Das Land am Feuerfluss - Roman
Amy und ihre Mutter. »Hat Django gesagt, wo sie sind?«, fragte sie abrupt.
»Es spielt keine Rolle, wo sie sind«, antwortete Jane, bevor Amy etwas sagen konnte. »Wir wissen, dass er außer Gefahr ist und Django ein Auge auf ihn hat.«
Entschlossen zog sie Becky von der Veranda ins Krankenhaus. Im spärlich beleuchteten Flur blieb sie stehen und nahm Rebeccas Gesicht in beide Hände. »Danny hat offensichtlich große Mühe auf sich genommen, um diesen Miller zu finden, also gib ihm die Chance, mit ihm zu reden«, sagte sie leise. »Er wird bald wieder zu Hause sein, Liebes – und dann kannst du alles darüber in Erfahrung bringen.«
Rebecca sah ein, dass ihre Mutter recht hatte – doch das machte es nicht gerade leichter.
»Du musstest mich nicht tragen«, sagte Danny mürrisch. »Ich bin kein kleines Kind.«
»Ich konnte dich doch nicht da liegen lassen, oder?«, erwiderte er. Eingehüllt in Decken, saßen sie auf dem Boden der Höhle oberhalb von Morgan’s Reach und warteten, bis das Teewasser kochte. »Du warst ohnmächtig, Kumpel.«
»Verdammte Scheiße«, flüsterte Danny.
Er zog eine Augenbraue hoch. »Lässt deine Ma zu, dass du so fluchst, Danny?«
Danny wurde rot, schüttelte den Kopf und vergrub das Kinn in den Falten der Decke. »Sie würde mir die Ohren langziehen«, gab er zu. »Aber ich dachte, es macht nichts, weil keine blöden Mädchen in der Nähe sind.« Er schaute schüchtern zu ihm auf. »Ich wette, du fluchst auch, wenn du mit deinen Kumpels zusammen bist. Mein Dad hat es auch getan.«
»Da hast du wohl recht.« Er rührte die Teeblätter ins Wasser und atmete den Duft ein. »Erzähl mir von deinem Dad, Danny. Was weißt du noch von ihm?«
Danny schaute von der Höhle auf das Rinnsal, das sich über die Felsen in den Bach ergoss, der zwischen den Bäumen verschwand. »Er hieß Adam Jackson, und er war groß und stark, hatte braune Haare und Augen wie ich. Er lachte richtig laut und sang immer, wenn er sich morgens rasierte.« Er rümpfte die Nase. »Mum sagte, er hatte eine Stimme, die Glas zersplittern konnte, aber mir hat es gefallen – dabei hab ich mich wohlgefühlt.«
Er beobachtete, wie Dannys Miene sich immer wieder veränderte und vernahm die Sehnsucht in dessen Stimme, sagte aber nichts; er goss den Tee in die Zinnbecher und gab etwas Zucker hinzu.
»Mein Dad war Tierarzt – der beste in Sydney. Der Kerl, den wir hier haben, ist ein miesepetriger alter Mann, der weit außerhalb der Stadt wohnt und allen zu viel abknöpft.« Danny schaute ihn an. »Ich war sehr stolz auf meinen Dad«, fuhr er fort, seufzte tief und richtete den Blick wieder auf das Wasser. »Nach dem Abendessen hat er mit mir Spiele gespielt, und manchmal haben wir im Busch gezeltet. Dann haben wir Cowboys und Indianer gespielt und uns von den Sachen aus der Natur ernährt.«
»Klingt nach einem wunderbaren Dad«, sagte er mit zugeschnürter Kehle. »Er muss dir sehr fehlen.«
»Ja, stimmt. Er war mein bester Kumpel.« Danny wischte sich mit der Faust eine Träne ab, rutschte dann vom Höhleneingang zurück und setzte sich ihm gegenüber. »Wie kommt es, dass du diese Stelle hier kennst? Bist du von hier?«
Er blies in den heißen Tee, um Zeit zu gewinnen. »Schätze mal, ich kenne viele Gegenden wie die hier«, sagte er leise. »Wo es Wasser und eine Quelle gibt, sind für gewöhnlich Felsen und Höhlen. Das war nicht schwer zu finden.«
»Warum hast du mich nicht nach Morgan’s Reach zurückgebracht?«
»Ich war mir nicht sicher, ob du da wirklich wohnst«, erklärte er. »Du bist ohnmächtig gewesen, denk dran, und wir hatten nicht die Gelegenheit, uns richtig vorzustellen. Im Übrigen bin ich hier fremd, und es hätte viel Aufsehen erregt, wenn ich mit dir auf dem Rücken dort aufgekreuzt wäre.«
Dannys Augen funkelten. »Bist du auf der Flucht? Ist die Polizei hinter dir her? Versteckst du dich deshalb?«
Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Ich bin nur einer, der ungestört sein will und versucht, von einem Ort zum anderen zu kommen. Ich bin lieber mit mir allein, das ist alles.«
Danny beäugte ihn nachdenklich, nahm den Becher in die Hand und blies in den heißen Tee. »George hat gesagt, sein Dad ist auch ein bisschen so gewesen. John Blake war Viehtreiber, und er war gern bei den Schwarzen im Busch.«
»Man kann von den Schwarzen viel lernen, Danny. Das ist nichts Schlimmes.«
Danny grinste. »Das hat mein Dad auch gesagt – er kannte alles Essbare im Busch und konnte
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