land am Feuerfluss - Roman
und war zu Emily gegangen, um sie abzulösen. Ihre einsame Wache am Funkgerät hatte gut zwölf Stunden gedauert, und sie redete beinahe wirr vor Müdigkeit und Angst. Sandra hatte dafür gesorgt, dass Delilahs Kinder gefüttert und umgezogen wurden, bevor sie die drei in Gitterbetten neben George legte. Jane und Louise Harper stellten noch mehr Betten auf die hintere Veranda.
Die Toten waren auf einem Fuhrwerk herangeschafft und sofort in die Kirche gebracht worden, wo Frances Baker und Enid Harper die Leichname respektvoll wuschen, sie mit sauberen weißen Laken bedeckten und auf die Altarstufen betteten. Sie hatten nicht genau gewusst, wie sie mit dem chinesischen Koch verfahren sollten, der zweifellos ein Heide war – aber er hatte sein Leben im Kampf um Carey Downs verloren und wurde daher genauso behandelt wie alle anderen.
Jeder rechnete mit weiteren Opfern, denn obwohl der Brand beim Blackman’s Creek gelöscht worden war, kamen aus Carey Downs keine guten Nachrichten. Das Inferno hatte die westliche Grenze von Wilga durchbrochen und raste auf den Waratah Forest zu.
Rebecca gab sich große Mühe, nicht an die Menschen zu denken, die sie liebte, und die Gefahr, in der sie schwebten. Sie nahm sich der Wunden und Prellungen an, die Frauen und Kinder auf Ladeflächen bei der Fahrt über holprigen Untergrund davongetragen hatten. Von Emily wusste sie, dass Django die Spur von Danny aufgenommen hatte, aber mehr auch nicht – und es war gut zwei Stunden her, seit Delilah sich auf die Suche nach ihrem Vater gemacht hatte. Was Ben betraf, konnte sie dem Gerede der Männer, die nach Morgan’s Reach kamen, nur entnehmen, dass er noch immer mit Jake und Hunderten Freiwilliger da draußen darum kämpfte, das Feuer von Waratah fernzuhalten.
Rebecca war auf der vorderen Veranda und gönnte sich eine Zigarette und eine Tasse Tee, als sie Amy über die Straße auf sie zulaufen sah. Ihr Puls begann zu rasen, sie ließ die Zigarette in den Tee fallen und stürmte durch die Fliegengittertür. Ihr Mund trocknete vor Angst aus. »Was ist los? Was ist passiert?«
»Alles in Ordnung«, keuchte Amy. »Django hat Danny gefunden. Er ist in Sicherheit.«
Rebecca zitterten die Knie, und sie hielt sich an Amy fest, um nicht umzufallen. »Gott sei Dank. Wo ist er? Ich muss zu ihm.«
Amy schüttelte den Kopf, wobei ihre dunklen Locken um den Kopf wirbelten. »Django hat gesagt, du musst warten, bis er ihn nach Hause bringt.«
»Aber wieso? Warum kann ich nicht hin und die beiden abholen?«
Amy führte ihre Freundin wieder die Stufen hinauf auf die Veranda und drückte sie in einen Korbsessel. »Ich weiß, wie du dich fühlst – mir würde es mit George ja genauso gehen. Aber Django hat keinen Zweifel daran gelassen, dass es Danny gut geht. Er behält ihn im Auge, Becky – und wenn Danny bereit ist, nach Hause zu kommen, bringt er ihn sofort zurück.«
Sie verschränkte die Hände im Schoß. »Das verstehe ich nicht«, sagte sie gereizt. »Warum muss er ihn im Auge behalten – wieso kann er ihn nicht direkt nach Hause bringen?«
Amy setzte sich neben sie und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Danny ist mit jemandem zusammen, der John Miller heißt, und Django geht davon aus –«
Rebecca sprang auf. »Mir ist egal, wovon Django ausgeht«, fuhr sie Amy an. »Niemand von uns weiß, wer zum Teufel dieser John Miller ist, und ich will nicht, dass er in der Nähe meines Sohnes ist!«
»Aber Django wirkte so sicher«, sagte Amy. Tränen glitzerten in ihren Augen. »Bitte, Becky, du –«
Jane hatte diesen Wortwechsel gehört und kam nun geräuschvoll durch die innere Fliegengittertür. »Wenn Django ihn im Auge behält, wird Danny nichts zustoßen«, sagte sie nachdrücklich. »Du musst ihm vertrauen.«
»Aber ich verstehe das nicht«, sagte Rebecca. »Warum macht er aus allem so ein Geheimnis? Wer ist dieser Miller? Warum vertraut Django ihm meinen kleinen Jungen an?«
Jane wandte sich an die verzweifelte Amy. »Was genau hat Django gesagt?«
»Er hat gesagt, Danny ist bei Miller in Sicherheit, und er meint, man soll ihnen Zeit geben, damit Danny mit ihm sprechen und vielleicht am Ende mit dem Tod seines Vaters klarkommen kann.« Sie wandte sich wieder an Rebecca und nahm ihre Hand. »Tut mir leid, Becks, aber ich glaube, er hat recht.«
Rebecca kaute an einem Fingernagel, Zweifel und Ängste machten es ihr unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Plötzlich kam ihr ein Gedanke, und sie schaute wieder auf
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